Politik

Wut macht Menschen wirtschaftskonservativ

Wer wütend ist, gibt sich wirtschaftskonservativer. Dieses Ergebis offenbart eine Reihe von Studien von Wirtschaftswissenschaftlern der University of Cincinnati, die in Kooperation mit Kollegen der University of Manitoba erstellt wurden. Demnach macht Wut aber nicht allgemein konservativer. Dass sie nur in einem speziellen Punkt die politische Einstellung der Menschen zu beeinflussen scheint, liegt den Forschern zufolge daran, dass Wut den Wetteifer anstachelt - also letztlich das Streben, ökonomisch zu gewinnen.

28.09.2017

Wut macht Menschen wirtschaftskonservativ

In einer ersten Studie des Marketingsprofessors Anthony Salerno von der University of Cincinnati in Kooperation mit Professor Keri Kettle von der University of Manitoba hatte das Team zunächst 538 Studenten danach gefragt, wie leicht diese wütend werden, wie wettbewerbsorientiert sie sich sehen und wie sehr sie verschiedenen Behauptungen zustimmen. Eine der Behauptungen lautete beispielsweise: "Wenn Menschen hart arbeiten, werden sie meist auch bekommen, was sie wollen." Dabei hat sich ein direkter Zusammenhang zwischen Wutanfälligkeit, Wetteifer und wirtschaftlichem Konservativismus gezeigt.

Um den Verdacht, dass also Wut wirtschaftskonservativ macht, zu erhärten, haben die Forscher dann eine Crowdsourcing-Studie durchgeführt, für die die Teilnehmer zunächst ein kurzes Essay schreiben und im Anschluss einige Fragen beantworten mussten. Eine Testgruppe sollte in einem Essay nur ihren Alltag beschrieben, während eine zweite Gruppe Erlebnisse wiedergeben sollte, die sie mit dem Gefühl der Wut verbinden. "So haben wir die Leute wütend gemacht, und dann gesagt: 'Ach übrigens, wir wollen Ihnen noch ein paar einfache Fragen zur Persönlichkeit stellen'", sagt Anthony Salerno, Marketingprofessor an der University of Cincinnati. Neben Standardfragen nach dem Geschlecht und Alter der Teilnehmer hat das Team auch einige Details abgefragt, die letztlich ihre wirtschaftliche Einstellung widerspiegeln. Dabei hat sich gezeigt, dass die Testgruppe, die vorher von durch das Wut-Essay beeinflussten Teilnehmer klar konservativere Ansichten vertraten als die Kontrollgruppe.

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Wettbewerb als Faktor

Die Erklärung für dieses Phänomen ist den Autore der Studie zufolge simpel. "Wenn man Menschen wütend macht, stachelt man ihren Wetteifer an", erklärt Salerno. Bei einem Wettbewerb gehe es allerdings stets ums Gewinnen und meist um eine Form von Ressource. "Wir denken, dass die Leute einen stärkeren Fokus auf Ressourcenakquise bekommen, wenn man sie wetteifernder macht." Das wiederum verträgt sich eher mit wirtschaftskonservativen Ansichten.

Eine weitere Studie der Ko-Autoren hat eben diese Vermutung gestützt. Die Teilnehmer sollten in dieser Studie zunächst Sätze aus vorgegebenen Wörtern bilden, die entweder Ressourcenknappheit oder -reichtum suggerierten - zum Beispiel "selten" beziehungsweise "häufig". Jene, die somit beeinflusst waren, an knappe Ressourcen zu glauben, haben dann wirtschaftskonservativere Ansichten vertreten. Ein Gefühl der Dankbarkeit hingegen hat wirtschaftsliberale Antworten begünstigt.

Quelle: UD/na
 

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