UN-Aufruf zum besseren Verständnis der Meere
70 Prozent der Erdoberfläche entfallen auf die Weltmeere. Immer noch sind allerdings wesentliche Zusammenhänge über diese unerforscht. Die Meere sind für Millionen Menschen Nahrungsquelle und müssen zudem auch als Mülldeponie herhalten. Im UN-Headquarter in New York haben sich jetzt Regierungsmitglieder aller Länder getroffen, um über die bessere Erforschung der Ozeane zu beraten. Auf Vorschlag des UN-Umweltprogramms UNEP sollten beispielsweise die Auswirkungen der globalen Erwärmung auf Meere, Seen und Flüsse künftig von Wissenschaftlern genauso gründlich untersucht werden wie auf die Landmassen. Wenn die Regierungen grünes Licht geben, wird es das erste globale Erforschungsprojekt unter dem Namen Assessment of Assessment unter der Schirmherrschaft der UNO bis 2014 entstehen.
14.09.2009

"Das Assessment of Assessment ist tatsächlich von größter Wichtigkeit", betont Colin Devey, Deputy Director von der IFM-GEOMAR Research Division "Dynamics of the Ocean Floor". Das Wissen über das Leben und die Abläufe in den Ozeanen sei verheerend gering, so der Forscher. Für einen einzelnen Staat sei es unmöglich solche Forschungen zu betreiben, weil das Gebiet zu groß sei und kein Staat über Ressourcen verfügt, dies zu finanzieren. "Ein globaler Fortschritt ist nur zu erreichen, wenn sich mehrere Staaten zusammenschließen und sich koordinieren. Die meisten Entwicklungsstaaten haben überhaupt keine finanziellen Mittel, um Ozeanforschung zu betreiben. "Viele der Länder sind nicht einmal in der Lage, ihre Hoheitsgewässer vor illegaler Fischerei zu schützen", erklärt der Forscher. "Neben der Frage, was in den Tiefen der Tiefsee lebt, wie sich einzelne Lebewesen vermehren und entwickeln, woher sie kommen und wohin sie wandern, gibt es noch eine Reihe von wichtigen globalen Problemen, die mit dem Wissen über die Ozeanographie zu tun haben", meint der Forscher. Dazu zähle etwa die Zukunft der kommerziellen Fischerei. "Dafür kommt der Aufruf ohnehin sehr spät, denn es gibt keine Region der Welt mehr, die nicht überfischt ist."
Anhand des Beispiels eines Unterwasservulkans, den der Forscher seit Jahren untersucht, kann man deutlich machen, wie gering das Wissen tatsächlich ist. "Wir kennen den geologischen Hintergrund einer Fläche eines Quadratkilometers", so Devey. Aber was in der Wassersäule über dem Vulkan lebt, darüber herrsche Unwissenheit. Die Fläche der Ozeane sei einfach zu groß und Satellitenaufnahmen vom Meeresgrund können wegen des Wassers nicht angefertigt werden. Die erfolglose Suche nach dem Wrack des Air-France-Airbus habe diese Unwissenheit über die Beschaffenheit des Meeresbodens deutlich gemacht. Selbst die US-Navy und die EU-Flotten schaffe es nicht, die kommerzielle Schifffahrt vor Piratenangriffen vor der Küste Somalias zu schützen. Das sei ein weiterer Hinweis darauf, wie groß die Meeresflächen sind.