Leben & Wohnen

Alte Möbel aufmöbeln

Wer hat auf meinem Stühlchen gesessen? Die meisten wollen sich diese Frage lieber nicht stellen und kaufen neue Möbel, die am Ende auf dem Müllberg landen. Aber es geht auch anders: Dortmunder Forscher arbeiten erfolgreich an einem Netzwerk, das gebrauchte Möbel wieder salonfähig macht.

23.10.2003

Früher war bekanntlich alles besser - auch die Möbel. Ein Schrank oder ein Schreibtisch wurden fürs ganze Leben angeschafft und über Generationen hinweg vererbt. Kauft man heute jedoch ein Bücherregal, überlebt es mangels Qualität und guter Liquidität den ersten Umzug oft nicht. Zudem unterliegen Wohnungseinrichtungen schnelllebigen Modetrends, sodass sie bald auf dem Sperrmüll enden.

Dadurch türmt sich ein wahres Möbelmassiv auf: Jährlich werden in Deutschland sieben Millionen Tonnen produziert. "Nur fünf Prozent davon werden wiederverwendet; der Rest geht in die Müllverbrennung, auf die Deponie oder wird zu Hackschnitzeln verarbeitet", weiss Dr. Werner Baumann vom Institut für Umweltforschung INFU der Universität Dortmund. Gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML sowie elf weiteren Partnern arbeiten Forscher an einem regionalen Netzwerk, das gebrauchte Möbel wieder salonfähig macht. Das zweijährige Projekt "ecomöbel" wird bis September 2004 vom Bundesforschungsministerium BMBF gefördert.

Etwa 500 Schränke, Tische und Sitzmöbel bezieht ecomöbel jährlich aus Haushaltsauflösungen, die die Entsorgung Dortmund GmbH und das
Christliche Jugenddorfwerk vornehmen. "Zu Beginn des Projekts haben wir
untersucht, welche und wie viele Stücke angeliefert werden, um dann
geeignete Handwerker zu finden", sagt Dr. Kathrin Hesse vom IML. Mittlerweile sind Dortmunder Tischler, Glaser und Polsterer fester Bestandteil des Netzwerks, was für sie mehr Umsatz bedeutet.

Neben der Suche nach neuen Partnern will das IML für ecomöbel eine durchgängige Prozesskette schaffen: "Wir möchten nicht, dass Altmöbel eine
Weltreise von der Anlieferung über die Aufarbeitung bis zum Kunden hinter sich haben", betont Hesse. Das INFU untersucht verwertbare Stücke auf Formaldehyd und Schwermetalle. Nur unbelastete Möbel gehen schließlich zur Aufarbeitung an die dem Netzwerk angeschlossenen Handwerker und bekommen das ecomöbel-Siegel, das mittlerweile eine eingetragene Marke ist. Auf der Homepage des Projekts können Interessenten im aktuellen Angebot der beiden ecomöbel-Kaufhäuser stöbern, reservieren und bestellen.

Über mangelnde Akzeptanz können sich die Projektpartner nicht
beklagen. "Mittlerweile kommen wir mit dem Liefern nicht mehr nach",
freut sich Werner Baumann.
Quelle: idw
 
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