Politik

Wie gehen wir künftig mit unseren Nutztieren um?

Deutsche Agrarwissenschaftler wollen künftig ihre Kräfte bündeln, um gemeinsam für eine bessere landwirtschaftliche Nutztierhaltung zu sorgen. Das beschloss Ende Mai die Deutsche Agrarforschungsallianz (DAFA), ein Verbund von 55 Forschungseinrichtungen. Vorausgegangen waren zahlreiche Konferenzen und Beratungen, an denen sich neben den Wissenschaftlern auch die Agrarwirtschaft und NGOs beteiligt haben.

18.06.2012

Foto: Marion Book
Foto: Marion Book
Mit einem umfassenden Ansatz greift die DAFA-Nutztierstrategie die Herausforderung auf, die Kluft zwischen den Erwartungen der Gesellschaft und den tatsächlichen Bedingungen der Tierhaltung in den Betrieben zu überwinden. Ziel ist es, den Zustand der Nutztierhaltung messbar zu verbessern und die Produktionssysteme bestmöglich mit den Erwartungen der Gesellschaft in Einklang zu bringen.

Anspruch und Konzept der DAFA übersteigen das Anforderungsniveau, welches bislang üblicherweise an Forschungsverbünde gestellt wird. Es geht nicht nur um einzelne Forschungsbeiträge, sondern um einen Gesamtansatz, der die Veränderung der praktischen Nutztierhaltung zum Ziel hat. Dabei stehen die Anforderungen der Gesellschaft stärker als bisher im Mittelpunkt, und es werden Freiräume geschaffen, um bestehende Haltungssysteme und Entwicklungen auch radikal überdenken zu können. Diese hochgesteckten Ziele werden nur zu erfüllen sein, wenn es gelingt, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft intensiv einzubinden.

Um der komplexen Thematik gerecht zu werden, wurden sechs Cluster eingerichtet: drei tierarten-bezogene (Rind, Schwein, Geflügel) und drei übergeordnete Cluster zu Gesellschaft, Indikatoren, Ländlicher Raum. In den auf die Tierarten bezogenen Clustern soll der Versuch unternommen werden, die etablierten Produktionssysteme komplett zu überdenken und grundlegend andere Haltungsformen zu entwickeln. Daneben sind aber auch Forschungsaktivitäten vorgesehen, die an den derzeit praxisüblichen Produktionssystemen anknüpfen und in Zusammenarbeit mit der landwirtschaftlichen Praxis schrittweise Veränderungen entwickeln sollen. Im Mittelpunkt des Clusters „Gesellschaft“ stehen die Erwartungen, die die Bevölkerung an die Nutztierhaltung hat, sowie die Möglichkeiten, diese Erwartungen unter den Bedingungen einer globalisierten Marktwirtschaft zu erfüllen. Hauptaufgabe des Clusters „Indikatoren“ ist es, ein relevantes System zur Bewertung des Zustandes der Tierhaltung und deren Verbesserung zu entwickeln und flächendeckend zu etablieren. Die räumlichen Konzentrationsprozesse sowie die Umweltwirkungen der Nutztierhaltung sind Inhalt des Clusters „Ländlicher Raum“.

Die Arbeit in den Clustern ist langfristig ausgerichtet. Die Aufgabe der Cluster besteht darin, den Erkenntnisfortschritt fortlaufend zu bewerten, die Teilstrategien bei Bedarf anzupassen und im Dialog mit den Forschungsförderern auf zielgerichtete Förderprogramme hinzuwirken. Je Cluster wurden zwei bis drei Wissenschaftler als Sprecher benannt. Diese Personen sind in besonderem Maße dafür verantwortlich, dass bei den späteren Einzelprojekten das gemeinsame Ziel nicht aus den Augen verloren wird.

Der Ball liegt nun bei der Politik, da die von der DAFA entwickelte Planung nur umgesetzt werden kann, wenn die Politik den DAFA-Vorschlag aufgreift und ihre Forschungsförderung entsprechend ausrichtet. Die Entwicklung einer kohärenten Förderstrategie zur Umsetzung der DAFA-Strategie ist angesichts der vielgestaltigen Struktur der deutschen Forschungsförderlandschaft keine leichte Aufgabe. Hinzu kommt, dass neben der Forschungsförderung auch die Agrarpolitik finanzielle Anreize setzen muss, um landwirtschaftliche Betriebe als Innovationspartner für die Mitwirkung zu gewinnen.

Die DAFA wurde 2011 gegründet, um die Leistungsfähigkeit der deutschen Agrarforschung zu steigern und sie besser als bisher in die Lage zu versetzen, zu komplexen, gesellschaftlich relevanten Herausforderungen echte Lösungsvorschläge zu erarbeiten. Inhaltlich konzentriert sich die DAFA auf Fragestellungen, die eine langfristige Forschungsstrategie erfordern. Die DAFA-Geschäftsstelle ist am Thünen-Institut in Braunschweig angesiedelt.
Quelle: UD / pm
 
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