Geldanlage

Finanzfachleute verweigern sich oft „grünem Geld“

Obwohl 90 Prozent der Finanzmarktexperten nachhaltigen Investments gute Noten ausstellen und diese für wichtig bis sehr wichtig befinden, sind nur magere 14 Prozent dazu bereit, mehr als die Hälfte ihrer Finanzanlagen aus denselbigen zusammenzustellen. Zu diesem Schluss kommt das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in seinem aktuellen Finanzmarkttest, bei dem 297 Finanzmarktexperten hinsichtlich sogenannter "Sustainable and Responsible Investments (SRI)" interviewt wurden.

01.11.2007

"Das Ergebnis unserer Expertenbefragung zeigt, dass sich der Trend zu nachhaltigen und ethischen Investments auf der einen Seite zwar nachvollziehen lässt, jedoch nicht sofort in den Fundamentaldaten bzw. in den Renditen widerspiegelt", erläutert Ulrich Oberndorfer, wissenschaftlicher Mitarbeiter am ZEW für den Forschungsbereich Umwelt- und Ressourcenökonomik sowie Umweltmanagement, im Gespräch mit pressetext. Der Experte verweist zudem auf das optimistisch eingeschätzte Marktpotenzial solcher Veranlagungsoptionen vor dem Hintergrund des Klimawandels. "Diese Debatte ist auch auf den Finanzmärkten angekommen. Hier hat ein Umdenken stattgefunden."

Diese Einschätzung deckt sich auch mit den Angaben der Finanzmarktexperten: Mehr als 70 Prozent der Befragten gehen von einem wachsenden oder zumindest konstanten Marktanteil der SRI gemessen am Volumen der gesamten Produktpalette aus. Dennoch erwarten die befragten Fachleute im Vergleich zu konventionellen Finanzlagen eine ungünstige Rendite- und Risikoentwicklung bei solchen Veranlagungsformen. Deutlich wird dies darin, dass mehr als 80 Prozent höchstens durchschnittliche Renditechancen bei einem gleichen oder gar höheren Risiko der Anlagen erwarten. Folglich würden 37 Prozent der befragten Personen keinerlei SRI-Produkte in ihr Portfolio aufnehmen.

"Es besteht eine klare Diskrepanz zwischen der Aussage, dass ökologische und soziale Kriterien eine wichtige Rolle im Management spielen, während die Performance von SRI relativ pessimistisch eingeschätzt wird", so Oberndorfer auf Nachfrage von pressetext. Laut dem Experten sollte jedoch nicht vergessen werden, dass sich Veranlagungen in SRI langfristig auszahlen und nichts für spekulative, kurzzeitig orientierte Anleger sind. "Das Problem für die Zurückhaltung liegt womöglich darin begründet, dass die Kriterien für SRI noch großteils unklar definiert sind", ergänzt Oberndorfer. So meinen nur 21 Prozent, dass soziale und/oder ökologische Anliegen bei SRI auch tatsächlich berücksichtigt werden, während 37 Prozent kaum von der Nachhaltigkeit solcher Finanzprodukte überzeugt sind.
Quelle: pte
 
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