Kürzlich kontaktierte Indigene haben höchste Corona-Infektionsrate
Die Arara im Cachoeira Seca-Territorium sind die indigene Gemeinde mit der höchsten bekannten Covid-19-Infektionsrate im brasilianischen Amazonasgebiet.
03.07.2020
Offiziellen Statistiken zufolge sind 46 Prozent der 121 Angehörigen des Arara-Volkes in dem indigenen Territorium mit dem Virus infiziert. Expertinnen und Experten gehen sogar davon aus, dass inzwischen alle Arara in dem Gebiet infiziert sein könnten.
Dies ist potentiell verheerend für das indigene Volk, das erst 1987 kontaktiert wurde und besonders anfällig für Krankheiten von außerhalb.
Expertinnen und Experten glauben, dass es kein Zufall ist, dass Cachoeira Seca eines der Gebiete im gesamten Amazonasgebiet ist, welches durch illegales Eindringen besonders betroffen ist. Hunderte von Holzfällern, Landräubern, Viehzüchtern und Siedlern operieren illegal innerhalb ihres Landes.
Das Gebiet der Arara liegt innerhalb des Xingu-Beckens, wo Covid-19 derzeit durch Dutzende von indigenen Gemeinden fegt. Es ist bekannt, dass einige der indigenen Territorien in diesem Gebiet von unkontaktierten Völkern bewohnt werden, den bedrohtesten Gesellschaften des Planeten.
Ein Arara-Mann sagte gegenüber Survival: „Wir sind sehr besorgt. In der Krankenstation [in der Nähe des Dorfes] gibt es keine Medikamente, kein Beatmungsgerät. Wir wollten ein Beatmungsgerät für die Station, damit wir nicht in die Stadt fahren müssen. Das Dorf ist drei Tage von der Stadt entfernt, in der sich das Krankenhaus befindet. Wir bitten um Schutz bei diesen Coronavirus-Fällen. Die Zahl der Eindringlinge hat stark zugenommen, sie fällen eine Menge Holz. Die Regierung hält sie nicht auf. Es gibt zu viele Eindringlinge in dem Gebiet.“
Die Arara fordern die sofortige Ausweisung aller Eindringlinge aus ihrem Gebiet und eine umfassende medizinische Versorgung, um Todesfälle zu vermeiden. Ihre Verbündeten, darunter Survival International, setzen sich bei der brasilianischen Regierung für schnelles und entschiedenes Handeln ein.
COIAB, die Koordinierungsstelle der indigenen Organisationen im brasilianischen Amazonasgebiet, erklärte kürzlich: „Von Anfang an haben wir den Vormarsch des Coronavirus in indigene Gebiete und die Gefahr der Verseuchung in unseren Territorien angeprangert. Covid-19 ist nun eingedrungen und breitet sich rasch aus. Wir stehen am Rande des Chaos. Wir befinden uns in einem täglichen Überlebenskampf, nicht nur mit Covid-19, sondern auch mit dem Abbau von Gesetzen, der Einstellung der Demarkation und des Schutzes unserer Territorien, dem Angriff auf unser Land und unser Leben, der Ermordung unserer Anführerinnen und Anführer und den indigenen-feindlichen Gesetzesvorhaben der Regierung.“
Fiona Watson, Leiterin der Forschungsabteilung von Survival International, die die Arara besucht hat, sagte heute: „In den letzten 40 Jahren sind die Wälder der Arara dezimiert worden und viele von ihnen sind an eingeschleppten Krankheiten gestorben. Präsident Bolsonaro ist nun verantwortlich für die Zerstörung sowohl eines einst blühenden Volkes als auch der Regenwälder, die die Arara jahrtausendelang bewirtschaftet und gepflegt haben. Zum Widerstand gegen diesen Völkermord ist brasilianische und internationale Solidarität dringend nötig.“