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Volkswagen stellt seine Arbeitswelt auf Digitalisierung ein

Auf einer Tagung zum Thema „Moderne Arbeitswelten" an der AutoUni Wolfsburg haben rund 200 Experten des Konzerns und seiner Marken analysiert, wie sich die Digitalisierung auf die Arbeitswelt in Fabrik und Büro auswirkt. Volkswagen bereitet das Unternehmen, seine Beschäftigten und die Arbeitsplätze auf diesen Wandel vor. Gegenstand der Konferenz waren neue Formen von Qualifizierung, Zusammenarbeit und Führung, um die Veränderungen optimal zu gestalten.

15.11.2016

Ein Mitarbeiter von Volkswagen mit 3D-Datenbrille.
Ein Mitarbeiter von Volkswagen mit 3D-Datenbrille.

Der Personalvorstand der Volkswagen Aktiengesellschaft, Dr. Karlheinz Blessing, kündigte an: „Bei Volkswagen laufen schon heute gute Initiativen, mit denen wir unsere Beschäftigten auf die Digitalisierung vorbereiten. In Kürze zünden wir eine neue Stufe. Wir werden unsere Beschäftigten mit einer großen Qualifizierungsoffensive für neue Aufgaben fit machen. Denn die Digitalisierung wird das Arbeitsumfeld jedes Einzelnen verändern." Die von Blessing skizzierten Veränderungen sollen sich auch in der technischen Ausstattung wie Smartphones, Apps und Smartphone-Nutzungsmöglichkeiten fortsetzen. Blessing: „Volkswagen wird innovativer, moderner und offener als je zuvor. Das beginnt bei der Büroraum-Gestaltung wie in der neuen Wolfsburger IT-City, es setzt sich fort bei den Formen der Zusammenarbeit und umfasst auch die technische Ausstattung."

Der Gesamt- und Konzernbetriebsratsvorsitzende Bernd Osterloh sagte: „Die Arbeitswelt der Zukunft wird eine andere sein. Auf dem Weg dahin bergen neue Technologien Chancen wie Risiken. Wichtig ist, dass wir keine Angst vor neuen Techniken haben, sondern die Arbeitswelt von morgen aktiv und mutig gestalten. Wenn neue Technologien den Beschäftigten nützen und ihnen Vorteile im Arbeitsalltag bringen, dann haben wir etwas richtig gemacht."

Johann Jungwirth, Chief Digital Officer des Volkswagen Konzerns, erläuterte in seinem Vortrag die digitale Transformation und sagte: „Die digitale Transformation ist real, der Volkswagen Konzern wird sich vom Hardware-Unternehmen zum integrierten Hardware-, Software- und Services-Unternehmen wandeln. Neben der besten digitalen User Experience in den Produkten und Services ist eine best-in-class digitale Employee- und Team-Experience notwendig. Daran arbeiten wir."

Teilnehmer der Tagung waren Beschäftigte des Konzerns und seiner Marken, unter ihnen Mitglieder des Managements sowie des Betriebsrats. Zum Tagungsprogramm zählten Vorträge externer Experten, Workshops, Kurzpräsentationen und Diskussionen.

Der intelligente Roboter reagiert auf jeden Wink

Ein Beispiel für eine intelligente Mensch-Roboter-Kooperation bei Volkswagen findet sich im Werk Wolfsburg, Halle 55, Smart Production Lab. Neonlicht, weiße Wände, glänzender Fußboden. Nichts, was ablenkt von der technischen Revolution. Mitten im Raum lassen Wolfgang Hackenberg und Johannes Teiwes den Roboter arbeiten. Drei mal zwei Meter misst der Arbeitsbereich. Zwei Roboterarme greifen sich Getriebewellen und Kupplungsringe, montieren sie – eine leichte Übung für viele Industrieroboter und Alltag in der Industrie, solange die Roboter ihre Arbeit hinter einem Sicherheitszaun verrichten. Doch hier geschieht Bahnbrechendes: Mensch und Maschine arbeiten erstmals Hand in Hand. Das geht nur, weil der Roboter Rücksicht nimmt. Weil er erkennt, was der Mensch von ihm will. Hackenberg und sein Team haben es ihm gemeinsam mit Experten des Deutschen Forschungszentrums für künstliche Intelligenz (DFKI) beigebracht.

Intelligente Roboter, die durch Gesten gesteuert werden, unterstützen die Autobauer bei Volkswagen.
Intelligente Roboter, die durch Gesten gesteuert werden, unterstützen die Autobauer bei Volkswagen.

Hackenberg nähert sich dem Roboter. Sofort reduziert die Maschine ihr Arbeitstempo, ihre Arme weichen aus und versuchen zugleich weiterzuarbeiten. „Der Roboter erkennt, dass ich mich ihm nähere, er nimmt Rücksicht auf mich", sagt Hackenberg. „Das ist die Voraussetzung für intelligente Mensch-Roboter-Kooperation." Es die Voraussetzung für völlig neue Zusammenarbeit von Mensch und Maschine.

Hackenberg (36), ist promovierter Ingenieur. Bei Volkswagen in Wolfsburg leitet er das Smart Production Lab. Es ist eine von fünf IT-Ideenschmieden im Konzern. Die anderen stehen in Berlin, München und San Francisco. In diesen Labs arbeiten Experten in Startup-Atmosphäre an der digitalen Zukunft des Volkswagen Konzerns. In enger Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen und Technologiepartnern entstehen dort neue Lösungen zu den Themen Industrie 4.0, Big Data, neuen Mobilitätslösungen, Virtueller Realität, Connectivity und Internet der Dinge.

Im Wolfsburger Smart Production Lab steht die Smart Factory im Fokus. In der digitalisierten Fabrik der Zukunft werden Maschinen und Anlagen, Roboter, Güter und Produkte miteinander vernetzt sein. Menschen und Roboter werden dort nicht mehr nebeneinander oder nacheinander an einem Bauteil arbeiten, sondern zeitgleich und gemeinsam.

„Bisher müssen Arbeits­schritte oder Arbeitsräume von Mensch und Roboter getrennt werden", erläutert Hackenberg. „Eine echte Zusammenarbeit ist das nicht." Im Smart Production Lab laufen die Dinge anders. „Wir haben einen handelsüblichen Roboter und Sensoren so über Software integriert, dass Mensch und Roboter gefahrlos den gleichen Arbeitsraum nutzen und sogar aktiv interagieren können. So konnten wir erstmals die direkte Zusammenarbeit von Mensch und Maschine realisieren."

Bei der Entwicklung haben die Experten des Smart Production Labs von Volkswagen eng mit Wissenschaftlern des Robotics Innovation Center des DFKI zusammengearbeitet. Das DFKI gehört zu den weltweit bedeutendsten Wissenschaftseinrichtungen für Künstliche Intelligenz. Intensive Kooperationen zwischen Experten von Volkswagen und des DFKI laufen in verschiedenen Themen schon seit Jahren, seit Kurzem ist Volkswagen an dem renommierten Forschungszentrum auch beteiligt. Dadurch erhält Volkswagen wichtigen Transfer aus der Spitzenforschung und Impulse unter anderem für die Digitalisierung seiner Fabriken. Eines der Kooperationsergebnisse ist die erstmalige Anwendung der Software, die eine direkte Zusammenarbeit zwischen Mensch und Roboter ermöglicht und sich auf völlig unterschiedliche Industrieroboter und Anwendungsbereiche übertragen lässt.

Das Geheimnis des intelligenten Roboters steckt deshalb nicht in seinen Armen und Greifern, sondern unterhalb der Arbeitsfläche. Dort haben Hackenberg und sein Team die Recheneinheit untergebracht, dort verarbeitet das System ROCK Handzeichen und Gesten, dort berechnet es alle von Sensoren erfassten menschlichen Bewegungsabläufe rund um den Roboter-Arbeitsplatz und wertet sie aus.

Ein Handzeichen von Hackenberg genügt, und der Roboter hält inne. Ein weiterer Wink, und die Maschine setzt ihre Arbeit fort oder reicht Bauteile und Werkzeug an. Sobald sich Hackenberg dem Arbeitsbereich des Roboters nähert, ohne ihm einen Hinweis zu geben, reduziert die Maschine von selbst ihr Arbeitstempo und weicht aus.

Doch warum das Ganze? Die „Fabrik 4.0" wird nicht menschenleer sein. Der Mensch wird weiterhin gebraucht. „Wir wollen, dass Roboter körperlich anstren­gen­de oder ergonomisch schwierige Arbeit übernehmen", sagt Hackenberg. Ziel ist also die Fabrik der Zukunft, in der der Mensch mit hoher Fachkompetenz, Kreativität und Problemlösefähigkeit komplexe Aufgaben löst. Er konzentriert sich auf Wertschöpfung, auf individuelle Feinarbeit und Qualitätsmanagement. Roboter mit integrierter Sensorik und neuen Sicherheitskonzepten hingegen übernehmen dann die ergonomisch ungünstigen und körperlich anstrengenden Arbeiten.

Im Smart Production Lab hat diese Zukunft bereits begonnen.

Quelle: UD/cp
 

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