Forschung bestätigt: EEG innovativ
Das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) erzeugt positive Innovationswirkungen und unterstützt die Erneuerung der Energiesysteme. Dies bestätigen Experten des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI gemeinsam mit Kollegen weiterer Wissenschaftseinrichtungen. Das von 17 Experten aus Deutschland und fünf weiteren Europäischen Ländern unterzeichnete Expertenstatement kommt zum Ergebnis, dass das EEG Innovationswirkungen erzeugt und die Erneuerung der Energiesysteme unterstützt hat.
10.03.2014
Das erklärte Ziel der Weiterentwicklung von Technologien zur Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien wurde erreicht. Diese positiven Erfahrungen sollten bei der anstehenden Novellierung des EEG berücksichtigt werden. Damit kommen die Experten zu einer anderen Auffassung als die Expertenkommission für Forschung und Innovation (EFI), die in ihrem jüngsten Bericht die Rechtfertigung einer Fortführung des EEG unter anderem mit der Begründung abspricht, dass das Gesetz keine messbare Innovationswirkung entfalte.
Das am 3. März 2014 publizierte Expertenstatement, das auch von Wissenschaftlern des Fraunhofer ISI unterzeichnet wurde, ruft zur differenzierten Bewertung hinsichtlich der Unterstützung der Innovationsleistung durch das EEG auf. „Wir brauchen eine faktenbasierte
und der Komplexität der Sachlage gerecht werdende Beurteilung. Die Innovationswirkungen einzelner Instrumente müssen in einen Gesamtkontext eingebettet und aus systemischer Sicht bewertet werden. Deshalb bieten wir unsere Expertise zu Umwelt- und Innovationswirkungen des EEG und die Ergebnisse unserer Forschungsarbeit an.“, so Prof. Dr. Rainer Walz, Leiter des Competence Centers Nachhaltigkeit und Infrastruktursysteme am
Fraunhofer ISI und einer der Mitinitiatoren des Expertenstatements.
Eine umfassende Analyse und Bewertung der Innovationswirkung eines politischen Instruments wie dem EEG erfordert eine Vielzahl von Indikatoren und damit fundierte Erhebungsmethoden. Einzelindikatoren können nur Teilaspekte erfassen. Es reicht nicht aus, allein die Anzahl von Patentanmeldungen auszuwerten, welche ausschließlich künftige
technische Innovationen abbilden. Das am Fraunhofer ISI vertretene Innovationsverständnis ist deutlich weiter gefasst. „Unser Verständnis von Innovation schließt neben technischen Prozessinnovationen ebenso Produktinnovationen, Dienstleistungsinnovationen und organisatorische Innovationen ein. Um diese zu messen betreibt das Fraunhofer ISI
Innovationsforschung aus einer systemischen Perspektive.“, so Prof. Marion Weissenberger-Eibl, Leiterin des Fraunhofer ISI.
Die Innovationswirkung des EEG kann an unterschiedlichen Faktoren abgelesen und mit zahlreichen Indikatoren gemessen werden: Positive Ergebnisse lassen sich über eine überproportionale Steigerung der Patentanmeldungen feststellen sowie durch Analysen von Kosten und Leistungsfähigkeit. So etwa am Beispiel der Windkraft: sinkende Kosten der
Anlagen gehen mit steigender Effizienz und Leistungsfähigkeit einher.
In zahlreichen Projekten zum Themenkomplex des EEG sowie den Untersuchungen zu Innovationentwicklungen in komplementären Technologien forscht das Fraunhofer ISI zur Sachlage. Das Projekt GRETCHEN widmet sich etwa den Auswirkungen des deutschen Policy Mixes inklusive der Klima-, Erneuerbare Energien- und Innovationspolitik auf die Entwicklung und Verbreitung von erneuerbaren Stromerzeugungstechnologien und dem daraus resultierenden technologischen und strukturellen Wandel. Die Ergebnisse der Forschung stützen die Erkenntnis, dass eine erfolgreiche Transformation des Energiesystems dann gelingt, wenn nachfrage- und angebotsseitiger Maßnahmen in einem ausgewogenen Policy Mix gefördert werden.
Empirische Ergebnisse zeigen sehr deutlich die große Bedeutung, die der Formulierung von glaubwürdigen mittel- und langfristigen Zielen für erneuerbare Energien im Sinne einer missionsorientierten
Innovationspolitik zukommt. Weitere Projekte ziehen internationale Dimensionen mit ein, so etwa in Untersuchungen zum Internationalen Transfer von Klimaschutztechnologien in Entwicklungs- und Schwellenländer (Projekt MERIT) oder im soeben abgeschlossenen Projekt Lead Market-Strategien: First Mover, Early Follower, Late Follower. Deutlich wird, dass eine nachhaltige Entwicklung nur im Wechselspiel von weit reichenden Umweltinnovationen und ihrer raschen internationalen Diffusion erreicht werden kann.
Die Projekte kommen zu dem Ergebnis, dass es sowohl die direkten, aber gerade auch die indirekten, in einzeltechnologisch angelegten Untersuchungen nicht abbildbaren und zum Teil auf globaler Ebene entstehenden Wirkungen sind, denen eine zentrale Bedeutung bei der Beurteilung der Innovationseffekte zukommt.
„Wir ziehen ein eindeutig positives Fazit bezüglich der Innovationswirkung des EEG. Ebenso wie wir auch positive Effekte für den Klimaschutz auswerten konnten. Dies bedeutet nicht, dass es keinen Anpassungsbedarf des EEG gibt“, so Dr. Mario Ragwitz, Stellvertretender Leiter des Competence Center Energiepolitik und Energiemärkte am Fraunhofer ISI. Die positiven Erfahrungen sollten bei der anstehenden Novellierung dieses politischen Instrumentariums entsprechend berücksichtigt werden. Ebenso sollten kritische Fragen offensiv angesprochen werden. „Dass die Nutzen der Innovationskraft des EEG in erheblichem Ausmaß auch dem Ausland zukommen, während die Kosten innerhalb Deutschlands getragen werden, ist ein wichtiger Aspekt bei der Bewertung des EEG. Dieser betrifft jedoch nicht die Innovationswirkungen, sondern die internationalen Verteilungswirkungen des EEG. Deutschland sollte dies als eine Übernahme globaler Verantwortung für sich in Anspruch nehmen.“, so der Experte für erneuerbare Energien.