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Umwelt

Wer ist verantwortlich für das Überschreiten der 1,5-Grad-Klimagrenze?

Was ist ein fairer Weg in die Zukunft, nachdem die 1,5-Grad-Celsius-Erwärmungsgrenze des Pariser Abkommens überschritten wurde? In einer neuen Studie untersuchen Forscher des IIASA das Konzept der „Netto-Null-Kohlenstoffschuld“ – ein Maßstab zur Bewertung, wer in welchem Maß Verantwortung für die Begrenzung des Klimasprungs trägt.

09.04.2025

Wer ist verantwortlich für das Überschreiten der 1,5-Grad-Klimagrenze?

Forschungsergebnisse zeigen, dass wir auf dem besten Weg sind, die 1,5-Grad-Celsius-Grenze des Pariser Abkommens innerhalb eines Jahrzehnts zu überschreiten – was die ohnehin schon angespannten internationalen Klimaverhandlungen weiter verschärft. Einige Länder haben ihren Wohlstand über Jahrzehnte hinweg durch Emissionen aufgebaut, während andere argumentieren, dass sie ebenfalls Spielraum benötigen, um Armut zu überwinden und sich zu entwickeln. In diesem neuen Kontext braucht es ein transparentes System, das sowohl historische als auch zukünftige Emissionen berücksichtigt und sicherstellt, dass jede Region ihren fairen Anteil an Klimaschutzmaßnahmen trägt.

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Um Maßnahmen zur Minimierung des Ausmaßes und der Dauer des Überschreitens zu unterstützen, haben IIASA-Forscher:innen in einer neuen Studie das Konzept der Netto-Null-Kohlenstoffschuld untersucht. Mithilfe dieses Maßstabs kann nachvollzogen werden, welche Regionen im Verlauf des Klimasprungs größere Verantwortung tragen – unter expliziter Berücksichtigung unterlassener Maßnahmen in der Vergangenheit. Wenn eine Region voraussichtlich eine Netto-Null-Kohlenstoffschuld anhäufen wird, muss sie dies kompensieren – entweder durch Unterstützung bei Emissionsminderungen in anderen Teilen der Welt oder durch zusätzliche Kohlenstoffdioxid-Entnahmen aus der Atmosphäre.

„Da wir uns der 1,5-Grad-Celsius-Grenze des Pariser Abkommens nähern, stellt sich nicht nur die Frage, wann wir sie überschreiten, sondern auch, wie wir kollektiv mit den Konsequenzen in der Folgezeit umgehen“, sagt Setu Pelz, Hauptautor der Studie und Forscher in der Forschungsgruppe für Transformative Institutionelle und Soziale Lösungen des IIASA-Programms für Energie, Klima und Umwelt. „Um Maßnahmen zur Begrenzung des Klimasprungs zu steuern und festzustellen, wer für entstandene Schäden in diesem Zeitraum aufkommen sollte, messen wir, wer unter verschiedenen Szenarien und Ansätzen wie viel Verantwortung trägt.“

Die Berechnung der Netto-Null-Kohlenstoffschuld einer Region erfolgt durch den Vergleich historischer und projizierter Kohlenstoffdioxid-Emissionen mit ihrem fairen Anteil am verbleibenden Kohlenstoffbudget, das benötigt wird, um unter 1,5 Grad Celsius zu bleiben. Jede Emission über dieses Budget hinaus, die bis zum Erreichen von Netto-Null-Kohlenstoffdioxid erfolgt, zählt als Kohlenstoffschuld.

Wendet man diesen Ansatz auf tiefgreifende Minderungsszenarien an, wie sie im Sechsten Sachstandsbericht des IPCC bewertet wurden, zeigen sich deutliche regionale Unterschiede. Einige Regionen häufen durch vergangene Untätigkeit konsequent Schulden an, andere je nach Zeitpunkt ihres Netto-Null-Ziels in diesem Jahrhundert, und einige nur dann, wenn sie Netto-Null-Kohlenstoffdioxid-Ziele über das Jahr 2100 hinaus verzögern.

Um die Folgen der Anhäufung von Kohlenstoffschuld zu verdeutlichen, bewerteten die Studienautoren die Verpflichtungen zum Kohlenstoffdioxid-Abbau sowie Veränderungen der lebenszeitlichen Exposition gegenüber extremen Hitzewellen unter den derzeitigen globalen Klimazielen. Die Ergebnisse zeigen: Jede zusätzliche Tonne Netto-Null-Kohlenstoffschuld erhöht nicht nur die Last der Emissionsminderung (und -entfernung) für jüngere Generationen, sondern verschärft auch die Klimafolgen, die sie aufgrund der Überschuss-Emissionen ihrer Region ertragen müssen.

Forscher:innen argumentieren, dass die Nutzung des Konzepts der Netto-Null-Kohlenstoffschuld in Kombination mit Überlegungen zur nationalen Umsetzbarkeit dazu beitragen kann, kollektive und kosteneffiziente Klimaschutzmaßnahmen besser zu koordinieren. Sie betonen, dass Regionen, bei denen mit einer hohen Kohlenstoffschuld zu rechnen ist, ihre sektoralen Minderungspläne verstärken, internationale Unterstützungsmechanismen zur Finanzierung nachhaltiger Minderungsmaßnahmen einrichten und klare Ziele für die dauerhafte Kohlenstoffdioxid-Entnahme festlegen sollten. Andere Regionen wiederum sollten klar unterscheiden zwischen kosteneffizienten Maßnahmen, die im eigenen Land umgesetzt werden können, und solchen, die internationale Zusammenarbeit und Klimafinanzierung erfordern.

Quelle: UD/pm
 

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