Lieferkette

Zwangsarbeit bei Tee und Kakao

In den globalen Lieferketten, aus denen Tee und Kakao für den europäischen Markt stammen, ist die Ausbeutung von Arbeitskräften bis hin zur Zwangsarbeit weit verbreitet. Das hat eine Studie der University of Sheffield ergeben.

15.06.2018

Zwangsarbeit bei Tee und Kakao
Tee wird häufig in Zwangsarbeit geerntet, ergab eine Studie.

Auch gängige Ethik-Zertifizierungsprogramme helfen demnach nicht. "Die Verbreitung von Zwangsarbeit in den Tee- und Kakao-Lieferketten muss ein Weckruf für Regierungen, Branchen und Prüfer sein", mahnt Projektleiterin Genevieve LeBaron.

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Wenig Geld, viel Missbrauch

Tee und Kakaoprodukte sind hierzulande allgegenwärtig und ein gutes Geschäft für große Marken. "An der Basis der globalen Lieferketten, die diese Produkte in unsere Regale bringen, stehen aber schwerst ausgebeutete Tee- und Kakaoarbeiter, die regelmäßig Missbrauch ausgesetzt sind und weiter unter der Armutsgrenze leben", betont LeBaron. Ihr Team hat über zwei Jahre die Kakaoindustrie in Ghana und die Teeindustrie in Indien eingehend untersucht. Unter anderem gab es Befragungen von über 1.000 Arbeitern aus 22 indischen Teeplantagen und 74 ghanaischen Kakao-Gemeinden.

Der Studie zufolge gibt es einen großen, systemischen Bedarf an billiger und erzwungener Arbeit. Das Projekt hat unter anderem Belege für sexuellen Missbrauch, Gewaltandrohungen, Schuldknechtschaft, das Vorenthalten von vorgeschriebenen Gütern und Dienstleistungen sowie Lohnentzug gefunden. So mussten 40 Prozent der indischen Teearbeiter unfaire Lohnkürzungen hinnehmen, die geringsten Löhne liegen bei nur 25 Prozent der Armutsgrenze. Knapp die Hälfte der Teearbeiter hat zudem keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. In Ghana indes mussten 23 Prozent der Kakaoarbeiter schon Arbeit verrichten, für die sie gar nicht bezahlt wurden.

Nutzlose Ethik-Zertifikate

Die Studie hat auch Teeplantagen erfasst, die die Zertifizierungen wir Fairtrade, Ethical Trade Partnership oder Trustea vorweisen können. Doch gab es den Forschern zufolge nicht nur wenig Unterschiede in den Arbeitsbedingungen oder Löhnen zwischen Plantagen mit den offenkundig wenig aussagekräftigen Ethik-Zertifikaten und solchen ohne. "Einige der schlimmsten Fälle der in unserer Arbeit dokumentierten Ausbeutung geschahen auf ethisch zertifizierten Plantagen", betont LeBaron. Die Zertifizierungen bringen den Arbeitern vor Ort also offenbar nichts.

"Die Ausbeutung, die wir dokumentiert haben, ist keineswegs zufälliger Missbrauch durch ein paar 'faule Äpfel'. Das ist vielmehr eine Konsequenz der strukturellen Dynamik der Art, wie globale landwirtschaftliche Lieferketten organisiert sind", meint LeBaron. Sie ortet dringenden Handlungsbedarf, um eine ausreichende Bezahlung für alle Arbeitskräfte zu erreichen und die Durchsetzung von Arbeitsstandards zu stärken.

Zum Abschlussbericht des Projekts "Global Business of Forced Labour"

Quelle: UD/pte
 

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