Plastik & Müll

memo denkt Plastik neu

Plastik verschmutzt zunehmend unsere Umwelt. Mittlerweile findet es seinen Weg sogar bis in die Arktis. Was tun? Die Firma memo will ihren Teil zur Lösung beitragen. Das nachhaltige Versandhaus hat eine neue, umweltfreundlichere Verpackung für sein Vollwaschmittel entwickelt. Eine Idee mit Vorbildcharakter.

01.06.2018

In ihrem mehr als dreißigjährigen Schiffsleben hat die Polarstern bereits mehr als 1,5 Millionen Seemeilen im Auftrag der Forschung zurückgelegt und dabei Wind, Wellen, Schnee und Eis getrotzt. In den Sommermonaten ist der Forschungseisbrecher in der Regel in arktischen Gewässern unterwegs. Die Temperaturen liegen dann im Schnitt um den Gefrierpunkt. Gefühlt sei es jedoch oft deutlich kälter, schildert die Biologin Ilka Peeken vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) ihre Erfahrungen an Bord des Forschungsschiffs.

Das deutsche Forschungsschiff Polarstern bei seiner Fahrt über den Lomonossow-Rücken.
Das deutsche Forschungsschiff Polarstern bei seiner Fahrt über den Lomonossow-Rücken.

Beunruhigende Entdeckung in der Arktis

Ilka Peeken zählt zu den wenigen Wissenschaftlern, die bisher die Gelegenheit hatten, den arktischen Ozean umfassend zu untersuchen. Auf ihren Expeditionen in den Jahren 2014 und 2015 suchte sie nach etwas, das man nicht gerade im ewigen Eis erwartet: Plastik. Während jeder die Bilder von vermüllten Stränden und Vögeln, die inmitten von Abfällen brüten, kennt, gilt die Arktis als eine der letzten unberührten Regionen der Erde. Doch das Team um Ilka Peeken fand in seinen Eisproben jetzt so viel Plastik wie nie zuvor, zum Teil mehr als 12.000 Teilchen pro Liter Meereis.

Bei einem Großteil davon handelte es sich um sogenanntes Mikroplastik mit einem Durchmesser von wenigen Mikrometern. Mikroplastik entsteht durch den langsamen Zerfall größerer, im Meer treibender Plastikteile. Es gelangt aber auch durch das Waschen synthetischer Kleidung oder durch den Abrieb von Autoreifen in die Ozeane, wie eine Studie der Weltnaturschutzunion (IUCN) herausfand.

Aktuell ist das Überleben von etwa 700 Arten von Meeresbewohnern durch Plastik bedroht.
Aktuell ist das Überleben von etwa 700 Arten von Meeresbewohnern durch Plastik bedroht.

Wie sich das Plastikmüllproblem ausweitet

Insgesamt schwimmen schätzungsweise über 150 Millionen Tonnen Plastikmüll in den Weltmeeren. Und die Zukunft sieht nicht besser aus: Sollte sich nichts ändern, könnte sich im Jahr 2050 mehr Plastik als Fisch in den Meeren finden. Viel Müll sinkt auf den Meeresboden. Die meisten Teile treiben jedoch mit der Strömung in andere Meeresregionen und sammeln sich dort zu Müllteppichen wie etwa im Pazifik an. Der zwischen Hawaii und Nordamerika entdeckte "Great Pacific Garbage Patch" umfasst, neuesten Untersuchungen zufolge, 1,6 Millionen Quadratmeter, was der dreifachen Fläche Frankreichs entspricht.

Die andauernde Produktion von Industrieverpackungen für Obst und Gemüse, für To-Go-Verpackungen und Kunststoffflaschen verschlimmern das Problem. Die meisten Verpackungen werden oft nach einmaligem Gebrauch entsorgt. Nur ein Bruchteil des produzierten Plastiks wird recycelt.

Innovative Lösungen für eine plastikärmere Zukunft

Die Lösung scheint daher naheliegend: die Recyclingfähigkeit von Verpackungen zu verbessern. Seit März bietet der fränkische Öko-Versandhändler memo deshalb sein Vollwaschmittel Eco Saponine in einer Flasche aus reinem Recyclingkunstoff an. Dieser stammt aus Abfällen von privaten oder gewerblichen Endverbrauchern. Die ökologischen Vorteile liegen für memo auf der Hand: Das benötigte Material ist bereits vorhanden und muss nicht neu hergestellt werden. Das spart wertvolle Rohstoffe, Energie und CO2 ein. Zudem landen Kunststoffe, die wiederverwertet werden, gar nicht erst als Müll in der Umwelt. Auch bereits recycelter Kunststoff lässt sich, ebenso wie neu gefertigter, sehr gut erneut recyceln.

Eco Saponine

Die Idee entstand bereits vor mehreren Jahren im Rahmen einer umfassenden Ökobilanzierung. Hierfür untersuchte man die für das Waschmittel verwendeten Rohstoffe, den Herstellungsprozess, den Transport sowie die Umweltauswirkungen der Produktverpackung. Die Verpackung aus sortenreinem Polyethylen erzeugte, wie sich herausstellte, über 22 Prozent der gesamten Emissionen des Produkts. Ein weiteres Argument für memo, auf eine neue Verpackung umzustellen.

Dabei stieß man aber auch auf Herausforderungen: Wie würde zum Beispiel die chemische Reaktion mit dem neuen Material ausfallen? Wie stellt man sicher, dass keine negativen Effekte auf die Produktqualität entstehen? Lothar Hartmann, der das Nachhaltigkeitsmanagement bei memo leitet, ist mit dem Ergebnis zufrieden: "Mit der neuen Flasche aus Recyclingkunststoff und der Zertifizierung des memo Vollwaschmittels nach dem NCP-Standard sind wir einen großen Schritt in der Weiterentwicklung unseres Reinigungsmittelsortiments gegangen." Aktuell prüfe man den Einsatz des Recyclingkunststoffs für den fünf Liter-Nachfüllkanister sowie für das memo Spülmittel und den memo Universalreiniger.

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Verbrauchernachfrage bestätigt Schritt

Dass das auch bei Verbrauchern gut ankommen könnte, bestätigt eine Umfrage anlässlich der IFAT 2018. Demnach nehmen die meisten Plastikmüll als ernsthaftes Problem wahr und sind gewillt, den eigenen Konsum zu reduzieren, zum Beispiel durch den Verzicht auf To-Go-Becher. Darüber hinaus fordern über 70 Prozent der Verbraucher, bereits bei der Herstellung von Verpackungen auf deren spätere Entsorgbarkeit zu achten. "Der IFAT Environment Index zeigt, dass die große Mehrheit der deutschen Verbraucher auf Umwelttechnologien setzt, um Müllprobleme in den Griff zu bekommen. 74 Prozent plädieren dafür, Abfall künftig so verwertbar zu machen, dass Müll zum wertvollen Rohstoff wird", fasst IFAT-Chef Stefan Rummel die Umfrageergebnisse zusammen.

Das wünscht sich auch Ilka Peeken im Interview auf tagesschau.de und erwartet, dass ihre Forschungsergebnisse zu einem Umdenken bei Verbrauchern, Politik und Industrie beitragen. Denn bislang könne niemand abschließend sagen, welche Gefahren von den Kunststoffteilchen, die im arktischen Meer gefunden wurden, ausgingen, und inwiefern sie "den Meeresbewohnern Schaden zufügen oder am Ende sogar Menschen gefährden", wie Peeken kürzlich in einer Pressemitteilung des AWI zu bedenken gab. Bleibt zu hoffen, dass Vorreiter wie memo viele Nachahmer finden werden.

Quelle: UmweltDialog
 

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