Soziales Engagement

Nestlé startet „Cocoa Plan“

Mit 2.200 Euro pro Tonne erreicht der Kakaopreis derzeit Rekordhöhen. Schuld daran ist, laut Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie, die Preistreiberei der Finanzbranche. Die hingegen wehrt sich und verweist auf schlechte Kakao-Ernten verursacht durch Pflanzenkrankheiten. Beispielsweise seien die Erträge der afrikanischen Elfenbeinküste, dem größten Kakao-Produzenten weltweit, so schlecht wie seit 14 Jahren nicht mehr. Im Rahmen des „Cocoa Plans“ entwickelt Nestlé daher widerstandsfähigere Pflanzen. Sie sollen die Erträge verdoppeln.

13.01.2010

Heiß begehrt: Kakao, Fotos (2): Nestlé
Heiß begehrt: Kakao, Fotos (2): Nestlé

Mit dem Ziel der Ertragssteigerung und Qualitätsverbesserung von Kakao will Nestlé durch den „Cocoa Plan“ Abhilfe schaffen. Wesentlicher Bestandteil dieser Initiative ist die Entwicklung von Kakao-Pflanzen, die widerstandsfähiger gegen Krankheiten, Dürren oder Starkregen sind und größere Erträge mit guter Qualität liefern. Nestlé will so Ernteausfällen vorbeugen, die Kakaobauern und Industrie belasten.

Allein im Erntejahr 2008/2009 übersteigt die Nachfrage nach Kakao das Angebot um 28.000 Tonnen. So die aktuellen Schätzungen der International Cocoa Organization. Krankheiten wie die „Black Pod disease“ oder die „Withes Broom“ führen regelmäßig zu großen Ertragseinbußen. Meist handelt es sich dabei um Pilze, die Schoten und Knospen befallen und ihre Früchte unbrauchbar machen. In vielen Fällen führen sie sogar zur kompletten Zerstörung der Pflanze. Problem sind dabei vor allem überalterte und verwilderte Baumbestände in Herkunftsländern wie der Elfenbeinküste, Ghana, Indonesien oder Nigeria. Krankheiten oder Extremwetterbedingungen können diese Pflanzen nur schlecht standhalten. In der Vergangenheit waren die Kakao-Bauern jedoch nicht in der Lage, nötige Investitionen zur Pflege oder Erneuerung ihrer Baumbestände zu tätigen. Andrea Hüsser, Leiterin des Fachbereichs Konsum bei der Erklärung von Bern (EvB), richtet in diesem Zusammenhang ihre Kritik an die Schokoladenproduzenten: „Während Jahren zahlten die Schokoladenproduzenten den Bauern einen Preis, zu dem es sich nicht lohnte, in die Qualität der Kakaobohne zu investieren.“ Dies habe zu immer größeren Qualitätsverlusten geführt. Darunter leiden nicht nur die Kakao-Bauern, sondern letztlich auch die Schokoladenhersteller, die den Bedarf decken und ihre Umsätze sichern wollen.

The Cocoa Plan

Im Rahmen des Cocoa Plans soll der Bestand an Kakaopflanzen erweitert und die Qualität verbessert werden. Dazu haben die Experten der Nestlé Research and Development (R&D) Centre in Frankreich sowie an der Elfenbeinküste ein spezielles Verfahren entwickelt: Durch „Accelerated Propagation“ (beschleunigte Züchtung) ist es möglich, aus einem Baum tausende identische Bäume zu züchten, ohne Veränderung der Genmaterials. Dazu untersuchen die Nestlé-Experten verschiedene Kakaopflanzen an ihren Anbauorten nach den Kriterien Ertragsreichtum, Qualität sowie Krankheits- und Wetterresistenz. Von ausgewählten Pflanzen sammeln sie dann die Knospen und schicken sie auf dem schnellsten Wege in das Nestlé R&D Centre in Frankreich. Dort beginnt der Züchtungsprozess. Basis dabei ist die Kontrolle der Umgebungsbedingungen: Einem hohen Feuchtigkeitsgehalt sowie der richtigen Temperatur und Lichtzufuhr. Eine einzelne Knospe produziert so zahlreiche Keimlinge, die sich in kürzester Zeit zu winzigen Pflanzen entwickeln. Im R&D Centre an der Elfenbeinküste, das eigens zur Verbesserung der Qualität von lokal gewonnen Rohstoffen wie Kakao eröffnet wurde, wird der Wachstumsprozess der Pflanzen fortgesetzt. Diese wachsen in Glascontainern weiter und werden mit einer Größe von etwa fünf Zentimetern in Gewächshäuser verlagert. Dort sind die natürlichen Wachstumsbedingungen simuliert, an die sich die Pflanzen gewöhnen müssen. Sobald das geschehen ist, können sie von den Kakaobauern in ihre Felder eingpflanzt werden. Mit diesem Verfahren will Nestlé ab 2012 jährlich eine Million Setzlinge allein an die Bauern im weltweit wichtigsten Anbaugebiet Westafrika verteilen. Damit diese die nachhaltige Bewirtschaftung ihres Baumbestandes erlernen, ist die Schulung der Bauern ein weiteres wichtiges Element des Cocoa Plans. Dazu trifft sich eine Gruppe von Kakaobauern regelmäßig auf einer benachbarten Farm. Von Mitarbeitern des Cocoa Plans lernen sie dort bessere Anbaupraktiken, Schädlingsbekämpfungen, Pflegeschnitt, Erntekontrollen und Umweltschutz.

KitKat Riegel sollen nur noch unter fairen Bedingungen hergestellt werden
KitKat Riegel sollen nur noch unter fairen Bedingungen hergestellt werden

Creating Shared Value

Basierend auf dem „Creating Shared Value“ Konzept sollen dabei beide Seiten profitieren: Kakao-Bauern und Schokoladenproduzenten. Nestlé kann so seine Kakaoversorgung sicherstellen und auf die Qualität Einfluss nehmen. Für die Bauern bedeutet das Ertrags- und Qualitätsverbesserungen, geringere Kosten für Pestizide und vor allem mehr Einkommen. Ein Aspekt, der für das nachhaltige, soziale Wirken des Cocoa Plans von großer Bedeutung ist: So bedeutet ein gesteigertes Einkommen bessere Lebensbedingungen für die Familien der Kakao-Bauern, die Möglichkeit zur Bildung für die Kinder und somit geschulten Nachwuchs. Ein gesteigertes Einkommen für die Bauern und mehr Transparenz in der Lieferkette will Nestlé außerdem durch den direkten Einkauf bei lokalen Genossenschaften erreichen. Oft stehen zwischen Genossenschaft und Produzent weitere Zwischenhändler. Diese sollen künftig vermieden werden, in dem Genossenschaften ihre Ware direkt exportfertig machen. Sie werden so wettbewerbsfähiger und können ihre Preise direkt mit den Produzenten verhandeln. Ein Weg, mit dem auch die Preisgestaltung nachvollziehbarer werden kann.

So hat sich zum Beispiel Nestlé UK dazu verpflichtet, den KitKat Riegel in Großbritannien nur noch unter Fairtrade-Bedingungen zu produzieren. Damit zahlt der Konzern ein höheres und verlässlicheres Einkommen als im herkömmlichen Handel an seine Zulieferer, einen Zuschlag von 150 Dollar pro Tonne sowie eine Lizenzgebühr an die Fairtrade Foundation. Laut Nestlé soll dabei der Ladenpreis unverändert bleiben. Dazu Harriet Lamb, Geschäftsführerin der Fairtrade Foundation: „Die Fairtrade Foundation gratuliert KitKat zu diesem Durchbruch im Kakaosektor. Etablierte Marken wie diese können dazu beitragen, die Waagschale des Geschäftszweiges zugunsten benachteiligter Kakaofarmer ausschlagen zu lassen.“

Quelle: UD
 

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