Wasserstoff & Batterien: Die Zukunft des Schwerlastverkehrs und der E-Mobilität
Wasserstoff-LKW, innovative Batterietechnologien und nachhaltige Rohstoffkreisläufe: Die „New Battery World 2025“ in München hat gezeigt, wie Europa die Mobilität von morgen gestaltet. Expert:innen forderten den Ausbau der Ladeinfrastruktur und eine wettbewerbsfähige Batterieproduktion. Wird Europa im Rennen gegen China und die USA aufholen?
02.04.2025

Grüner Antrieb für schwere Lasten: Wasserstoff treibt Nutzfahrzeuge an
Im Fokus des Branchentreffs stand unter anderem die Dekarbonisierung des Nutzfahrzeugsektors. Dabei spielt Wasserstoff eine wichtige Rolle. So berichtete Dr. Michael Rath, Vice President Hydrogen Vehicles der BMW Group, in seinem Vortrag von ersten Pilotprojekten bei BMW. Der Autohersteller setzt im Rahmen des europäischen Projekts H2Haul bereits zwei Brennstoffzellen-LKW ein. Schon 2028 soll die Produktion der Wasserstofffahrzeuge in Serie gehen. Wichtige Voraussetzung dafür sei der Aufbau einer zuverlässigen Ladeinfrastruktur, so Florian Langlotz, Partner und Head of Automotive bei Drees & Sommer. Laut einer Untersuchung der Nationalen Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NOW) braucht Deutschland in den Jahren 2035, 2040 und 2045 voraussichtlich 1.150, 1.700 und 2.350 Wasserstofftankstellen. Der Bedarf an Wasserstoff für diese Tankstellen, die hauptsächlich schwere Nutzfahrzeuge betanken sollen, wird bis 2030 auf 385.000 bis 510.000 Tonnen ansteigen.
„Wasserstoff ist für den Schwerlastverkehr, wo Batterieantriebe an ihre Grenzen kommen, eine wichtige Ergänzung auf dem Weg zu einer klimafreundlichen Mobilität“, so Florian Langlotz. „Wenn es um die Antriebe der Zukunft geht, dürfen wir nicht nur auf eine Karte setzen. Brennstoffzellen- und Elektrofahrzeuge können sich perfekt ergänzen.“
Batterie-Know-how aus Europa
Im Rampenlicht des Kongresses standen auch wegweisende Akku-Technologien für Stromer. Europäische Unternehmen bauen ihr Batterie-Know-how kontinuierlich aus und legen damit die Basis für künftige Innovationen. Ein Beispiel: Die PowerCo SE, das Batterieunternehmen des Volkswagen Konzerns, arbeitet gemeinsam mit dem Druckmaschinenhersteller Koenig & Bauer am so genannten Dry Coating-Verfahren. Mit diesem neuen Produktionsverfahren lässt sich der Energieverbrauch in der Zellfertigung um rund 30 Prozent senken. Zudem entfällt der Einsatz von chemischen Lösungsmitteln.
„Der Aufbau einer lokalen Batterieindustrie ist für Europa eminent wichtig. Innovationen wie das Dry Coating-Verfahren zeigen, dass die heimischen Unternehmen zunehmend Know-how besitzen, um die Batterietechnologie mitzugestalten. Es braucht im Wettbewerb mit China und den USA aber jetzt auch konkurrenzfähige Rahmenbedingungen. Die EU kann mit dem Automotive Action Plan hier wichtige Weichenstellungen vornehmen und den Aufbau der Industrie mit Instrumenten wie einer OPEX-Förderung wirksam unterstützen“, erläutert Frank Blome, CEO der PowerCo.
IEA-Prognose: Jedes zweite Auto weltweit bis 2035 elektrisch
Zwar hat das rasante Marktwachstum von Elektrofahrzeugen in Deutschland im Jahr 2024 einen Dämpfer erhalten. Aber die Nachfrage nach E-Autos wird weltweit weiter steigen, insbesondere in China, das auch eine führende Rolle in der Produktion von Batterien einnimmt – zu diesem Ergebnis kommt die Internationale Energieagentur (IEA). Demnach wird unter den aktuellen politischen Rahmenbedingungen bis zum Jahr 2035 jedes zweite weltweit verkaufte Auto elektrisch sein. Bei einer ambitionierten Klimapolitik könnten es sogar zwei von drei Fahrzeugen sein. So ließen sich laut IEA der Bedarf an etwa 12 Millionen Barrel Öl pro Tag vermeiden, was dem derzeitigen Verbrauch im Straßenverkehr in China und Europa zusammen entspricht.
„E-Fahrzeuge mit innovativer Batterietechnik sind die Schlüssel für eine emissionsfreie Mobilität. Deutschland und Europa sollten die Spitzenposition in dieser Innovationsbranche nicht China überlassen, wo heute schon 50 Prozent der Neuwagenverkäufe auf Elektromobile entfallen“, sagt Automotive-Experte Ferdinand Dudenhöffer, Mitorganisator der „New Battery World 2025“. „Um die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, ist eine langfristige Strategie für die europäische Batteriezellenproduktion erforderlich. Es gilt, die Herstellungskapazitäten auszubauen, die Fertigungsprozesse effizienter zu gestalten und nachhaltige, leistungsfähige Batterietechnologien zu produzieren, die hohe Reichweiten, kurze Ladezeiten und eine bessere Recyclingfähigkeit bieten. Hinzu kommen weitere Erfolgsfaktoren, etwa der beschleunigte Ausbau der Ladeinfrastruktur und ein breites Angebot von Automodellen zu günstigen Preisen.“
Die Zukunft ist digital – auch in der Batteriefertigung
„Um die steigende Nachfrage nach Batterien für die E-Mobilität zu decken, steht die Branche vor der gewaltigen Aufgabe, die Produktionswerke in kürzester Zeit zu planen, zu bauen und in Betrieb zu nehmen“, sagt Drees & Sommer-Experte Florian Langlotz. „Um diese Herausforderung zu meistern, setzt die Branche auf Zukunftskonzepte wie Smarte Fabriken und Industrial Metaverse.“ Die Grundidee: Fabriken und ihre Prozesse werden digital simuliert – eins zu eins und in Echtzeit. Auf diese Weise lassen sich potenzielle Probleme bereits in der virtuellen Welt erkennen, damit im realen Werk von Anfang an alles fehlerfrei läuft.
„In Zusammenarbeit mit NVIDIA und T-Systems konnten wir bereits erste erfolgreiche Praxisprojekte in der Automobilindustrie realisieren“, berichtet Florian Langlotz. „Dank der digitalen Zwillinge lassen sich Werke besser planen, schneller realisieren und effizienter betreiben. Und bei der Batterieproduktion ist es möglich, zahlreiche Variationen der Produktionsparameter virtuell zu testen.“ Bei der „New Battery World 2025“ waren Smart Factories und digitale Lösungen ein Top-Thema, unter anderem berichtete das US-Unternehmen NVIDIA von seinen Projekten.
New Automotive World: Die Konferenz geht in Serie
Mit der „New Battery World 2025“ haben Drees & Sommer und Ferdinand Dudenhöffer die Konferenzserie unter dem Dach der „New Automotive World“ fortgesetzt, die im vergangenen Jahr einen starken Auftakt feierte. Nach der „New Battery World 2025“ steht im September 2025 die „New Manufacturing World“ in Wolfsburg an – ein weiterer Branchentreff zur Zukunft der Mobilität.