Plastikmüll im Meer: Lösung liegt an Land
Der Meeresatlas 2017 zeigt Ursachen und Lösungen für den Klima- und Müll-Stress der Ozeane. Demnach liegt die Lösung an Land – wir brauchen globale Vereinbarungen zu Recycling und vor allem Vermeidung.
15.06.2018
Zum Tag des Meeres erklärte Barbara Unmüßig, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung: „Acht Millionen Tonnen Plastikmüll landen jedes Jahr im Meer und belasten Tiefsee und Meeresböden. So löblich die zahlreichen Initiativen auch sind, mit Müllsammelschiffen oder Barrieren den Plastikmüll zu beseitigen – sie gehen am Kern des Problems vorbei: Denn nur ein Prozent davon ist an der Meeresoberfläche tatsächlich auffindbar. Und nur 0,5 Prozent finden sich in den sogenannten ‚Müllstrudeln‘. Der Rest verteilt sich als Mikroplastik unsichtbar im Wasser und auf dem Meeresgrund. Mikroplastik lässt sich nicht mehr zurückholen. Zerriebene Plastikabfälle, Kunstfasern, Abrieb von Autoreifen und Mikroplastik in Kosmetika und anderen Produkten sind die größten Verursacher. Daher liegt die Lösung an Land – wir brauchen wirksame, globale Vereinbarungen zu Recycling und vor allem Vermeidung.“
Wie der zum Jahr des Meeres 2017 präsentierte Meeresatlas feststellt, sind vor allem die wachsende Plastik- und Verpackungsproduktion und unzureichende Strategien zum Abfallmanagement in vielen Ländern weltweit für die zunehmenden Mengen an Plastikabfall im Meer verantwortlich.
„Doch auch wir in Deutschland haben keinen Grund, uns als vermeintliche Umwelt-Weltmeister selbstzufrieden zurückzulehnen“, so Unmüßig weiter. „Steigende Anteile von Mikroplastik in Kosmetika und anderen Anwendungen oder auch einer der europaweit höchsten Verbräuche an Verpackungsmaterialien müssen bei uns jetzt politisch angegangen werden – Selbstverpflichtungen reichen nicht mehr aus. Frankreich hat es schon 2016 vorgemacht und nach den Plastiktüten auch Plastikgeschirr konsequent verboten – mittlerweile wird sogar ein EU-weites Verbot diskutiert.“ Von zentraler Bedeutung seien laut Unmüßig nun überzeugende politische Initiativen, die auf den Abschluss eines völkerrechtlich verbindlichen internationalen Abkommens gegen Plastik-Verschmutzung zielten.
Barbara Unmüßig erklärt außerdem: „Ein derartiges Plastik-Abkommen könnte sich laut einer Studie der Heinrich-Böll-Stiftung am Pariser Klimaabkommen orientieren: Eine Konvention mit einem verbindlichen, übergreifenden Ziel, kombiniert mit freiwilligen nationalen Aktionsplänen und flexiblen Maßnahmen, um diese umzusetzen. Vorschläge für Obergrenzen und Verbote für die Produktion von Kunststoff analog zum Montreal-Protokoll (Vertrag zum Schutz der Ozonschicht) liegen bereits auf dem Tisch.“
Die Studie „Stopping Global Plastic Pollution - The Case for an International Convention“ der Heinrich-Böll-Stiftung und Adelphi analysiert Strategien zu einem weltweiten Abkommen für eine globale Plastik-Konvention. Der Meeresatlas 2017 bietet auf 50 Seiten und in rund 80 Grafiken Daten, Fakten und Zusammenhänge über unseren Umgang mit dem Ozean.