Politik

Fracking: Umweltbundesamt gibt eigene Studie falsch wieder

Der wissenschaftliche Leiter der jüngsten Studie des Umweltbundesamtes (UBA) zum Thema Fracking hat sich erstaunt darüber gezeigt, dass die Behörde die Gasfördermethode als riskant und gefährlich einstuft. "Fracking ist und bleibt eine Risikotechnologie", hatte UBA-Präsidentin Maria Krautzberger bei der Vorstellung des Papiers Ende Juli als Fazit verkündet. Studienleiter Uwe Dannwolf widerspricht ihr: "In unserem Gutachten stehen solche Worte nicht drin", so der Hydrogeologe im Interview mit dem ARD-Politikmagazin "Panorama" vom NDR.

09.09.2014

Fracking: Umweltbundesamt gibt eigene Studie falsch wieder zoom

"Was Frau Krautzberger macht, kann ich ihr nicht vorschreiben. Ich kann nur auf das Gutachten verweisen und sagen, ich würde es so nicht auslegen." Die Risiken beim Fracking hält er für beherrschbar, sie gingen nicht über die anderer Technologien hinaus.

Pikant daran: Die Studie wurde bundesweit als aktueller Beleg für die Gefahren von Fracking wahrgenommen. Sie ist eine wichtige Grundlage für den Gesetzentwurf zur Regulierung von Fracking, der derzeit gemeinsam vom Bundeswirtschafts- und vom Bundesumweltministerium ausgearbeitet wird. Laut Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) werde man darin die weltweit schärfsten Regelungen zum Fracking vorlegen.

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UBA-Präsidentin Maria Krautzberger hatte Fracking im Schiefergestein als Risiko für das Trinkwasser bezeichnet. Dezidiert widersprach Dannwolf im "Panorama"-Interview der Auffassung, aufsteigende Frackingsflüssigkeit könne sich unkontrolliert im Boden ausbreiten und sei dadurch eine Gefahr für Trinkwasserschichten. Er hält die schon jetzt geltende Vorschrift von mindestens 1.000 Metern Abstand zwischen Fracking und dem Trinkwasser für ausreichend.

Krautzberger wollte sich "Panorama" gegenüber nicht äußern. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks lehnte im Interview mit "Panorama" eine direkte Kommentierung des Vorgangs ab. Generell stimme sie aber weiter vollständig mit der kritischen Position des Umweltbundesamts zu Fracking überein. Zur Zukunft von Schiefergas in Deutschland sagte Hendricks: "Ich sehe nicht, dass Schiefergas auf absehbare Zeit eine Zukunft in Deutschland hat, eine wirtschaftliche Zukunft ganz gewiss nicht. Wissenschaftlich kann hier oder da erforscht werden, aber wir werden in wenigen Jahren sehen, ob es unter diesen strengen Voraussetzungen, wie wir sie in Deutschland erlassen werden, überhaupt noch ein wirtschaftliches Interesse daran gibt, das dann wirklich zu versuchen. Ich gehe nicht davon aus."

Deutsche Akademie der Technikwissenschaften: Fracking beherrschbar

Ein neuer Bericht der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech) kommt ebenfalls zu dem Fazit, dass die Risiken durch Fracking beherrschbar seien. "Ein generelles Verbot von Hydraulic Fracturing erscheint auf der Basis von wissenschaftlichen und technischen Fakten nicht begründbar", heißt es in dem Papier, das "Panorama" vorliegt. Daher könnte die Technologie in die weitere Erforschung und Anwendung gehen, wenn sachgerecht gearbeitet werde. Vor jedem Frackvorgang müsse jedoch eine Voruntersuchung stattfinden.

Mehrere führende Geowissenschaftler fordern in dem Bericht eine sachliche Debatte über die umstrittene Technologie unter Berücksichtigung der Vor- und Nachteile. "Die grundsätzliche und emotionale Ablehnung in Teilen der Gesellschaft beruht im Wesentlichen auf spektakulär aufbereiteten und teilweise sensationsgetragenen Medienberichten über Vorfälle im Zusammenhang mit der Gewinnung von Schiefergas in den USA."

Der Bericht der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften wurde verfasst von einer Gruppe von Universitätsprofessoren und Bohrexperten um Rolf Emmermann, Gründungsdirektor und ehemaliger Vorstandsvorsitzender des GeoForschungsZentrums Potsdam. Zudem war er Koordinator des Kontinentalen Tiefbohrprogramms der Bundesrepublik Deutschland. Die Akademie der Technikwissenschaften ist die Interessenvertretung führender Forscher aus dem Bereich der Technikwissenschaften. Die Institution wird von Bund und Ländern sowie von Privatpersonen und Unternehmen gefördert.

Quelle: UD/na
 

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