Reporting

Wettbewerbsvorteil durch Integrated Reporting?

Petra Justenhoven und Nicolette Behncke, beide PwC Deutschland, erklären im Interview, warum Unternehmen durch die integrierte Berichterstattung einen tiefen Einblick in ihre Arbeit ermöglichen sollten.

06.11.2017

Wettbewerbsvorteil durch Integrated Reporting?

UmweltDialog: Durch Ihren Wettbewerb „Building Public Trust Award“ motivieren sie Unternehmen dazu, in ihre Berichterstattung finanzielle und nicht-finanzielle Werttreiber aufzunehmen. Warum ist Ihnen das ein Anliegen?

Petra Justenhoven: Die reinen Finanzkennzahlen bilden nur einen kleinen Teil des Marktwertes eines Unternehmens ab – 84 Prozent seines Wertes werden durch nicht-finanzielle Faktoren bestimmt, beispielsweise das intellektuelle Kapital. Diese Werttreiber werden im klassischen Finanzreporting nicht ausreichend abgebildet. Daher brauchen wir eine neue Form der Berichterstattung, die auch die Interessen der Stakeholder stärker berücksichtigt. Nur dann können sich Öffentlichkeit und Investoren ein glaubwürdiges und umfassendes Bild von einem Unternehmen machen.

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Welche Rolle spielt bei der aktuellen Entwicklung das neue Gesetz zur Umsetzung der CSR-Richtlinie in Deutschland, das im April 2017 in Kraft getreten ist?

Nicolette Behncke: Das neue Gesetz zur Umsetzung der CSR-Richtlinie verpflichtet kapitalmarktorientierte Unternehmen sowie Kreditinstitute und Versicherungen mit mehr als 500 Beschäftigten dazu, auch über ihre Auswirkungen auf Umwelt, Arbeitnehmer- und Sozialbelange, Korruption und Menschenrechte Auskunft zu geben. Zudem hat der Aufsichtsrat diese neuen Berichte zu prüfen. Dadurch ist das Thema Nachhaltigkeit ganz oben auf die Agenda vieler Unternehmen gerückt. Die Konzerne sind jetzt gezwungen, schnell zu handeln und neben dem klassischen Konzernabschluss auch eine Darstellung der wesentlichen nicht-finanziellen Themen aufzusetzen. Wir hätten uns gewünscht, dass mehr Unternehmen nicht erst auf Druck des Gesetzgebers handeln, sondern den Wandel von sich aus vorantreiben, in eigener Sache sozusagen. Umso stärker ist die Leistung unserer fünf Preisträger 2017 zu würdigen.

Für Unternehmen bedeutet es zunächst einen erheblichen Mehraufwand, auch nicht-finanzielle Werttreiber in ihre Berichterstattung zu integrieren. Welchen Vorteil haben sie davon?

Justenhoven: Einen handfesten Wettbewerbsvorteil. Wir wissen heute, dass sich die Aktienkurse der Unternehmen, zu deren Strategie Nachhaltigkeit gehört und die ihre Stakeholder darüber informieren, besser entwickeln. Das haben Studien eindeutig belegt. Die Unternehmen stärken durch eine integrierte Berichterstattung aber auch das Vertrauen der Öffentlichkeit in ihre Arbeit und gewinnen selbst einen tieferen Einblick in ihre Geschäftstätigkeit, der es ihnen erlaubt, überlegtere Entscheidungen zu treffen und Risiken früher zu erkennen.

Was zeichnet eine gute integrierte Berichterstattung aus? Worauf haben Sie bei der Wahl der fünf Preisträger besonderen Wert gelegt?

Behncke: Viele Unternehmen glauben zunächst, dass es nur darum geht, ihre Berichterstattung zu verbessern und einzelne Inhalte zu ergänzen. Doch Integrated Reporting bedeutet weit mehr: Die Berichterstattung muss eng verzahnt sein mit den strategischen Zielen des Unternehmens und ökonomische, ökologische und soziale Faktoren in einen Zusammenhang bringen. Das hat Auswirkungen auf die gesamte Unternehmenssteuerung.

Quelle: UD
 

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