Business Case

Öko-Boom in der Teppichbranche

Der Teppichboden erlebt ein Comeback – ein Beleg dafür ist der kontinuierlich steigende Umsatz in Deutschland. Hersteller in ganz Europa setzen dabei immer öfter auf nachhaltige Produkte. Wie das gelingt, zeigt das Beispiel Interface. Der weltweit führende Hersteller modularer Teppichböden verzeichnet seit über 20 Jahren Erfolge in der Umsetzung seines Konzepts „Mission Zero“.

08.03.2018

Öko-Boom in der Teppichbranche

Bodenbeläge sind die Grundlage eines jeden Raumes. Holzdielen, Fliesen und Parkett waren in den letzten Jahrzehnten sehr beliebt. Der Teppichboden galt dagegen als verpönt – bis jetzt. Mittlerweile gehört er zu den Favoriten der Inneneinrichtung. Dieser Wandel hat vor allem mit der Boden-Grundausstattung von Gebäuden zu tun. Seit Jahren sind offene Räume angesagt – besonders in Büros, der Gastronomie und im Gewerbe. Textiler Bodenbelag sorgt dort für wenig Lärm und ein angenehmes Raumklima. Und das drückt sich auch in Verkaufszahlen aus: Allein in Europa wurden 2016 mehr als 700 Millionen Quadratmeter Teppichboden produziert und in den Verkehr gebracht. Das entspricht in etwa der Fläche Hamburgs. Langsam aber sicher steigt auch der Umsatz. 2009 lag er in Deutschland noch bei 909 Millionen Euro, 2019 soll er Prognosen zufolge 1,05 Milliarden Euro betragen – Tendenz steigend. 

Europaweit gibt es zahlreiche Akteure in der Teppichbranche – viele davon sind Traditionsunternehmen. Der niederländische Hersteller Desso zum Beispiel ist seit 80 Jahren in mehr als 100 Ländern tätig und produziert Teppichfliesen, Teppichböden und Kunstrasen. Das deutsche Traditionsunternehmen Vorwerk konzentriert sich seit 1883 nicht nur auf die Herstellung von Haushaltsgeräten, sondern fertigt auch textile Bodenbelege für private und gewerbliche Räume an. Ähnliches gilt für Balsan: Das fast dreihundert Jahre alte Unternehmen mit Hauptsitz im französischen Arthon stellt Teppichböden für private Wohnbereiche, Büroräume und Hotels her.

Mann steht auf Interface Teppich und schaut in die Natur

Umweltfreundliche Produkte müssen her

Sie alle setzen mittlerweile auf die Entwicklung nachhaltiger Produkte – und das ist auch gut so. Denn: Die Verarbeitung von Teppich ist problematisch. Ein großer Faktor ist dabei die Herstellung von Garn. Sie verursacht gut die Hälfte aller negativen Umweltauswirkungen in der Teppichproduktion. Denn: Enorme Mengen an Erdöl werden dabei verbraucht. Ein weiteres Problem ist der Recyclingprozess. Jährlich werden rund 1,6 Millionen Tonnen in Europa entsorgt, 400.000 Tonnen davon in Deutschland. Rund 60 Prozent landet auf Deponien und der Rest wird – nahezu vollständig – verbrannt. 

Die Hersteller suchen daher nach umweltfreundlicheren Lösungen und experimentieren mit verschiedenen Materialien. Vorwerk etwa entwickelte eine Teppichfliese ohne erdölbasiertes Bitumen und ohne PVC. Balsan hat eine Fliese im Sortiment, dessen Rücken überwiegend aus recyceltem Polyester aus Plastikflaschen besteht. Desso geht sogar einen Schritt weiter: Das gesamte Sortiment soll bis zum Jahr 2020 das „Cradle to Cradle“- Zertifikat erhalten. Dies belegt, dass die Teppichfliesen gemäß den Prinzipien einer Kreislaufwirtschaft hergestellt wurden. Als erster Hersteller weltweit brachte Desso bereits 2015 eine Teppichfliesen-Kollektion heraus, die mit dem Cradle-to-Cradle- Zertifizierungslevel „Gold“ ausgezeichnet wurde – nach Platin die zweithöchste Auszeichnung. 

Mitarbeiter-Ansporn: „Sei stolz, mach mit und schreib Geschichte“ 

Am konsequentesten beim Thema Nachhaltigkeit im Bereich Teppichböden ist Interface: Die Firma zählt seit Jahrzehnten zu den Vorreitern. Rund 12 Millionen Quadratmeter Teppich im Wert von etwa 262 Millionen Dollar verkauft der amerikanische Hersteller jährlich in Europa. Der Bodenbelag liegt vorwiegend in Büros, Hotels, in Schulen und auf Kreuzfahrtschiffen aus. Ein wesentlicher Teil der Strategie von Interface ist die Integration des Nachhaltigkeitsdenkens im gesamten Unternehmen. Diese Vision stammt von Firmengründer Ray Anderson. Zusammen mit Wissenschaftlern, Denkern und Designern erarbeitete er 1994 die sogenannte „Mission Zero“. Ihr Ziel: bis 2020 soll Interface keine negativen Umweltauswirkungen mehr haben. Als Intention erklärte Anderson: „Der Erde mehr zurück zu geben, als wir nehmen und Gutes für die Erde zu tun, anstatt nur keinen Schaden anzurichten.“ Dieses Versprechen wurde anschließend als 7-Punkte-Plan auf den Weg gebracht. Er beinhaltete unter anderem das Ziel, ausschließlich recycelte oder biobasierte Rohstoffe in der Produktion zu verwenden. Abfallvermeidung und der Umbau von Standorten waren ebenfalls Teil des Plans.

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„Mission Zero“ ist fast erreicht 

Die Maßnahmen zur Mission Zero setzt Interface nun seit mehr als 20 Jahren konsequent um – 2017 erhielt das Unternehmen bereits zum 20. Mal in Folge die Auszeichnung „Global Sustainability Leader“. Ein Rekord. Doch trotz der beachtlichen Erfolge bleiben die Verantwortlichen weiter am Ball: „Obwohl wir große Fortschritte auf dem Weg gemacht haben, unser Mission Zero-Ziel zu erreichen, sehen wir auch, dass es noch viel zu tun gibt. Trotzdem sind wir sehr optimistisch, dass wir gemeinsam mit der Industrie und zusammen mit Gleichgesinnten ein Klima schaffen können, das sich als Lebensgrundlage eignet“, erklärt Jay Gould, CEO von Interface.

Außerdem setzt auch Interface auf das Konzept der Kreislaufwirtschaft, der sogenannten „Circular Economy“. Der Grundgedanke dabei: Nur bereits vorhandenes Material wird für neue Produkte eingesetzt. Das lohnt sich besonders, wenn ein Rohstoff besonders teuer oder umweltbelastend ist. Das setzt der Teppichhersteller mit dem sogenannten „Net-Works“- Programm um. Es ermöglicht Menschen, die in Küstenregionen von Entwicklungsländern leben, ausrangierte Fischernetze aus Nylon zu sammeln und zu verkaufen. Im Rahmen dieser Initiative wurden seit 2012 bereits 142 Tonnen alter Fischernetze gesammelt. Diese können als Rohstoff für neue Teppichfliesen verwendet werden. Auch in Sachen Recycling ist Interface aktiv. Mithilfe des Rücknahmeprogramms „ReEntry“ bietet es Kunden die Möglichkeit, gebrauchte Ware zurückzugeben. Wenig beanspruchte Teile werden dann aufbereitet und beispielsweise an karitative Einrichtungen gegeben. Lässt sich die Lebensdauer der Fliesen nicht mehr verlängern, werden sie sortenrein recycelt. 

Teppichfliese mit negativem CO2-Abdruck

Eine besondere Innovation gelang Interface vor Kurzem mit dem Teppichfliesen-Prototyp „Proof Positive“. Diese Fliese speichert mehr CO2 ein, als während ihrer Herstellung in die Atmosphäre abgegeben wird. Sie besteht aus einem auf pflanzlichem Kohlenstoff basierenden Material, das am Ende des Produktionsprozesses eine negative CO2-Bilanz aufweist. Unglaublich aber wahr –damit dreht sie den Klimawandel sogar ein Stückchen zurück.

Quelle: UmweltDialog
 

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