Politik

Bundeskanzlerin Angela Merkel gratuliert Forstwirtschaft bei Festakt

"Nachhaltigkeit ist heute zu einem Überlebensprinzip geworden", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin vor rund 350 Gästen anlässlich der Festveranstaltung "300 Jahre Nachhaltigkeit der Forstwirtschaft in Deutschland". Das Prinzip der Nachhaltigkeit - heute ein globales Leitbild - wurde vor 300 Jahren für die Waldbewirtschaftung und Holzproduktion entwickelt. Aus Anlass dieses besonderen Jubiläums luden der Deutsche Forstwirtschaftsrat (DFWR) und die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR), Projektträger des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV), zur Festveranstaltung nach Berlin ein.

18.04.2013

Bundeskanzlerin Angela Merkel auf der Festveranstaltung "300 Jahre Nachhaltigkeit der Forstwirtschaft in Deutschland", Foto: FNR/DFWR/Jörg Carstensen
Bundeskanzlerin Angela Merkel auf der Festveranstaltung "300 Jahre Nachhaltigkeit der Forstwirtschaft in Deutschland", Foto: FNR/DFWR/Jörg Carstensen
Intakte Wälder und ihre nachhaltige Nutzung haben für Deutschland eine große Bedeutung. Auf über 11 Millionen Hektar oder rund einem Drittel der Landesfläche werden vielfältige Leistungen für die Gesellschaft erbracht. Zu Anfang des 18. Jahrhunderts bot sich ein anderes Bild: In Folge starker Überbeanspruchung der Wälder herrschte damals eine regelrechte Holznot. 1713 forderte der sächsische Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz vor diesem Hintergrund den Wiederaufbau und einen geregelten, zukunftsfähigen Umgang mit der natürlichen Ressource Wald - mit Erfolg: Das Prinzip Nachhaltigkeit setzte sich deutschlandweit in der Forstwirtschaft durch. Heute verwendet man den Begriff in einem universellen Sinn und bezieht neben ökonomischen auch ökologische und soziale Aspekte mit ein.

Greenpeace-Aktivisten empfangen Forstwirtschaft mit Pinocchiofigur

Greenpeace deckt in einem Report auf, dass die Bundesregierung und das Land Bayern die systematische Zerstörung alter Buchenwälder vertuschen. Dies geschehe durch illegale Umgehung europarechtlicher Vorgaben. Gleichzeitig haben Greenpeace-Aktivisten die Mitglieder des Deutschen Forstwirtschaftsrat (DFWR) in Berlin am Pariser Platz mit einem 3,5 Meter hohen Pinocchio begrüßt, der eine 100 Zentimeter lange Lügennase trägt. Die Figur hält ein Schild in den Händen mit dem Spruch "Seit 300 Jahren verfolgen wir Nachhaltigkeit! Ehrlich! Ihre deutsche Forstwirtschaft". Auf einem Banner ist zu lesen: "Nachhaltigkeit im Wald geht anders!". An der Jubiläums-Veranstaltung des DFWR zu 300 Jahren Nachhaltigkeit nahm auch Bundeskanzlerin Merkel teil. "Die Nachhaltigkeit der deutschen Forstwirtschaft ist durch die schleichende Vernichtung alter Buchenwälder nur noch ein Mythos", sagt Martin Kaiser, Klima- und Waldexperte bei Greenpeace.

Alte Buchenwälder werden beispielsweise kahlgeschlagen und mit jungen Eichen bepflanzt. So entstehen Eichen-Monokulturen, die aber offiziell noch als Buchenwälder geführt werden. Damit wird versucht, die gängige Kahlschlagpraxis von Buchenwäldern im Bayerischen Spessart zu verbergen. Greenpeace dokumentiert dieses Vorgehen neben ähnlichen Verstößen mit aktuellen Bildern und Karten. Die Vernichtung der alten Buchenwälder verstößt gegen EU-Recht. Den kompletten Report hat Greenpeace jetzt der EU-Kommission vorgelegt. Er dient als weiterer Beweis im Rahmen einer EU-Beschwerde, die Greenpeace im April 2012 einreichte. "Kanzlerin Merkel muss dem Schutz und der nachhaltigen Nutzung in europäischen Schutzgebieten wieder zu ihrem Recht verhelfen, damit unsere Bürgerwälder nicht länger industrialisiert und zerstört werden," fordert Kaiser.

Industrialisierung der alten Wälder muss sofort beendet werden

In ihrer Dokumentation deckt die unabhängige Umweltschutzorganisation auch auf, dass alte Buchenwälder in Industrieforste umgewandelt werden. Dies geschieht durch das Anpflanzen der nordamerikanischen Douglasie. In den Staatsforsten zahlreicher Bundesländer ist das gängige Praxis. Allen voran in Rheinland-Pfalz, Hessen, Baden-Württemberg, Saarland, Bayern, Sachsen, Schleswig-Holstein. Greenpeace deckte auf, dass sogar in Natura 2000 Schutzgebieten nicht-heimische Douglasien angepflanzt werden. Die Douglasie ist für die Forstwirtschaft sehr gewinnbringend, da sie schnell wächst.

Bereits 2007 verabschiedete das Kabinett Merkel die "Nationale Strategie zur Biologischen Vielfalt". 2010 wurde diese vom Bundestag bestätigt. Danach sollen zehn Prozent der öffentlichen Wälder bis 2020 aus der forstlichen Nutzung genommen und damit geschützt werden. "Ohne Sofortmaßnahmen werden wir zehn Prozent der öffentlichen Wälder nicht mehr retten können", sagt Kaiser.
Quelle: UD / na
 
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