Politik

So bringt Deutschland Flüchtlinge in Arbeit - und profitiert davon

Der deutsche Arbeitsmarkt weist trotz fast drei Millionen arbeitslos gemeldeten Bundesbürgern derzeit rund 542.000 offene Stellen aus. Besonders gesucht sind Fachkräfte aus technischen Berufen, im Verkauf, Verkehr, Logistik sowie der Gesundheitswirtschaft, etwa Altenpflege. Angesichts des verschärften Fachkräftemangels fordern Unternehmen die deutsche Politik dringend auf, das Arbeitsverbot für Asylbewerber zu lockern und auch regulären Migranten schneller Zugang zu Arbeitskräften zu verschaffen.

23.04.2015

 Die Hälfte aller deutschen Firmen gibt an, dass ihnen aufgrund fehlender Fachkräfte bereits Aufträge entgehen. Verschärfend kommt hinzu, dass Deutschland in den nächsten zehn Jahren pro Jahr 533.000 mehr Zu- als Abwanderer benötigt, um die Lücke zu füllen, die durch das Ausscheiden der in den 50er und 60er Jahren geborenen Babyboomer entsteht. "Die Politik muss dringend die Gesetze vereinfachen, um ausländischen Fachkräften Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt zu verschaffen", fordert Herwarth Brune, Vorsitzender der Geschäftsführung der ManpowerGroup Deutschland. Dieser Ansicht sind auch andere namhafte Experten wie etwa der Chef des Instituts der Deutschen Wirtschaft, Michael Hüther.

Erste Initiativen entstehen - es fehlt aber klare politische Weichenstellung

Auf lokaler Ebene entstehen derzeit erste Initiativen. So haben kürzlich Hamburger Gewerkschafter vom Senat der Hansestadt die uneingeschränkte legale Arbeitserlaubnis für die sogenannten Lampedusa-Flüchtlinge gefordert. "Das ist ein erster, guter Schritt.  Nun muss der Senat der Hansestadt Farbe bekennen", sagt Brune. Positiv ist zudem, dass die Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen vereinfacht worden ist. Doch die Politik ist stärker gefordert, Maßnahmen zu ergreifen, um die entstehende Fachkräftelücke rechtzeitig zu schließen.

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Die Ablehnung eines neuen Zuwanderungsgesetzes durch  Bundesinnenminister Thomas de Maizière ist aus Sicht des Personaldienstleisters ManpowerGroup ein enttäuschendes Signal für die deutsche Wirtschaft. "Bereits in der Prüfungsphase der Asylanträge sollten Arbeitserlaubnisse erteilt werden, zumindest temporär", sagt der Deutschland-Chef des Personaldienstleisters. Das wird bisher nur in seltenen Ausnahmen erlaubt. "Selbst wenn sich herausstellt, dass es sich bei einigen Antragstellern um Wirtschaftsflüchtlinge handelt - Deutschland braucht dringend Fachkräfte, es spricht also nichts gegen ihre Integration, wenn ihre Fähigkeiten auf dem Arbeitsmarkt gebraucht werden." Die ManpowerGroup Deutschland ist bereit, Flüchtlinge entsprechend ihrer Fähigkeiten schnell in fair bezahlte Jobs zu bringen und sich an Qualifizierungen zu beteiligen, etwa Sprachkursen. Der Personaldienstleister möchte ein Pilotprojekt ins Leben rufen und benötigt dafür die Unterstützung der Politik.

Auch die reguläre Migration aus dem EU-Ausland muss reformiert werden

Verbesserungen der Integration in den deutschen Arbeitsmarkt sind der ManpowerGroup zufolge auch für die "reguläre" Migration aus dem EU-Ausland nötig. So dürfen Nicht-EU-Bürger bei ihrem Eintritt in den deutschen Arbeitsmarkt zunächst nicht bei Zeitarbeitsunternehmen arbeiten, dabei haben sie dort die besten Vermittlungschancen. "Kaum ein Unternehmen stellt Fachkräfte aus dem Ausland ein, die noch kein Deutsch können und ihre Qualifikationen nicht wenigstens auf Englisch schriftlich nachweisen können", so Brune. "Zeitarbeit ist ein wesentlicher Integrationsfaktor. Wir organisieren in Zusammenarbeit mit der Bundesagentur für Arbeit Weiterbildungen und setzen die Mitarbeiter auf eigenes Risiko bei Kundenunternehmen ein, die die Fachkräfte auch von uns übernehmen können." Aus Sicht der ManpowerGroup ist es daher unverständlich, dass Migranten ausgerechnet beim Einstieg in den Arbeitsmarkt nicht von Personaldienstleistern angestellt werden dürfen. "Häufig landen Fachkräfte dann in Jobs, für die sie überqualifiziert sind - oder sie bekommen erst gar keinen", so Herwarth Brune. Die ManpowerGroup Deutschland beschäftigt aktuell über 2.600 Mitarbeiter ausländischer Herkunft.

Quelle: UD/pm
 

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