Lieferkette

Was deutsche Unternehmen für umweltfreundliche Lieferketten tun

Die Lieferketten in der Textilindustrie sind oft häufig sehr komplex, wie sich am Beispiel einer Outdoor-Jacke zeigt: Sie besteht aus rund 50 verschiedenen Bestandteilen, die von unterschiedlichen Zulieferbetrieben hergestellt und an einen Produktionsbetrieb geliefert werden, der die Jacke konfektioniert. Diese Zulieferbetriebe standen im Fokus des Pionierprojekts „Environmental Stewardship in the Supply Chain", das vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert und von der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) im Rahmen des „develoPPP.de" Programms finanziell unterstützt wurde.

11.07.2017

Was deutsche Unternehmen für umweltfreundliche Lieferketten tun zoom

Initiiert wurde es 2015 vom Berg- und Bikesportausrüster VAUDE, um auch in diesem Teil der Lieferkette hohe Umweltstandards, Transparenz und eine größtmögliche Ressourceneffizienz zu etablieren und die asiatischen Zulieferer in Sachen Umweltschutz, Energie- und Schadstoffmanagement zu schulen.

Gemeinsam mit externen Experten für Arbeitssicherheits-, Qualitäts- und Umweltmanagement wurden Schulungen und Workshops unter dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe" durchgeführt. Konzipiert und geleitet wurde das Projekt von Bettina Roth, die bei VAUDE für die Qualitäts-und Chemikalienmanagement zuständig ist. Mitarbeiter aus Management und der Produktionsorganisation von insgesamt acht Zulieferbetrieben nahmen in einer Serie von jeweils sechs Einheiten daran teil. Zudem wurden individuelle Beratungen vor Ort im Rahmen von insgesamt 36 Werksbesichtigungen durchgeführt, um daraus konkrete Verbesserungsmaßnahmen abzuleiten.

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Ende Mai 2017 überreichte Antje von Dewitz auf einer einwöchigen Asienreise allen Teilnehmern einen VAUDE Award für die erreichten Ziele: Dank der freiwilligen Beteiligung der größten Zulieferer sind bereits ca. 80 Prozent des Volumens an Hauptmaterialien und Futterstoffen, die das Unternehmen verarbeitet, über das Pilotprojekt abgedeckt. Das vom Expertenteam vermittelte Know-how konnte im Austausch mit den anderen Teilnehmern direkt in praktische Maßnahmen umgesetzt werden.

Insgesamt sind bereits ca. 100 Verbesserungsmaßnahmen in den Bereichen Technik und Organisation in der Umsetzung. Beim Abschlussevent in Taipeh (Taiwan), zu dem alle Lieferanten eingeladen wurden, stellte jedes der acht teilnehmenden Unternehmen seine Best Practice-Beispiele einem großen Publikum vor.

Durch die gesamten Maßnahmen werden bereits jährlich rund 550 Tonnen Abfall, 5.500 m³ Wasser und 18 Mio. kWh Energie eingespart. Die CO2-Emissionen können so pro Jahr um rund 5.000 Tonnen gesenkt werden. Davon profitiert die Umwelt, aber auch die Unternehmen selbst, indem sie Kosten für Energie, Ressourcen und Materialien in Höhe von durchschnittlich ca. 50.000 Euro pro Jahr einsparen. Die Ergebnisse bestätigen, dass sich das Nachhaltigkeitsengagement der Unternehmen auch wirtschaftlich auszahlt und koordinierte und partnerschaftliche Zusammenarbeit langfristig effizient und wirkungsvoll ist.

Die Reduktionen wurden erreicht durch folgende Maßnahmen:

• die Isolierung von Rohren
• die Abschaltung von hydraulischen Pumpen bei Nicht-Gebrauch
• die Einführung von LED-Beleuchtung
• die Nutzung von Energie aus Solarpanels und Wärmerückgewinnung
• die Modernisierung von veralteten Anlagen.

Neben der Erhöhung der Energieeffizienz wurden auch Maßnahmen zur Arbeitssicherheit und Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den Fabriken durchgeführt. Dazu gehört beispielsweise die Übersetzung von Sicherheitshinweisen in die verschiedenen Sprachen der Arbeiter sowie Schulungen zum Thema Arbeitsschutzbekleidung und Umgang mit Chemikalien. Die Einführung eines professionellen Chemikalienmanagements gehörte für viele teilnehmende Betriebe zur wichtigsten Maßnahme. Hier ging es vor allem um Themen wie die Automatisierung von Prozessen sowie Aufbewahrung, Transport und Entsorgung von Chemikalien.

In den nächsten Jahren soll das Projekt auf alle Materiallieferanten ausgerollt werden, zudem sollen Mitbewerber und Branchenverbände gewonnen werden, um das Thema gemeinsam weiter voranzutreiben. Als Gründungsmitglied des „Bündnisses für nachhaltige Textilien" fungiert VAUDE im Rahmen dieses Projekts auch als Best Practice-Beispiel, das Impulse für die gesamte Textilindustrie setzen möchte.

Diese Fragen zu Standards für die Beschaffung sollten Textilunternehmen transparent beantworten:

  • In welchen Ländern lassen Sie produzieren?
  • Welche Standards existieren für die Beschaffung (z.B. Code of Conduct für Zulieferbetriebe, Einkaufsrichtlinien für Textilien)?
  • Wie wird die Einhaltung der Verhaltenskodizes überprüft?
  • Welche Nachhaltigkeitsaspekte werden mit einbezogen?
  • Wie wird Lohndumping bei Zulieferern ausgeschlossen?
  • Was unternimmt das Unternehmen gegen Kinderarbeit?
  • Wie werden ökologische Kriterien bei der Beschaffung berücksichtigt?
  • Welche ökologischen Mindeststandards müssen die Vertragspartner (Hersteller und Lieferanten) erfüllen?
  • Wie berücksichtigt das Unternehmen die Umweltleistungen der Vertragspartner bei der Auftragsvergabe?
  • Berücksichtigen signifikante Investitionsvereinbarungen Menschenrechts-/Umweltbestimmungen?
  • In welchem Rahmen werden Schulungen für Lieferanten für sinnvoll und notwendig gehalten? Welche Rolle spielen hierbei Managementsysteme zu Arbeits-, Gesundheits-, Umweltschutz etc. (z. B. SAI8000 oder ISO14001)?
  • Welche Maßnahmen werden ergriffen, um die Zusammenarbeit mit den Zulieferern aus Entwicklungsländern zu verbessern?
  • Inwieweit werden Lieferanten gezielt in Hinblick auf die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltverträglichkeit ausgewählt, kontrolliert und auditiert?
  • Existieren diesbezüglich Kriterienkataloge?
  • Wer übernimmt die Kosten für die Audits?
  • Wie wird bei Verstößen gegen die Auflagen reagiert? Welche Sanktionsmaßnahmen werden eingeleitet?
Quelle: UD
 

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