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Persönliches Glück hat nicht unbedingt mit Prosperität zu tun

Programme zur Armutsbekämpfung für Menschen in Ländern der dritten Welt lassen oft außer Acht, dass Einkommenssteigerungen allein kein Garant dafür sind, Zufriedenheit zu schaffen. "Zu einem zufriedenen Leben gehört mehr als Geld. Öffentliche Programme der Politik zur Armutsbekämpfung müssen über einfache Einkommensteigerungen hinausgehen und die Lebensqualität in anderen Bereichen verbessern", kommt Mariano Rojas von der mexikanischen Facultad Latinoamericana de Ciencias Sociales in der Springer-Fachzeitschrift Applied Research in Quality of Life zum Schluss.

02.10.2009

Foto: Schillergymnasium, Münster
Foto: Schillergymnasium, Münster
Die meisten ausländischen Hilfsprogramme sehen die Verringerung der Armut als Hauptanliegen. Bis jetzt konzentrieren sich diese Programme darauf, den Menschen aus der Armut zu helfen, indem sie deren Kaufkraft steigern. Dieser Ansatz basiere auf der Annahme, dass eine Einkommenssteigerung mit größerem Wohlbefinden einhergeht. Eine nationale Umfrage der University of Costa Rica aus den Jahren 2004 bis 2006 hat gezeigt, dass das Haushaltseinkommen allein nicht ausschlaggebend für den Grad an Zufriedenheit ist. Rojas stellte zusätzlich zu den Fragen über Haushaltseinkommen und Abhängigkeit vom Haushaltseinkommen subjektivere Fragen über die allgemeine Zufriedenheit im Leben sowie über die Zufriedenheit bezüglich Gesundheit, Arbeit, familiärer Verhältnisse, Freundschaften, der eigenen Person sowie des gemeinschaftlichen Lebens. Interessanterweise gaben nur 24 Prozent der als arm eingestuften Menschen an, mit ihrem Leben wenig zufrieden zu sein. 18 Prozent der 'nicht-armen' Kategorie gaben ebenfalls an, sie seien mit ihrem Leben nicht zufrieden.

Für den Soziologen Ruut Veenhoven von der Erasmus Universität in Rotterdam und Direktor der World Database of Happiness ist das nachvollziehbar. "Es kommt sehr viel auf die technische Qualität einer Regierung an, ob Menschen sich glücklich fühlen oder nicht", meint der Forscher im Interview. Eine gute Regierung, auf die sich die Bürger verlassen können, sei wesentlich. "Da kann ein Land auch ärmer sein." Weltmeister unter den "glücklichsten Nationen" sind Dänemark, Island, Mexiko, die Schweiz, Kolumbien und Österreich. Das habe zumindest die Untersuchung von Veenhoven ergeben. Veenhoven rät Geberländern dazu, Hilfsgelder an jene Länder zu geben, deren Regierungen auch das Eigentum der Bürger schützen. "In solchen Ländern ist eine bessere Entwicklung in jeglicher Hinsicht möglich." Diese Linie verfolge die Weltbank seit kurzer Zeit auch. Damit will man verhindern, korrupte Regierungen mit ausländischen Hilfsgeldern zu stützen.

Rojas kommt in seiner Untersuchung zum Schluss, dass ein Mensch mit seinem Leben zufrieden sein kann, auch wenn er über ein geringes Einkommen verfügt, solange er in anderen Bereichen wie Familie, Gesundheit, Beruf oder mit sich selbst und seiner wirtschaftlichen Situation einigermaßen zufrieden ist. Mit Armut alleine lasse sich das generelle Wohlbefinden eines Menschen nicht erklären. Das bedeutet, dass es einem Menschen möglich ist, der Armut zu entkommen und trotzdem mit dem Leben unzufrieden zu sein. Sozialprogramme müssten daher berücksichtigen, dass das Wohlergehen von der Zufriedenheit in vielen Bereichen des Lebens abhängt und dass auch andere Faktoren bei der Erstellung dieser Programme eine Rolle spielen.

"Dieser Beitrag zeigt, dass es möglich ist, der Armut zu entkommen, ohne dabei die Zufriedenheit im Leben zu beeinträchtigen. Das Einkommen ist kein Ziel, sondern ein Mittel zum Zweck. Man sollte sich nicht nur auf die materielle Armut konzentrieren und dadurch die Bedeutung anderer Faktoren, die das Wohlbefinden verbessern können, unterschätzen", so Rojas. Natürlich sei es wichtig, sich darum zu kümmern, Menschen aus der materiellen Armut zu befreien. "Es ist jedoch weitaus förderlicher, sich um die zusätzlichen Möglichkeiten Gedanken zu machen, welche die Menschen brauchen, um ein zufriedeneres Leben zu führen."

Quelle: UD / pte
 
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