Politik

Intensivlandwirtschaft entzieht eigene Lebensgrundlage

Jährlich verliert Deutschland durch Erosion 20 Mal mehr fruchtbaren Boden als sich nachbilden kann. Ein wesentlicher Faktor ist die wachsende Intensivierung der Landwirtschaft. Fehlender Humus wird mit Kunstdünger nur scheinbar ausgeglichen. Für die Verfügbarkeit von Nährstoff für die Pflanzen sorgt nämlich die Vielfalt und Zahl an Bodenorganismen. Intensivlandwirtschaft dezimiert diese jedoch zunehmend, und damit auch die Leistungen der Böden. Forscher appellieren deshalb an die Agrarpolitik, die Bedeutung der Leistungen von Ökosystemen anzuerkennen und durch die EU-Agrarreform stärker zu fördern. Im NeFo-Schwerpunkt „Ökosystemleistungen“ beleuchten wir die Rolle der Bodenvielfalt.

19.07.2012

Bild: Daniel Schwen
Bild: Daniel Schwen
Während gesunde und leistungsfähige Böden Humusgehalte zwischen 3,5 und sechs Prozent haben, liegen die meisten landwirtschaftlich intensiv genutzten Flächen in Deutschland bei lediglich ein bis zwei Prozent Humus oder weniger. In diesem Bereich gehen die Ertragsmengen deutlich zurück.

„Die Nutzung eines Bodens als totes Substrat für Pflanzenbau ist nicht nachhaltig“, sagt Dr. Huber Höfer, Bodenökologe am Naturkundemuseum Karlsruhe. Notwendig seien Erholungsphasen mit einer Pflanzendecke und ohne Pflanzenschutzmittel und Dünger, die den Aufbau organischer Substanz im Boden zulässt. Denn die Diversität der Bodenorganismen wirkt wie eine Versicherung gegenüber Stressfaktoren. „Gerade wenn im Zuge des Klimawandels bestimmte (Nutz-)Pflanzenarten mit den Klimazonen wandern und auf ganz andere Böden treffen, brauchen wir die Reaktionsfähigkeit der Bodengemeinschaft umso dringender“, meint Höfer im NeFo-Interview.

Tatsächlich gefährden wir durch die Degradierung unserer Böden und ihrer Ökosystemleistungen erheblich unsere künftige Versorgungssicherheit. „Analysen des Bodens als Substrat für die Agrarproduktion zeigen, dass wir schon heute unseren Bedarf an Agrarprodukten nicht mehr mit unseren europäischen Ackerböden alleine decken können“, sagt Dr. Tobias Plieninger von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Vor allem bei Futtermitteln seien wir stark auf Exporte aus Süd- und Nordamerika angewiesen.

Die gesellschaftliche Notwendigkeit zur Erhaltung der Grundlage langfristiger Agrarerträge wird laut Plieninger in den entscheidenden Politikkreisen noch zu wenig beachtet, wie das derzeitige Ringen um eine ökologischere EU-Agrarpolitik zeige. Seine Kollegen der Nachwuchsgruppe Ökosystemdienstleistungen und er plädieren deshalb für nachweisbare Beiträge zur Verbesserung konkreter Ökosystemdienstleistungen als
Voraussetzung für künftige Agrarprämienzahlungen der Europäischen Union.

Quelle: UD / fo
 
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