Cholera in Simbabwe übertrifft schlimmste Befürchtungen
Wenn das desolate Wasser- und Sanitärsystem in Simbabwe nicht grundlegend repariert werden kann, wird die Cholera-Epidemie sich jährlich wiederholen, so die internationale Hilfsorganisation CARE. Für eine wirkungsvolle Bekämpfung der Cholera fehlten derzeit jedoch die Mittel.
26.02.2009

Mehr als 15 Jahre habe es in "ganz Afrika keine vergleichbare Cholera-Epidemie" mehr gegeben, so CARE. Bisher wurden nahezu 79.000 Fälle registriert. 3.712 Menschen verloren ihr Leben. Der überwiegende Teil der Hilfsgelder fließt deshalb auch in die Versorgung mit sauberem Wasser, in Chlor-Tabletten und Seife.
CARE warnt jedoch, dass ohne eine nachhaltige Verbesserung des Wasser- und auch des Sanitärsystems Erkrankte sich nach ihrer Rückkehr nach Hause erneut infizieren, wenn sie nicht geimpft würden. "Die Reparatur des Wassersystems muss jetzt erfolgen, sonst wird die Cholera nicht zu stoppen sein und noch mehr Menschen müssen ihr Leben lassen. Das ist schlichtweg inakzeptabel. Cholera kann man behandeln, niemand müsste daran sterben, " erklärt Stephen Gwynne-Vaughan, der Länderdirektor von CARE in Simbabwe.
CARE geht davon aus, dass die Wiederherstellung der Wasserversorgung etwa 2,5 Millionen Euro kosten wird, nur ein kleiner Teil davon ist bisher finanziert. Notwendig sind die Instandsetzung von Wasserstellen, Wasser- und Sanitäranlagen in Schulen und Kliniken, die Bereitstellung von Wassercontainern und die Verteilung von Wasseraufbereitungsmitteln, Seife und salzhaltigen Lösungen.
Choleraausbruch nur ein Zeichen der humanitären Krise im Land
Der aktuelle Choleraausbruchs ist nur ein Ausdruck des katastrophalen Zustands des Gesundheitssystems des Landes und der kollabierenden Infrastruktur, wie die Organisation ÄRZTE OHNE GRENZEN in aktuell veröffentlichten Papier "Beyond Cholera: Zimbabwe's Worsening Crisis" beschreibt. Viele Gesundheitseinrichtungen sind geschlossen oder funktionieren nicht, andere verlangen exorbitante Behandlungsgebühren in Fremdwährungen. All dies macht den Zugang zu medizinischer Versorgung für die meisten Simbabwer unmöglich.
ÄRZTE OHNE GRENZEN appelliert an die Regierung Simbabwes, eine unabhängige Einschätzung der Bedürfnisse zu ermöglichen, sicherzustellen, dass humanitäre Helfer dort arbeiten können, wo sie gebraucht werden, und bürokratische Hürden abzubauen. Die Organisation fordert auch die internationale Gemeinschaft auf, den Unterschied zwischen politischen Zielen und der dringenden humanitären Notwendigkeit zu respektieren, um die benötigte Unterstützung für die Bevölkerung Simbabwes zu sichern.
"Es ist zu einem verheerenden Zusammenbruch des früher viel gepriesenen Gesundheitssystems gekommen, der nicht nur Cholerapatienten betrifft", sagte Manuel Lopez, Landeskoordinator von ÄRZTE OHNE GRENZEN in Simbabwe. "Wir wissen, dass den öffentlichen Krankenhäusern Medikamente und Geräte fehlen und sie Menschen abweisen. Es herrscht ein akuter Mangel an medizinischem Personal, Patienten können sich die Fahrtkosten nicht leisten, um ihre HIV-Medikamente abzuholen oder behandelt zu werden, und viele unserer Kliniken sind überfüllt. Nach dem, was wir jeden Tag sehen, könnte es nicht deutlicher sein: Es handelt sich um eine massive, außer Kontrolle geratene medizinische Notsituation."
Die politische Krise Simbabwes und der daraus resultierende wirtschaftliche Zusammenbruch haben zu einem katastrophalen Zugang zu öffentlicher Gesundheitsversorgung geführt, zu einem Kollaps der Infrastruktur, einer dramatischen HIV-Epidemie, Lebensmittelengpässen und Mangelernährung sowie Vertreibungen innerhalb des Landes und in Nachbarstaaten. Geschätzte drei Millionen Simbabwer suchen im benachbarten Südafrika Zuflucht - das ist die größte Fluchtbewegung aus einem Land, in dem kein Krieg herrscht.
Trotz der enormen humanitären Krise ist ÄRZTE OHNE GRENZEN in Simbabwe häufig mit Restriktionen konfrontiert. "Regierungen und internationale Organisationen müssen die Schwere der Krise erkennen und sicherstellen, dass humanitäre Hilfe unabhängig von politischen Prozessen geleistet werden kann", sagte Christophe Fournier, internationaler Präsident von ÄRZTE OHNE GRENZEN. "Kinder, Opfer von Gewalt und Menschen mit HIV/Aids oder anderen Krankheiten müssen ungehinderten Zugang zu lebensnotwendiger Hilfe erhalten."