Politik
Welthungerindex: Biodiesel und Spekulation schüren Hunger
Die Beimischung von Biosprit und Spekulation auf Nahrungsmittel sind wesentliche Gründe dafür, dass noch immer 925 Mio. Menschen an Hunger leiden. Das zeigt der Welthungerindex 2011, den die Welthungerhilfe gemeinsam mit dem Washingtoner International Food Policy Research Institute (IFPRI) in Berlin präsentiert hat. Wie der Bericht veranschaulicht, liegt die Ursache des Problems immer häufiger in den Preissteigerungen.
14.10.2011
Brot müsste bei uns 30 Euro und ein Sack Kartoffeln 50 Euro
kosten, wenn wir die steigenden Preise so wie Entwicklungsländer spüren
wollten, zeigt der Bericht. Denn deutsche Haushalte geben im Schnitt zwölf
Prozent ihres Bruttoeinkommens für Nahrung aus, arme Länder jedoch 70 Prozent.
Zudem machen Weizen, Mais, Reis oder Linsen in armen Ländern den Hauptteil der
Ernährung aus, während es in Europa ein diversifiziertes Angebot gibt.
"Auch aufgrund der hohen Import-Abhängigkeit treffen Preissteigerungen für
Grundnahrungsmittel oder beim Treibstoff für Transport und Verarbeitung die
Entwicklungsländer enorm", verdeutlicht Simone Pott, Pressesprecherin der
Welthungerhilfe.
Paradox ist, dass gerade die Kleinbauern, die ja Nahrung produzieren, hungern: 80 Prozent der Hungernden leben am Land. "Da oft die Lagermöglichkeit fehlt, verkaufen Bauern die Erträge zur Erntezeit billig und müssen in Mangelzeiten teuer für den Eigenbedarf kaufen. Zudem streichen Zwischenhändler hohe Gewinn ein, da Bauern die Preislage nicht kennen. Häufig fehlt auch die Organisation, da genossenschaftlich vereinigte Bauern weit eher wirtschaftlich bestehen können." Die Folgen des fehlenden Geldes sind waghalsige Anpassungen: Weniger oder schlechtere Mahlzeiten, Ende des Schulbesuchs der Kinder, weniger Arztbesuche oder im schlimmsten Fall Prostitution, Kriminalität und Drogenhandel.
Biosprit, Klima und Börse
Drei große Preistreiber gibt es, zeigt der Bericht, allen voran der Biodiesel aus Energiepflanzen. "Die Beimischquoten müssen dringend auf internationaler Ebene überdacht werden, da das gefährliche Tank-oder-Teller-Spiel sonst weitergeht", fordert die Expertin. Der Klimawandel ist der zweite Hauptgrund, da extreme Wetterereignisse wie etwa die Taifune in Südostasien, Dürren wie momentan am Horn von Afrika oder starke Niederschläge wie in Pakistan die ganze Ernte eines Landes vernichten können.
Bis zu 15 Prozent des Preisanstieges geht auf Spekulation zurück, weshalb die Welthungerhilfe auf mehr Marktregulierung drängt. "Dringend nötig ist mehr Transparenz über Nahrungsmittelmärkte und -preise. Solange es im Agrarmarkt keine verlässlichen und aktuellen Informationen über Angebot und Nachfrage gibt, lösen Einzelmeldungen panikartige Preistrends aus", so Pott. Doch auch der Einzelne könne sich bei seiner Bank erkundigen, welche Fonds mit dem angelegten Geld gekauft werden. "Häufig sind hier Nahrungsmittel dabei. Ob man diese Finanzanlage vertreten kann, ist eine Gewissensfrage."
Friede stillt Hunger
Zu den Schritten des Konsumenten gegen Hunger gehören auch die Fleischkonsums-Reduktion, der Kauf von Regionalprodukten sowie die Vermeidung von Lebensmittelabfällen: 20 Mio. Tonnen Nahrung werden allein in Deutschland jährlich weggeworfen. Politisch hält Pott die Förderung von Kleinbauern sinnvoll, besonders von Techniken, die Verdienstmöglichkeiten mit nachhaltiger Ressourcen-Schonung wie etwa durch bessere Bewässerung und Fruchtfolgen-Einhaltung verbinden.
In 26 Ländern ist die Hungersituation derzeit ernst oder gravierend, was immerhin etwas weniger ist als die 29 Länder im Vorjahr. "Fortschritte gab es im Nahen Osten, in Südost-Afrika und Lateinamerika, wobei die aktuellen Katastrophen am Horn von Afrika oder in Pakistan erst im nächsten Bericht aufscheinen. In mehreren afrikanischen Ländern blieb die Situation jedoch anhaltend schlecht, etwa im diktatorischen Eritrea oder im von Bürgerkriegen geplagten Kongo, Tschad und Burundi. Solange es keinen Frieden gibt, können die Bauern nicht in ihr Land investieren."
Paradox ist, dass gerade die Kleinbauern, die ja Nahrung produzieren, hungern: 80 Prozent der Hungernden leben am Land. "Da oft die Lagermöglichkeit fehlt, verkaufen Bauern die Erträge zur Erntezeit billig und müssen in Mangelzeiten teuer für den Eigenbedarf kaufen. Zudem streichen Zwischenhändler hohe Gewinn ein, da Bauern die Preislage nicht kennen. Häufig fehlt auch die Organisation, da genossenschaftlich vereinigte Bauern weit eher wirtschaftlich bestehen können." Die Folgen des fehlenden Geldes sind waghalsige Anpassungen: Weniger oder schlechtere Mahlzeiten, Ende des Schulbesuchs der Kinder, weniger Arztbesuche oder im schlimmsten Fall Prostitution, Kriminalität und Drogenhandel.
Biosprit, Klima und Börse
Drei große Preistreiber gibt es, zeigt der Bericht, allen voran der Biodiesel aus Energiepflanzen. "Die Beimischquoten müssen dringend auf internationaler Ebene überdacht werden, da das gefährliche Tank-oder-Teller-Spiel sonst weitergeht", fordert die Expertin. Der Klimawandel ist der zweite Hauptgrund, da extreme Wetterereignisse wie etwa die Taifune in Südostasien, Dürren wie momentan am Horn von Afrika oder starke Niederschläge wie in Pakistan die ganze Ernte eines Landes vernichten können.
Bis zu 15 Prozent des Preisanstieges geht auf Spekulation zurück, weshalb die Welthungerhilfe auf mehr Marktregulierung drängt. "Dringend nötig ist mehr Transparenz über Nahrungsmittelmärkte und -preise. Solange es im Agrarmarkt keine verlässlichen und aktuellen Informationen über Angebot und Nachfrage gibt, lösen Einzelmeldungen panikartige Preistrends aus", so Pott. Doch auch der Einzelne könne sich bei seiner Bank erkundigen, welche Fonds mit dem angelegten Geld gekauft werden. "Häufig sind hier Nahrungsmittel dabei. Ob man diese Finanzanlage vertreten kann, ist eine Gewissensfrage."
Friede stillt Hunger
Zu den Schritten des Konsumenten gegen Hunger gehören auch die Fleischkonsums-Reduktion, der Kauf von Regionalprodukten sowie die Vermeidung von Lebensmittelabfällen: 20 Mio. Tonnen Nahrung werden allein in Deutschland jährlich weggeworfen. Politisch hält Pott die Förderung von Kleinbauern sinnvoll, besonders von Techniken, die Verdienstmöglichkeiten mit nachhaltiger Ressourcen-Schonung wie etwa durch bessere Bewässerung und Fruchtfolgen-Einhaltung verbinden.
In 26 Ländern ist die Hungersituation derzeit ernst oder gravierend, was immerhin etwas weniger ist als die 29 Länder im Vorjahr. "Fortschritte gab es im Nahen Osten, in Südost-Afrika und Lateinamerika, wobei die aktuellen Katastrophen am Horn von Afrika oder in Pakistan erst im nächsten Bericht aufscheinen. In mehreren afrikanischen Ländern blieb die Situation jedoch anhaltend schlecht, etwa im diktatorischen Eritrea oder im von Bürgerkriegen geplagten Kongo, Tschad und Burundi. Solange es keinen Frieden gibt, können die Bauern nicht in ihr Land investieren."
Quelle: UD / pte