Innovation & Forschung

Verbundprojekt „Lebenszeit 4.0“ gestartet

Immer mehr Deutsche fühlen sich immer häufiger gestresst. Die Folgen sind Krankheiten und steigende Kosten für Arbeitgeber, Arbeitnehmer und die öffentliche Hand. Ein deutschlandweit einzigartiges Verbundprojekt an der deutsch-dänischen Grenze untersucht, wie Kommunen und Arbeitgeber gemeinsam Arbeits- und Lebensbedingungen standortbezogen verbessern können.

22.09.2016

Verbundprojekt „Lebenszeit 4.0“ gestartet zoom

„Psychische Belastungen, ausgelöst durch Zeitkonflikte, nehmen zu“, sagt Projektkoordinator Wenzel Matiaske, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Hamburger Helmut-Schmidt-Universität. „Es wird für Menschen offenbar immer schwieriger, Arbeit und andere Lebensbereiche befriedigend zu koordinieren“. Zeitdruck und Zeitkonflikte entstehen nicht ausschließlich am Arbeitsort, sondern als Vereinbarkeitsprobleme mit dem Umfeld. „Arbeitszeiten, Kinderbetreuung, Transport und öffentlicher Nahverkehr sowie Öffnungszeiten von Ämtern und Geschäften sind in ihrer Verzahnung Faktoren, die Zeitstress für Beschäftigte entstehen lassen können“, sagt Wenzel Matiaske.

Untersuchungsobjekt Flensburg

Das Verbundprojekt „Lebenszeit 4.0 – Zeitgerechte Region am Beispiel Nordstadt“ wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 1,4 Millionen Euro finanziert. Es untersucht an der Region Flensburg exemplarisch die Frage, wie die Arbeits- und Lebensbedingungen einer Region Stress erzeugen, verstärken oder abmildern können. „Flensburg ist für uns eine Art „Middletown“ – eine 90.000-Einwohner-Stadt mit für Deutschland typischen Eigenschaften im Hinblick auf den Aufbau der Bevölkerung, die Mischung von Arbeitsplätzen in Industrie, Dienstleistung, Handel und Verwaltung, die Verteilung von Wohn- und Arbeitsort in der Region“, erklärt Gerd Grözinger, Professor für Bildungsökonomik und Soziologie an der Europa-Universität Flensburg.

„Flensburg und die Region bieten ideale Voraussetzungen für dieses umsetzungsorientierte Forschungsprojekt", ist auch Olaf Carstensen überzeugt, Leiter des Büros für Grundsatzangelegenheiten der Stadt Flensburg. „Das hier so typische partnerschaftliche Zusammenwirken vieler Akteure wird dazu beitragen, Arbeitszeit und Nicht-Arbeitszeit besser auszutarieren. Und Flensburg kann mit diesem Vorhaben die Entwicklung zur "familiengerechten Kommune" weiter vorantreiben“.

V.l.n.r.: René Lange (SDU), Olaf Carstensen, Stadt Flensburg, Jan Dettmers (MSH), Eva Manovi (Adelby 1), Gerd Grözinger (EUF), Wenzel Matiaske (HSU).
V.l.n.r.: René Lange (SDU), Olaf Carstensen, Stadt Flensburg, Jan Dettmers (MSH), Eva Manovi (Adelby 1), Gerd Grözinger (EUF), Wenzel Matiaske (HSU).

Hinzu kommt eine Besonderheit Flensburgs: Die unmittelbare Nachbarschaft zu Dänemark. „Die skandinavische Kinder- und Jugendbetreuung ist vorbildlich. Die starke dänische Minderheit in der Region gibt uns die Möglichkeit, von unserem skandinavischen Nachbarn zu lernen, ohne das Land verlassen zu müssen“, erläutert Gerd Grözinger.

Die Projektteilnehmer befragen Beschäftigte und Angehörige, führen physiologische Messungen durch und entwickeln auf Basis ihrer Ergebnisse gemeinsam mit der Stadt Flensburg und sozialen Diensten betriebliche Konzepte, wie etwa überbetriebliche Kindergärten, familiengerechte Schichtmodelle oder Pflegezeiten. „Die Konzepte werden in den Betrieben umgesetzt und evaluiert. Sie sollen helfen, die außerbetrieblichen und gebietsbezogenen Stressfaktoren zu reduzieren“, sagt Jan Dettmers, Professor für Arbeits- und Organisationspsychologie an der medical school Hamburg.

Das Verbundprojekt ist interdisziplinär angelegt und verbindet arbeitsbezogene Ansätze mit Ergebnissen der Gemeinde- und Regionalforschung. Betriebswirtschaftler, Psychologen und Sozialforscher arbeiten gemeinsam mit Praktikerinnen und Praktikern. Seine Laufzeit endet im Juli 2018.

Quelle: UD/fo
 

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