Harvard-Ökonomen sehen gute Chancen für Afrikas Bauern
Bisher stand es schlecht um Afrikas Ernährung. Seit 1970 sank die Lebensmittelproduktion aufgrund fehlender Investitionen um zehn Prozent, und auch die Erträge, das Einkommen der Bauern oder die Armutsrate stagnierten. Obwohl 70 Prozent der Afrikaner in der Landwirtschaft arbeiten, sind 250 Mio. Menschen unterernährt - 100 Mio. mehr als noch 1990. Rückstände gibt es besonders in der Technik: Nur vier Prozent der Äcker werden bewässert, zudem sind Düngemittel, Pestizide und hochqualitatives Saatgut ebenso teuer wie landwirtschaftliche Geräte. Durch den Klimawandel spitzt sich die Situation zu.
07.12.2010

Neue Politikergeneration macht Hoffnung
Drei Eckpfeiler hat eine derartige Entwicklung, so der Wissenschaftler, wobei Wissenschaft und Technik an erster Stelle stünden. „Der erste Schritt ist die Kommunikations-Infrastruktur, die es in Afrika dank der Mobiltelefonie bereits gibt. Die Elektrifizierung und der Transport müssen folgen, jedoch auch Bildung und Innovationen wie etwa jene der Biotechnologie", erklärt Juma. Zweitens müssen die Länder mehr zusammenarbeiten und nationale und regionale Märkte bilden, wie dies die südafrikanische Entwicklungsgemeinschaft (SADC) erfolgreich geschafft habe. Dritter Schwerpunkt sei ein neuer, unternehmerischer Führungsstil in der Politik.
„Die neue Politikergeneration einer 'good governance' gibt es bereits", betont Botlhale Octavia Tema, Direktorin der Organisation „African Creative Connections", gegenüber pressetext. War Afrika vor zehn Jahren noch voller Krisenherde, so herrsche heute mit wenigen Ausnahmen Frieden. „Demokratie ist die Regel und fast überall gab es kürzlich Wahlen. Ruanda etwa wurde bereits als tot bezeichnet, doch seine Politiker haben binnen kurzer Zeit das Gegenteil bewiesen. Malawi schaffte es binnen nur zwei Jahren zum Nettoexporteur von Lebensmitteln und auch Tansania und Burkina Faso modernisieren sich äußerst aktiv, um nur Beispiele zu nennen", so die Expertin.
Hirse statt Weizen und Soja
Das Potenzial Afrikas wird derzeit am ehesten von China, Indien und Brasilien erkannt, die zunehmend strategisch in den Kontinent investieren und etwa Ländereien aufkaufen. Obwohl sich daraus teils auch ökologische Probleme ergeben, kann Afrika in den Augen der beiden Experten davon langfristig profitieren. Dringend benötigtes Know-how kommt so ins Land", so Juma. Die Investitionen verdeutlichten, dass in Afrika noch viel Land verfügbar ist. Nachhaltig ist die Entwicklung für die Forscher dann, wenn dabei ländliche Gebiete gestärkt werden und ein besonderer Fokus auf Frauen-Empowerment liegt.
Dass der Klimawandel und die fortschreitende Wüstenbildung Afrikas Böden zu schaffen machen, weisen auch die beiden Wissenschaftler nicht von der Hand. Mit „nicht nutzbar" sei dies jedoch oft nicht gleichzusetzen. „Für Weizen, Reis, Mais oder Sojabohnen sind vielen Flächen ungeeignet. Traditionelle Getreidesorten wie etwa Hirse sowie Yams oder der Brotfruchtbaum gedeihen jedoch vorzüglich. Mit diesen Nahrungspflanzen, die von den Entwicklungsprogrammen kaum berücksichtigt werden, könnte Afrika neue Produkte in den Weltmarkt exportieren", betont Juma.