Preishoch vermiest Solargeschäft
Mit einem deutlichen Dämpfer für das eigene Wachstum muss die deutsche Solarbranche in diesem Jahr rechnen. Erstmals sollen 2006 weniger Solaranlagen installiert werden als im Vorjahr, wie der Tagesspiegel unter Berufung auf Berechnungen der Fachzeitschrift Photon berichtet. Als Hauptgrund für die Wachstumsdelle haben die Experten die hohen Preise ausgemacht. "Eigentlich ist man davon ausgegangen, dass die im EEG enthaltene Degression der Vergütungssätze von fünf Prozent zu Preisnachlässen führen wird", erklärt Stephan Wulf, Analyst bei Sal. Oppenheim. Stattdessen seien etwa die Preise für Solarmodule in den vergangenen Jahren gestiegen.
19.10.2006
Dennoch geben die Solarunternehmen beim Ausbau ihres Exportgeschäfts kräftig Gas. Die SolarWorld AG etwa hat weitere Exportverträge über die Lieferung von Siliziumwafern gemeldet. Insgesamt verfügt die Tochtergesellschaft Deutsche Solar AG damit bis 2018 über feste Lieferverträge mit einem Gesamtvolumen von 2,3 Mrd. Euro. Rund 70 Prozent der Aufträge stammen aus dem Ausland, vor allem aus Asien. "Unsere Abschlüsse sind ein Beispiel für die Exportstärke der Erneuerbaren Energien, die bereits heute in Deutschland ein Exportvolumen von etwa 4,6 Mrd. Euro erwirtschaften", meint Frank H. Asbeck, Vorstandssprecher der SolarWorld AG. Bis 2020 soll das Exportgeschäft der Branche Asbeck zufolge bei einem globalen Marktvolumen von 400 Mrd. Euro auf 80 Mrd. Euro anwachsen.
Neben SolarWorld haben sich auch Wettbewerber wie Conergy oder ErSol ein kräftiges Wachstum ihres Auslandsgeschäfts auf die Fahnen geschrieben. "In Spanien und den USA lassen sich höhere Preise erzielen", erklärt Analyst Wulf gegenüber pressetext. Die Nachfrage könne mit der in Deutschland zwar noch nicht mithalten, dafür sei aber auch das Angebot noch nicht so groß. In den vergangenen Tagen hatten allerdings Gerüchte aus Spanien, nach denen die Förderung für Solarstrom deutlich reduziert werden soll, für Verunsicherung innerhalb der Branche gesorgt.
In Spanien droht Kürzung der Förderung
In Spanien könnte die Förderung von Solarstrom deutlich reduziert werden. Dem Solarstrom-Magazin PHOTON liegt ein entsprechender Gesetzentwurf aus dem zuständigen spanischen Industrieministerium vor. Kürzlich wurde bereits ein im bisherigen Fördergesetz zugesagter Wachstumszuschlag gestrichen. Dies betrifft auch Altanlagen. Vertreter der drei größten spanischen Industrieverbände für erneuerbare Energien warnen in einem gemeinsamen Brief an die Regierung, dass schon Projekte zum Stillstand gekommen seien. Andere würden annulliert. Die Förderung von Solarstrom ist in Spanien bereits nach geltendem Recht gedeckelt und umfasst damit nur einen Bruchteil des deutschen Fördervolumens.
Bisher wurden spanische Solarstromanlagen mit einer Spitzenleistung bis 100 Kilowatt über eine Dauer von 25 Jahren mit 44 Cent pro Kilowattstunde gefördert. Nach dem vorliegenden Gesetzentwurf würde Strom aus neuen Anlagen dieser Größe mit nur noch 33,43 Cent pro Kilowattstunde über ebenfalls 25 Jahre vergütet. Inwieweit das Gesetz verabschiedet wird, ist noch unsicher, da der Industrieminister kürzlich gewechselt hat. Dass die bisherige Regelung einschließlich der Kopplung der Solarvergütung an steigende Strompreise wieder hergestellt wird, scheint allerdings
ausgeschlossen.
"Wer gerade in Spanien eine Solaranlage plant und nicht ans Netz kommt, bevor die Regierung ihr neues oder modifiziertes Einspeisegesetz präsentiert, weiß nicht, mit welchen Tarifen und Fristen er kalkulieren kann", so Ralf Gellings, Spanien-Korrespondent von PHOTON. "Die neue Förderung muss bis 23. Dezember kommen, es könnte aber auch schon viel früher sein." Gonzáles Vélez, Präsident der spanischen Industrievereinigung für erneuerbare Energien, kommentiert die aktuelle Lage gegenüber PHOTON: "Die einzigen auf der sicheren Seite sind jene, die noch kein Geld investiert haben." Bei der Parlamentsdebatte zu dem Gesetzentwurf begründete der damals amtierende Industrieminister José Montilla Aguilera sein Papier damit, es sei nicht hinnehmbar, "dass es Leute gibt, die bei den erneuerbaren Energien absahnen".