Corona heizt Waffenverkäufe in den USA an
US-Bürger, die während der Corona-Pandemie verstärkt eine Schusswaffe erwerben, sind laut einer Studie der Rutgers University eher suizidgefährdet als andere Waffenbesitzer. Rund 70 Prozent jener Personen, die während der Corona-Krise eine Waffe gekauft hatten, gaben an, in ihrem Leben bereits an Suizid gedacht zu haben. Bei den anderen Waffenbesitzern lag dieser Wert bei nur 30 Prozent.
22.12.2020
Ungewöhnlich große Zunahme
Laut Forschungsleiter Michael Anestis könnten Personen, die während der Pandemie Waffen gekauft haben, durch Angstzustände angetrieben worden sein, die sie für schlechte Gedanken empfänglich und zu suizidgefährdeten Personen machen. Das bedeute nicht unbedingt ein Ansteigen der Selbstmordfälle. Es handle sich dabei jedoch um eine ungewöhnlich große Zunahme des Risikos, die dadurch noch verstärkt werde, dass die gekauften Schusswaffen auch nach der Pandemie in den Haushalten bleiben dürften.
Anestis zufolge haben über 2,5 Millionen Amerikaner während der ersten vier Monaten des Jahres 2020 erstmals eine Waffe erworben. Laut Schätzungen wurden allein im März 2020 zwei Millionen Schusswaffen gekauft. „Waffenbesitzer haben normalerweise nicht wahrscheinlicher als Nichtbesitzer Suizidgedanken. Es ist möglich, dass eine höhere Risikogruppe den derzeitigen Anstieg von Waffenkäufen antreibt. Damit kommt ein langfristiges Selbstmordrisiko in die Haushalte von Personen, die sonst während einer ausgeweiteten sozialen Isolation, wirtschaftlicher Unsicherheit und eines allgemeinen Umbruchs keine Schusswaffen gekauft hätten.“
3.500 US-Amerikaner befragt
Für die Studie wurden 3.500 US-Amerikaner befragt. Rund ein Drittel besaß Schusswaffen. Sie wurden nach ihren Gründen für den Kauf einer Feuerwaffe während der Pandemie, zur Lagerung ihrer Waffen und möglichen Suizidgedanken befragt. Die Untersuchung beschäftigte sich mit drei Gruppen: Waffenbesitzern, die während der Pandemie keine Waffen gekauft hatten; Personen, die während der Pandemie eine Schusswaffe erworben hatten sowie Personen ohne Waffen.
Es zeigte sich, dass von jenen, die während der Pandemie eine Schusswaffe gekauft hatten, 70 Prozent in ihrem Leben bereits Suizidgedanken gehabt hatten. 56 Prozent hatten im vergangenen Jahr an einen Suizid gedacht. 25 Prozent litten im vergangenen Monat unter solchen Gedanken. Personen, die während der Pandemie keine Waffen gekauft hatten, litten in diesen Zeiträumen nur unter 56 respektive 24 und zwölf Prozent an Suizidgedanken.
Oft mangelhafte Lagerung
Personen, die während der Pandemie eine Schusswaffe gekauft hatten, verfügten auch eher über Gewohnheiten bei der Aufbewahrung, die die Waffen weniger sicher werden ließen. Es kam zu einem Wechsel zwischen dem Entladen und Laden der Waffen vor der Aufbewahrung sowie dem Sichern und Entsichern oder dem Wechsel zwischen der Lagerung außerhalb und innerhalb der Wohnräume.
„Die Zunahme der Waffenkäufe ist besorgniserregend, da ein Suizid in Haushalten mit Waffen drei Mal so wahrscheinlich ist. Das Selbsttötungsrisiko einer Person ist nach dem Kauf einer Waffe um das 100-Fache erhöht. Eine unsichere Lagerung erhöht dieses Risiko weiter“, unterstreicht Anestis. Details wurden im „American Journal of Preventive Medicine“ publiziert.
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