Geldanlage
HVB: „Werden 2008 kein hartes Rezessionsszenario sehen“
Erst war es nur eine Hypothekenkrise, doch dann wurde daraus eine weltweite Finanzkrise: Die Schockwellen des Subprime-Debakels ziehen immer weitere Bahnen. Seit Jahresbeginn sind ungezählte Milliardenwerte vernichtet worden. global21 fragte den Anlageexperten Oliver Postler von der HypoVereinsbank nach dem richtigen Kurs in diesen Tagen.
28.04.2008
Seit
Jahresbeginn stürzten Aktienmärkte und damit verbunden auch viele
Kapitalanlagen ab. Wo dürfte der Boden beim DAX
gefunden sein?
Oliver Postler: Der Dax ist derzeit in einer Trading Range zwischen 6.500 und 7.000 Punkten. Seit Jahresanfang bedeutet das eine ganz massive Korrektur von über 20 Prozent in der Spitze. Den Großteil dieser Korrekturen haben wir, so glaube ich, mittlerweile aber in den Kursen gesehen. Ich rechne daher nicht damit, dass wir signifikant unter die Tiefpunkte im Januar und März fallen werden. Hintergrund hierfür ist natürlich die Finanzmarktkrise in den USA: Das ist auch noch nicht ausgestanden und wird uns 2008 weiter beschäftigen, auch wenn ein ganzes Bündel an Gegenmaßnahmen wie z.B. ein Konjunkturprogramm der US-Regierung mit knapp 170 Mrd. US-Dollar Volumen und die Zinssenkungen der US-Notenbank FED langsam greifen. Deshalb glaube ich auch nicht, dass wir in 2008 ein ganz hartes Rezessionsszenario sehen werden. Nichtsdestotrotz ist momentan sehr viel Vorsicht im Markt.
Wo sehen Sie derzeit sichere Häfen für Anleger?
Postler: Als vermeintlich „sicherer“ Hafen erscheinen derzeit kurzfristige Anlagen oder Geldmarktfonds. Aber das trügt: Selbst bei vier Prozent bleibt nach Steuern und Inflation nichts übrig! Selbst ein Abgeltungssteuersatz von nur 25% ab 2009 senkt die angenommene 4-Prozent-Rendite auf 3 Prozent und angesichts von derzeit 3,2 Prozent Inflation habe ich als Anleger dann schon Vermögen vernichtet. Für jeden Investor, der einen etwas längeren Anlagehorizont hat, sind Bargeld und festverzinsliche Wertpapiere daher zur Zeit nicht die erste Wahl. Wenn man im Moment a) den Mut und b) die Zeit aufbringt, dann kann es durchaus interessant sein, auf dem aktuellen Kursniveau wieder an den Börsen einzusteigen. Wir sehen im langfristigen historischen Durchschnitt derzeit eine günstige Aktienbewertung und sehr gute Dividendenrendite. Im EuroStoxx 50 beispielsweise haben Sie eine Dividendenrendite, die höher ist als das Zinsniveau für 10-jährige Bundesanleihen.
Wie groß sind angesichts der massiven Hilfspakete und damit steigender Geldmengen die Inflationsgefahren?
Postler: Die US-Notenbank Fed hat sich klar für Zinssenkungsmaßnahmen zugunsten der Stabilisierung der Wirtschaft entschieden - zuletzt vor Ostern mit einer erneuten Absenkung um 75 Basispunkte. Da könnte man den Eindruck gewinnen, dass sie den Kampf gegen die Inflation aufgegeben hat, da auch dort die Inflation ansteigt. In Europa hat die EZB dagegen von Anfang an eine sehr harte Linie beim Thema Inflationsbekämpfung gefahren. Nicht zuletzt auch, weil wir derzeit über drei Prozent Inflation haben, was weit über dem Zielkorridor von zwei Prozent liegt, der akzeptiert würde. Das hält die EZB derzeit wohl auch von Zinssenkungsschritten ab. Ich gehe aber davon aus, dass wir zur Jahresmitte auch in Europa eine Zinssenkung sehen werden, weil sich das wirtschaftliche Umfeld auch hier abkühlen wird.
Zinssenkungen sind allerdings kein Allheilmittel gegen die US-Bankenkrise...
Postler: Die US Notenbank muss der Situation auf Dauer mit anderen Maßnahmen als nur Zinssenkungen Herr werden. Wir sind ja nicht mehr so weit weg von der Null-Linie, und was will die Fed dann noch machen? Die Lösung muss lauten, dass die betroffenen Banken in den Bilanzen endlich alle Risiken aufdecken und transparent machen. Dann kann der Markt sich darauf einstellen und wieder nach Vorne blicken.
Worauf muss der Anleger bei Investitionsentscheidungen derzeit besonders achten?
Postler: Ganz wichtig ist die Qualität des Gesamtportfolios. Es muss den Zielen des Anlegers, seinem Anlagehorizont und seiner Risikobereitschaft voll entsprechen. Der große Gewinn in der Vermögensanlage ist aus meiner Erfahrung nicht die Aktie A oder B, sondern vielmehr die Entscheidung, in welche Asset-Klassen und mit welcher Gewichtung ich investiere. Mein Fokus bei Rententiteln wäre derzeit die Eurozone, und hier Bundes- und Staatsanleihen. Bei Aktien sollte man immer eine ordentliche internationale Streuung des Portfolios im Blick behalten. Nicht nur Unternehmen aus dem deutschen Leitindex DAX sind gut, sondern auch europäische, US-amerikanische und asiatische Werte. Auch die BRIC-Länder (Brasilien, Russland, Indien und China) sollte man nicht außen vor lassen, da sie aus meiner Sicht als Beimischung nach wie vor extrem interessant sind. Am einfachsten und preisgünstigsten kann man dies über Indexzertifikate erreichen.
Sind aber nicht gerade Schwellenmärkte wie China besonders volatil?
Postler:China ist aus meiner Sicht weiterhin interessant. Wir haben dort auch 2008 Wachstumsraten von acht bis neun Prozent. In Europa und den USA wird dagegen nur 1,5 Prozent Wirtschaftswachstum erwartet. Ich empfehle BRIC als Beimischung zum Portfolio alleine schon vor dem Hintergrund, dass wir keinen exakten Gleichlauf an den internationalen Aktienmärkten haben. Ein Beispiel: Selbst wenn ich schwerpunktmäßig in sichere Rentenwerte aus Europa sowie deutsche Aktien investiere, dann würde die Beimischung von 5 oder 7 Prozent eines Aktienfonds aus den BRIC-Staaten dazu führen, dass mein Portfoliogesamtrisiko sinkt, weil eben die globalen Aktienmärkte unterschiedlich performen.
Nachhaltiges Investment gilt manchem als Antwort auf einen rein profitorientierten Anlagestil. Birgt die aktuelle Krise daher Chancen für diesen Anlagetypus?
Postler:Das Thema rückt immer stärker in den Fokus, und wir erleben die Bereitschaft fast aller Anlegergruppen, sich stärker in diese Richtung zu öffnen. Vor allem, da nachhaltige und ertragreiche Geldanlage kein Widerspruch ist. Wir betreuen Depots, welche sehr stark nachhaltig ausgerichtet sind und eine optimale internationale Streuung aufweisen, die sich in der derzeitigen Finanzkrise viel stabiler verhalten als andere Depots, die nicht nach nachhaltigen Kriterien ausgerichtet sind. Man kann also zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen! Wichtig ist aber, dass man ein entsprechendes Konzept verfolgt. Wir bei der HypoVereinsbank setzen mit dem Best-in-Class-Ansatz auf Unternehmen mit zukunftssicheren und klaren Strategien.
US-Wissenschaftler haben errechnet, dass häufiges Umschichten des Portfolios keinen signifikanten Marktvorteil bringt. Soll der Anleger Krisen wie diese am Besten aussitzen?
Postler: Als Antwort gibt es kein klares Ja oder Nein. Es gibt nicht die eine Portfoliostruktur für alle Anlagezeiträume. Vielmehr muss ich als Anleger regelmäßig überprüfen, ob die Strategie noch zu meinen Zielen passt oder ob sich das Risiko verschoben hat. Hier macht es absolut Sinn, gerade in so einer Phase das Gespräch mit seinem Anlageberater zu suchen, damit man auch weiterhin gut schlafen und sich über die Gewinne in der Zukunft freuen kann.
Vielen Dank für das Gespräch!
Oliver Postler: Der Dax ist derzeit in einer Trading Range zwischen 6.500 und 7.000 Punkten. Seit Jahresanfang bedeutet das eine ganz massive Korrektur von über 20 Prozent in der Spitze. Den Großteil dieser Korrekturen haben wir, so glaube ich, mittlerweile aber in den Kursen gesehen. Ich rechne daher nicht damit, dass wir signifikant unter die Tiefpunkte im Januar und März fallen werden. Hintergrund hierfür ist natürlich die Finanzmarktkrise in den USA: Das ist auch noch nicht ausgestanden und wird uns 2008 weiter beschäftigen, auch wenn ein ganzes Bündel an Gegenmaßnahmen wie z.B. ein Konjunkturprogramm der US-Regierung mit knapp 170 Mrd. US-Dollar Volumen und die Zinssenkungen der US-Notenbank FED langsam greifen. Deshalb glaube ich auch nicht, dass wir in 2008 ein ganz hartes Rezessionsszenario sehen werden. Nichtsdestotrotz ist momentan sehr viel Vorsicht im Markt.
Wo sehen Sie derzeit sichere Häfen für Anleger?
Postler: Als vermeintlich „sicherer“ Hafen erscheinen derzeit kurzfristige Anlagen oder Geldmarktfonds. Aber das trügt: Selbst bei vier Prozent bleibt nach Steuern und Inflation nichts übrig! Selbst ein Abgeltungssteuersatz von nur 25% ab 2009 senkt die angenommene 4-Prozent-Rendite auf 3 Prozent und angesichts von derzeit 3,2 Prozent Inflation habe ich als Anleger dann schon Vermögen vernichtet. Für jeden Investor, der einen etwas längeren Anlagehorizont hat, sind Bargeld und festverzinsliche Wertpapiere daher zur Zeit nicht die erste Wahl. Wenn man im Moment a) den Mut und b) die Zeit aufbringt, dann kann es durchaus interessant sein, auf dem aktuellen Kursniveau wieder an den Börsen einzusteigen. Wir sehen im langfristigen historischen Durchschnitt derzeit eine günstige Aktienbewertung und sehr gute Dividendenrendite. Im EuroStoxx 50 beispielsweise haben Sie eine Dividendenrendite, die höher ist als das Zinsniveau für 10-jährige Bundesanleihen.
Wie groß sind angesichts der massiven Hilfspakete und damit steigender Geldmengen die Inflationsgefahren?
Postler: Die US-Notenbank Fed hat sich klar für Zinssenkungsmaßnahmen zugunsten der Stabilisierung der Wirtschaft entschieden - zuletzt vor Ostern mit einer erneuten Absenkung um 75 Basispunkte. Da könnte man den Eindruck gewinnen, dass sie den Kampf gegen die Inflation aufgegeben hat, da auch dort die Inflation ansteigt. In Europa hat die EZB dagegen von Anfang an eine sehr harte Linie beim Thema Inflationsbekämpfung gefahren. Nicht zuletzt auch, weil wir derzeit über drei Prozent Inflation haben, was weit über dem Zielkorridor von zwei Prozent liegt, der akzeptiert würde. Das hält die EZB derzeit wohl auch von Zinssenkungsschritten ab. Ich gehe aber davon aus, dass wir zur Jahresmitte auch in Europa eine Zinssenkung sehen werden, weil sich das wirtschaftliche Umfeld auch hier abkühlen wird.
Zinssenkungen sind allerdings kein Allheilmittel gegen die US-Bankenkrise...
Postler: Die US Notenbank muss der Situation auf Dauer mit anderen Maßnahmen als nur Zinssenkungen Herr werden. Wir sind ja nicht mehr so weit weg von der Null-Linie, und was will die Fed dann noch machen? Die Lösung muss lauten, dass die betroffenen Banken in den Bilanzen endlich alle Risiken aufdecken und transparent machen. Dann kann der Markt sich darauf einstellen und wieder nach Vorne blicken.
Worauf muss der Anleger bei Investitionsentscheidungen derzeit besonders achten?
Postler: Ganz wichtig ist die Qualität des Gesamtportfolios. Es muss den Zielen des Anlegers, seinem Anlagehorizont und seiner Risikobereitschaft voll entsprechen. Der große Gewinn in der Vermögensanlage ist aus meiner Erfahrung nicht die Aktie A oder B, sondern vielmehr die Entscheidung, in welche Asset-Klassen und mit welcher Gewichtung ich investiere. Mein Fokus bei Rententiteln wäre derzeit die Eurozone, und hier Bundes- und Staatsanleihen. Bei Aktien sollte man immer eine ordentliche internationale Streuung des Portfolios im Blick behalten. Nicht nur Unternehmen aus dem deutschen Leitindex DAX sind gut, sondern auch europäische, US-amerikanische und asiatische Werte. Auch die BRIC-Länder (Brasilien, Russland, Indien und China) sollte man nicht außen vor lassen, da sie aus meiner Sicht als Beimischung nach wie vor extrem interessant sind. Am einfachsten und preisgünstigsten kann man dies über Indexzertifikate erreichen.
Sind aber nicht gerade Schwellenmärkte wie China besonders volatil?
Postler:China ist aus meiner Sicht weiterhin interessant. Wir haben dort auch 2008 Wachstumsraten von acht bis neun Prozent. In Europa und den USA wird dagegen nur 1,5 Prozent Wirtschaftswachstum erwartet. Ich empfehle BRIC als Beimischung zum Portfolio alleine schon vor dem Hintergrund, dass wir keinen exakten Gleichlauf an den internationalen Aktienmärkten haben. Ein Beispiel: Selbst wenn ich schwerpunktmäßig in sichere Rentenwerte aus Europa sowie deutsche Aktien investiere, dann würde die Beimischung von 5 oder 7 Prozent eines Aktienfonds aus den BRIC-Staaten dazu führen, dass mein Portfoliogesamtrisiko sinkt, weil eben die globalen Aktienmärkte unterschiedlich performen.
Nachhaltiges Investment gilt manchem als Antwort auf einen rein profitorientierten Anlagestil. Birgt die aktuelle Krise daher Chancen für diesen Anlagetypus?
Postler:Das Thema rückt immer stärker in den Fokus, und wir erleben die Bereitschaft fast aller Anlegergruppen, sich stärker in diese Richtung zu öffnen. Vor allem, da nachhaltige und ertragreiche Geldanlage kein Widerspruch ist. Wir betreuen Depots, welche sehr stark nachhaltig ausgerichtet sind und eine optimale internationale Streuung aufweisen, die sich in der derzeitigen Finanzkrise viel stabiler verhalten als andere Depots, die nicht nach nachhaltigen Kriterien ausgerichtet sind. Man kann also zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen! Wichtig ist aber, dass man ein entsprechendes Konzept verfolgt. Wir bei der HypoVereinsbank setzen mit dem Best-in-Class-Ansatz auf Unternehmen mit zukunftssicheren und klaren Strategien.
US-Wissenschaftler haben errechnet, dass häufiges Umschichten des Portfolios keinen signifikanten Marktvorteil bringt. Soll der Anleger Krisen wie diese am Besten aussitzen?
Postler: Als Antwort gibt es kein klares Ja oder Nein. Es gibt nicht die eine Portfoliostruktur für alle Anlagezeiträume. Vielmehr muss ich als Anleger regelmäßig überprüfen, ob die Strategie noch zu meinen Zielen passt oder ob sich das Risiko verschoben hat. Hier macht es absolut Sinn, gerade in so einer Phase das Gespräch mit seinem Anlageberater zu suchen, damit man auch weiterhin gut schlafen und sich über die Gewinne in der Zukunft freuen kann.
Vielen Dank für das Gespräch!
Quelle: UD / g21