Ressourceneffizienz: kleiner Schubs von der Umweltministerin
Wie sieht eine Zukunft aus, in der wir uns der Ressourcenknappheit stellen müssen? Welche Technologien werden uns dabei helfen, unseren täglichen Verbrauch von Rohstoffen zu senken? Und was tut die Politik in Deutschland dafür, Anreize für Ressourceneffizienz zu setzen? Diese Fragen diskutierten jetzt Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) und Geschäftsführer und Co-Gründer von Thermondo Philipp A. Pausder beim UdL Digital Talk zum Thema „Zukunftsfähig durch Ressourceneffizienz“ im BASE_camp.
31.03.2015
„Dass wir im Jahr 2020 ein Gesetz machen, das Verbraucher dazu verpflichtet, ihr altes Gerät beim Kauf eines neuen Handys abzugeben, sehe ich nicht. Das ginge für mich in orwellsche Bereiche, die in einem liberalen Rechtsstaat nicht anzustreben sind“, entgegnete Hendricks auf die entsprechende Forderung ihres Gesprächspartners Pausder von Thermondo. Wie die Ministerin bei der Diskussionsveranstaltung bekannte, wolle sie den Bürgern mit dem Elektroaltgerätegesetz aber doch einen kleinen Schubs zum sparsamen Umgang mit Ressourcen geben.
Hendricks fordert: Elektroschrott soll in die Läden - nicht in die Tonne
Von 23 Kilo Elektroschrott, die pro Bürger und Jahr anfallen, würden bisher nur neun Kilogramm wieder dem Wertstoffkreislauf zugeführt. Mit dem jüngst auf den Weg gebrachten Gesetz möchte Barbara Hendricks den Anteil auf 17 Kilo erhöhen. „Zukünftig müssen Sie nicht mehr wegen einem einzelnen Handy zum Wertstoffhof fahren, sondern können ihr Gerät in jedem Elektrogeschäft abgeben“, so die SPD-Politikerin.
Telefónica geht in punkto Ressourceneffizienz ganz ohne gesetzliche Vorgabe mit einer freiwilligen Selbstverpflichtung seit Jahren mit gutem Beispiel voran. „In allen Filialen stehen bei uns Behälter bereit, in denen die Kunden ihre alten Handys entsorgen können. Was wir mit dem Verkauf der Rohstoffe einnehmen, geht eins zu eins als Spende an den Naturschutzbund“, berichtete Valentina Daiber, Director Corporate Affairs bei Telefónica Deutschland.
Insgesamt sei im Bereich der Ressourceneffizienz bisher aber zu wenig passiert, kritisierte Pausder. „Laut einer BITKOM-Umfrage können beispielsweise nur 180 Handwerksbetriebe in Deutschland ein Smart-Home realisieren“, machte der Geschäftsführer von Thermondo deutlich. Zudem herrsche bei dem Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz (NAPE) „unglaublich viel Unklarheit“ hinsichtlich der steuerlichen Förderung.
Wie das Publikum beim UdL Digital Talk von der Bundesumweltministerin erfuhr, hätte man diesen Umstand der bayerischen Staatsregierung zu verdanken, die bei der steuerlichen Förderung ein Stoppschild gesetzt habe. Horst Seehofer deswegen einmal kräftig auf die Finger zu klopfen – wie der Moderator der Diskussion Cherno Jobatey formulierte – wollte Barbara Hendricks lieber der Kanzlerin überlassen. Stattdessen hatte sie praktische Tipps für die energieeffiziente Sanierung des Eigenheims parat: „Richten Sie Ihren Blick als erstes auf die Heizung“, riet die Ministerin. Hier hätte man die zu erwartenden Kosten am schnellsten durch weniger Verbrauch wieder eingespart.
Deutschland braucht mehr Innovationen
Ein Passivhaus, das selbst Energie produziert, ist nach Ansicht von Philipp Pausder dann auch der Trend der Zukunft beim Thema Ressourceneffizienz. Zudem würden viele zukünftig kein eigenes Auto mehr haben, ergänzte der Thermondo-Geschäftsführer. Zwei Thesen, die auch seine Gesprächspartnerin beim UdL Digital Talk unterstützte. Damit auch in Deutschland mehr Innovation im Bereich der Ressourceneffizient stattfinde, brauche man laut Pausder eine stärkere Orientierung auf andere Spieler der Gesellschaft, weg von den beiden Big Playern Wirtschaft und Wissenschaft. „Innovation findet selten in großen Einheiten, sondern fast immer in kleineren Bereichen statt“, brach der Gründer von Thermondo eine Lanze für Start-Up-Unternehmen.