Reporting

Nestlé Deutschland stellt sich Dialog mit kritischen Stimmen

Wie etliche andere Unternehmen der Lebensmittelbranche muss sich auch Nestlé immer wieder scharfer Kritik durch Politik und Öffentlichkeit stellen – sei es wegen des Umgangs mit Ressourcen wie Wasser oder dem Tierwohl. Nestlé Deutschland sucht deswegen den Dialog mit kritischen Stimmen. Was die zu sagen haben und wie Deutschlands größter Lebensmittelhersteller mit ihnen umgeht, dokumentiert das Unternehmen in seinem neuen Fortschrittsbericht zur unternehmerischen Verantwortung.

04.07.2016

„Transparenz und offener Dialog auch mit kritischen Organisationen sind eine wichtige Grundlage für unsere Arbeit“, schreibt Béatrice Guillaume-Grabisch, die Vorstandsvorsitzende von Nestlé Deutschland, im Vorwort des Berichtes. Denn als Unternehmen sei man Teil der Gesellschaft. Und um deren Belange im Kerngeschäft berücksichtigen zu können, sei es „wichtig, im Dialog mit Partnern und auch mit kritischen Anspruchsgruppen gemeinsam an Lösungen zu arbeiten“.

Vertrauensverlust in die Branche hält an

Wie andere Unternehmen der Branche hat auch Nestlé seit einigen Jahren mit schwindendem Vertrauen seitens der Verbraucher zu kämpfen. Der Nestlé Corporate Equity Monitor, mit dem regelmäßig das Vertrauen in das Unternehmen und die Marken analysiert werden, zeigt, dass sich der Vertrauensverlust in die Branche seit 2014 sogar noch verstärkt hat. Dies sei „auch verbunden mit einer geringeren Bereitschaft der Konsumenten, Informationen der Unternehmen als glaubwürdig anzusehen“, heißt es in dem Fortschrittsbericht. Eine mangelnde Dialogbereitschaft sei ein weiterer Kritikpunkt.

Bericht zur gemeinsamen Wertschöpfung 2015

Auch um hier gegenzusteuern, hat Nestlé Deutschland 2013 einen Experten- und NGO-Beirat eingesetzt, der das Unternehmen bei der Umsetzung und Weiterentwicklung seines ein Jahr zuvor initiierten Qualitätsprogramms kritisch begleitet. In dem Gremium arbeiten sechs Fachleute aus Wissenschaft, Verbraucher- und Umweltorganisationen zusammen, darunter Georg Abel, Bundesgeschäftsführer der Verbraucher Initiative einem Bündnis kritischer Verbraucher mit Sitz in Berlin. Abel ist zudem Sprecher des Beirats und schreibt in einem Beitrag für den Bericht, dass sich das Unternehmen verändert habe.

Beirat erkennt Veränderungsbereitschaft bei Nestlé Deutschland

Dabei spricht der Verbraucherschützer von einem Paradigmenwechsel: „Kritik zu hören, lernen, ernsthafte Prüfungen der Anmerkungen und die Bereitschaft, Veränderungen voranzutreiben und umzusetzen“ – all das lasse bei Nestlé eine Veränderungsbereitschaft erkennen, so Abel. Sie zeige sich auch ganz praktisch: So hätten er und seine Mitstreiter Zugang zum Vorstand, könnten Fabriken vor Ort besuchen und mit den Beschäftigten der Zentrale Nachhaltigkeitsthemen diskutieren.

Laut Bericht sind durch die Arbeit des Beirats bereits einige Steine ins Rollen gekommen. Im vergangenen Jahr habe er sich etwa für einen nachhaltigeren Umgang mit der Ressource Wasser eingesetzt, außerdem für den Schutz der Biodiversität in den Lieferketten sowie den Ausbau der Verbraucherinformationen zu Ernährungs- und Umweltthemen. Daneben habe der Beirat sich für eine stärkere Wirkungsmessung der Nestlé-Nachhhaltigkeitsinitiativen ausgesprochen. Abel zufolge ist die Gruppe „optimistisch, dass die kritische externe Begleitung auch zukünftig zu weiteren Verbesserungen im Nestlé Qualitätsprogramm beiträgt“.

Fortschritte „in allen wichtigen strategischen Handlungsfeldern“

In diesem Programm konnte Nestlé Deutschland eigenen Angaben zufolge im vergangenen Jahr deutliche Fortschritte verbuchen, und zwar „in allen wichtigen strategischen Handlungsfeldern“, etwa im Geschäftsbereich Ernährung. Hier halten inzwischen 97 Prozent aller Nestlé-Kinderprodukte Nährwertvorgaben für Salz, Fett, Zucker und Kalorien ein. Die Konzernmarke Maggi hat außerdem den Zuckergehalt ihres Sortiments von 2013 bis 2015 um durchschnittlich acht Prozent reduzieren können. Gleichzeitig sei der Gehalt an gesättigten Fetten, die das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen, bei Produkten dieser Marke um rund vier Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken.

Punkten konnte das Unternehmen dem Bericht zufolge in den vergangenen Jahren auch beim Umwelt- und Ressourcenschutz. Der spezifische CO2-Ausstoß ist demnach im Vergleich zum Basisjahr 2005 kumuliert um 38,5 Prozent gesunken, der Energieverbrauch um 37,4 Prozent. Ziel ist es, beide Werte weiter zu reduzieren: den Energieverbrauch um 4,5 Prozent jährlich, die Treibhausgasemissionen um 5 Prozent. Außerdem gibt Nestlé Deutschland an, dass es inzwischen über 90 Prozent der verwendeten Verpackungen für das Recycling optimiert hat. Insgesamt investierte das Unternehmen im vergangenen Jahr rund 14,5 Millionen Euro in den Umwelt- und Ressourcenschutz.

Rohstoffbeschaffung aus verantwortungsvollen Quellen

Fortschritte wurden auch bei einer nachhaltigeren Beschaffung von Rohstoffen erzielt. Bei Zutaten wie Kakao, Vanille, Soja, Palmöl und Kaffee setzt das Unternehmen inzwischen „nahezu vollständig auf einen verantwortungsvollen Einkauf“. Nestlé unterstützt beispielsweise den Common Code for the Coffee Community, einem internationalen Nachhaltigkeitsstandard für Kaffee. Im Nestlé-Werk in Mainz entsprachen im vergangenen Jahr 99 Prozent der verarbeiteten Bohnen diesem Standard. Bei Kakao liegt die Quote bei 96 Prozent. Nestlé greift dabei entweder auf Ware mit dem UTZ-Certified-Siegel zurück oder auf Kakao aus dem eigenen Cocoa Plan, der sich ebenfalls an Nachhaltigkeitsvorgaben orientiert.

Marion Hammerl, ehrenamtliche Präsidentin des Global Nature Fund und Mitglied des Experten- und NGO-Beirats des Unternehmens, bewertet dies durchaus als Erfolge – auch wenn in Sachen Kakao- und Kaffeebezug „noch Herausforderungen bei den ökologischen und sozialen Handlungsfeldern“ blieben. Nestlé Deutschland scheint indes bereit, diese aufzugreifen. Vorstandsvorsitzende Béatrice Guillaume-Grabisch verspricht, das interne Qualitätsprogramm in den kommenden Jahren weiter auszubauen. Dabei gelte es auch, „Gelerntes auf weitere Produktbereiche und Prozesse zu übertragen“.

Über den Bericht

Die Nestlé Deutschland AG hat ihren Bericht zur Gemeinsamen Wertschöpfung 2015 Mitte Juni 2016 veröffentlicht. Der Fortschrittsbericht zur unternehmerischen Verantwortung steht unter dem Titel „Qualität nehmen wir persönlich“ und dokumentiert auf rund 70 Seiten Entwicklungen des Unternehmens in den Handlungsfeldern Ernährung, Beschaffung, Umwelt, Mitarbeiter und Produktsicherheit. Die Inhalte entsprechen dem Berichtsstandard GRI 4 der Global Reporting Initiative und flankieren den internationalen Bericht des Konzerns, der sich über rund 350 Seiten erstreckt.

Quelle: UmweltDialog
 

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