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Wirtschaft

Betriebsrente gewinnt als Benefit zunehmend an Bedeutung

Die betriebliche Altersversorgung (bAV) gewinnt weiter an Bedeutung. Eine neue Studie zeigt, dass Unternehmen verstärkt auf digitale Lösungen, Kapitalkontenpläne und flexible Modelle setzen, um Fachkräfte zu binden. Besonders beitragsorientierte Leistungszusagen dominieren, während klassische Garantien an Bedeutung verlieren.

09.04.2025

Betriebsrente gewinnt als Benefit zunehmend an Bedeutung

Eine attraktive betriebliche Altersversorgung (bAV) ist ein zentrales Instrument, um neue Fachkräfte zu gewinnen und dauerhaft an sich zu binden. Und dieses Instrument wird auch in Zukunft von hoher Bedeutung sein. Davon sind 85 Prozent der HR-Verantwortlichen überzeugt, die Lurse für die Studie „Betriebliche Altersversorgung 2024“ befragt hat. Weitere Ergebnisse: Deutsche Unternehmen nutzen fast ausschließlich die beitragsorientierte Leistungszusage (BOLZ) als Zusageform und versprechen sich von Kapitalkontenplänen gute Renditen. In Sachen bAV-Kommunikation setzen sie verstärkt auf digitale Mitarbeiterportale, um Effizienz und Transparenz zu steigern.

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Die neueste Spezialstudie des HR- und Lösungsanbieters Lurse ist Ende Februar erschienen. Sie untersucht ausschließlich offene Versorgungspläne von insgesamt 61 großen und mittelständischen Unternehmen aus allen für Deutschland wichtigen Branchen. Bei den Gestaltungsmerkmalen der Pläne differenziert sie nach Finanzierungsquellen und Mitarbeitergruppen. Insgesamt berücksichtigt die Studie 113 verschiedene Pläne, in denen häufig mehrere Finanzierungsquellen verknüpft sind. Davon sind 57 arbeitgeber- und 70 arbeitnehmerfinanziert. In 33 Regelungen kommen Matching-Modelle zum Einsatz, zu denen beide Seiten Beiträge leisten.

BOLZ dominiert


Der Trend zur beitragsorientierten Leistungszusage setzt sich weiter fort: Nahezu alle Studienteilnehmenden (98 Prozent) gestalten mindestens einen ihrer offenen Pläne als BOLZ aus. Bei den arbeitgeberfinanzierten sind es 93 Prozent, bei den Matching-Plänen sogar 100 Prozent. Die Verbreitung der Beitragszusage mit Mindestleistung (BZML) geht bei den Unternehmen dagegen rapide zurück – von 34 Prozent im Jahr 2018 über 27 Prozent im Jahr 2021 auf heute nur noch 10 Prozent. Nur ein Unternehmen hat innerhalb der letzten zehn Jahre einen neuen Versorgungsplan als BZML gestaltet. Die wesentlichen Gründe dafür sind die größere Flexibilität in der Kapitalanlage und die damit verbundenen höheren Ertragschancen bei der BOLZ. „Aufgrund der hohen Flexibilität der BOLZ, insbesondere bei Garantien und Renditechancen, bleibt sie auch in Zukunft unverzichtbar“, sagt Miroslaw Staniek, Managing Partner bei Lurse.

Kapitalkontenpläne bringen deutlich höhere Renditen

Die in der Studie betrachteten Zusagearten nutzen jeweils etwa zur Hälfte Baustein- und Kapitalkontenpläne. Bausteinpläne sehen überwiegend einen Garantiezins vor, und ihre Gesamtverzinsung liegt bei durchschnittlich 2,8 Prozent. Kapitalkontenpläne sind dagegen renditestärker. Im Vergleich zur vorherigen bAV-Studie von Lurse aus dem Jahr 2021 ist die Renditeerwartung bei ihnen von 3,4 Prozent auf 4,0 Prozent deutlich gestiegen. „Der Renditesprung von 0,6 Prozentpunkten ist unter anderem auf das wieder normalisierte Zinsniveau und damit auf die höheren Ertragschancen bei den festverzinslichen Wertpapieren zurückzuführen“, sagt Miroslaw Staniek. Sieben von zehn Kapitalkontenplänen – das sind 13 Prozentpunkte mehr als noch 2021 – sehen inzwischen keine Mindestverzinsung mehr vor. „Bei einer Mindestverzinsung von 0 Prozent orientiert sich die Entwicklung der eingebrachten Beiträge ausschließlich an den Wertpapierrenditen beziehungsweise an einem Index“, erklärt Staniek. „Das eröffnet Mitarbeitenden eine größere Chance, von den positiven Entwicklungen der Kapitalmärkte zu profitieren und damit auf höhere Leistungen.“

Wahlrechte bieten Flexibilität und Individualität

Wahlrechte bezüglich der Leistungs- und Auszahlungsform erhöhen die Attraktivität der bAV für die Beschäftigten, da sie ihre Versorgung damit besser an ihre individuellen Bedürfnisse anpassen können. Grundsätzlich lässt sich feststellen: Bei Regelungen, die eine Eigenbeteiligung der Mitarbeitenden erfordern, also bei arbeitnehmerfinanzierten und bei Matching-Plänen, sind Wahlrechte besonders weit verbreitet. Von den bAV-Systemen der befragten Unternehmen, ob arbeitgeber- oder arbeitnehmerfinanziert, bieten 40 bis 60 Prozent optional zusätzliche Leistungen wie Hinterbliebenen- und Invalidenrenten an. Auch bei der Leistungsauszahlung für die Alterssicherung besteht bei 46 bis 67 Prozent der Pläne ein Wahlrecht zwischen lebenslanger Rente, einmaliger Kapitalzahlung oder Ratenzahlung.

Anpassung der Altersbezüge

Unternehmen sind verpflichtet, Rentenleistungen alle drei Jahre zu prüfen und gegebenenfalls zu erhöhen, um den inflationsbedingten Kaufkraftverlust auszugleichen. Diese gesetzliche Regelung entfällt zum einen, wenn sich Arbeitgeber verpflichten, die Leistungen jährlich um mindestens ein Prozent anzuheben. Zum anderen, wenn bei versicherungsförmigen Durchführungswegen die Überschussbeteiligung gutgeschrieben wird, was bei 33 Prozent der Unternehmen Praxis ist. Die Lurse-Studie zeigt, dass mehr als 70 Prozent der Versorgungssysteme die Leistungen um mindestens ein Prozent jährlich erhöhen, was auf den hohen Anteil der Direktzusagen zurückzuführen ist.

Unternehmen überprüfen ihre Versorgungssysteme in regelmäßigen Intervallen

80 Prozent der Studienteilnehmenden überprüfen ihre Versorgungssysteme in regelmäßigen Intervallen zwischen einem und fünf Jahren. Ziel solcher Audits ist es, die Risiken, Kosten und Attraktivität der Systeme im Blick zu behalten. In den vergangenen drei bis fünf Jahren haben 56 Prozent der Unternehmen ihre Versorgungssysteme wesentlich modifiziert. Davon wiederum haben 63 Prozent die Garantie- und Mindestverzinsung gesenkt, während 61 Prozent ihre bAV stärker am Kapitalmarkt orientiert haben.

Mitarbeiterportale – die Zukunft der bAV-Kommunikation

Aus der Lurse-Studie geht deutlich hervor, dass die Zukunft der bAV-Kommunikation Online-Portalen gehört. Insgesamt 73 Prozent der Befragten messen diesem Kommunikationskanal in Zukunft eine wichtige Rolle in ihren Unternehmen bei, während Intranet, E-Mails, Leistungsausweise und andere erheblich an Bedeutung verlieren werden. „Online-Portale bieten Transparenz, umfassende Informationen und Interaktionen an einem Ort“, sagt Miroslaw Staniek. „Damit entlasten sie Arbeitgeber und Beschäftigte gleichermaßen.“

In knapp zwei Dritteln der Unternehmen wird die bAV-Administration mittlerweile durch eine digitale Plattform unterstützt. Bei einem Viertel (24 Prozent) erfolgt die Administration bereits komplett digital über Arbeitgeber- und Mitarbeiterportale, während ein Siebtel (14 Prozent) der Unternehmen die Einführung einer digitalen Plattform plant.

Externe Dienstleister entlasten Personalabteilung

Nahezu 80 Prozent der Studienteilnehmenden setzen in der Administration ihrer bAV vollständig (24 Prozent) oder zum Teil (55 Prozent) auf externe Dienstleister. Von denen, die ihre bAV-Verwaltung vollständig oder teilweise ausgelagert haben, nutzen über zwei Drittel (69 Prozent) nur einen einzigen Dienstleister.

Betriebliche Altersversorgung: Für Mitarbeiterbindung und -gewinnung unverzichtbar

Die Bedeutung der bAV als Instrument der Mitarbeitergewinnung und -bindung nimmt aus Unternehmensperspektive stetig zu. 85 Prozent der Befragten schätzen sie auch in Zukunft als hoch ein, zwei Drittel davon sogar als sehr hoch. „Unternehmen, die ihren Beschäftigten hier überzeugende Angebote machen, sichern sich einen klaren Vorsprung im Wettbewerb um Talente“, ist Miroslaw Staniek überzeugt.

Quelle: UD/pm
 

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