BUND fordert Stopp des EU-Mercosur-Handelsabkommens
Fleischproduktion geht einher mit Entwaldung, Landraub und Zwangsarbeitsverhältnissen. Das belegt ein neuer Bericht der brasilianischen Organisation Réporter Brasil und Friends of the Earth Europe, dem europäischen Dachverband des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).
14.04.2021
Angesichts alarmierender Folgen für Umwelt, Menschenrechte und das Klima fordert der BUND den Stopp des Abkommens zwischen Europäischer Union und den Mercosur-Staaten. „Das Mercosur-Abkommen fördert den Export von Rindfleisch und anderen Fleischprodukten nach Europa, deren Produktion massiv zur Entwaldung und Menschenrechtsverletzungen in Südamerika beiträgt", mahnt Sarah Hoesch, Wirtschaftsexpertin beim BUND.
Die Fläche Brasiliens wird zu etwa 19 Prozent von der Viehwirtschaft beansprucht, kein anderer wirtschaftlicher Produktionssektor nimmt so viel Platz ein. Die Viehwirtschaft hat enorme Auswirkungen auf das Klima: Zwischen 1990 und 2018 war sie für 80 Prozent der Klimagase verantwortlich. Auch der Anbau von Soja, beispielsweise für die Futtermittelherstellung, dehnt sich immer weiter aus. Zwischen 2014 und 2019 wurde bei 14 Prozent der neu beernteten Sojaflächen im Hauptanbaugebiet Cerrado ein Zusammenhang von Ausdehnung des Anbaus und fortschreitender Entwaldung nachgewiesen.
Große Fleischproduzenten Brasiliens stehen in der Pflicht, ihre Produktion effektiv und lückenlos zu überwachen, um Entwaldung und Menschenrechtsverletzungen aus ihren Lieferketten auszuschließen. Der Bericht zeigt jedoch, dass in dieser Überwachung weiterhin Schlupflöcher bestehen, beispielsweise durch Herkunftsverschleierung. „Zwischen 140 in Brasilien tätigen Fleischunternehmen, darunter die vier marktbeherrschenden, und dem brasilianischen Staat bestehen seit 2009 Vereinbarungen, welche die Schlachtung von Tieren aus Viehhaltung in Zusammenhang mit illegaler Entwaldung untersagen. Doch Farmen, die Vieh in entwaldeten Gebieten halten, schleusen ihre Tiere häufig einfach auf andere, nicht sanktionierte Farmen, die dann die Schlachthäuser beliefern", erklärt Hoesch. Brasilianische Fleischprodukte finden sich auch in den Sortimenten deutscher Supermärkte wie Aldi, Rewe und Lidl.
Das Abkommen zwischen der EU und den Mercosur-Staaten wird den Handel mit Rindfleisch und anderen landwirtschaftlichen Produkten weiter antreiben, insbesondere durch zollbegünstigte Einfuhrquoten. „Davon profitieren vor allem die multinationalen Fleischproduzenten. Schaden wird das Abkommen der kleinbäuerlichen Landwirtschaft in den Mercosur-Staaten, die verdrängt wird, und der indigenen Bevölkerung, in deren Gebiete weiter eingedrungen wird", fürchtet Hoesch. „Der Schutz von biologischer Vielfalt und Klima im Abkommen erfolgt mehr oder weniger in Form von Absichtserklärungen, die keinerlei Durchsetzungskraft haben. Wir fordern daher die Bundesregierung und verantwortliche Politikerinnen und Politiker der EU sowie der Mercosur-Länder auf, das Abkommen schnell zu stoppen."
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