Die vergessenen Krisen im Jahr 2021
Die Nichtregierungsorganisation CARE hat kürzlich einen Bericht veröffentlicht, der sich mit den zehn Krisen befasst, die 2021 am wenigsten mediale Aufmerksamkeit bekamen, obwohl dort über Millionen von Menschen humanitäre Hilfe benötigen. Dabei kam man unter anderem zu dem Ergebnis, dass die Krise in Sambia am wenigsten mediale Beachtung fand.
14.01.2022
Im vergangenen Jahr berichteten internationale Online-Medien mehr als 240.000-mal über die Weltallflüge von Jeff Bezos und Elon Musk. Die humanitäre Krise in Sambia, die für über 1,2 Millionen Menschen Hunger bedeutet, fand hingegen nur ganze 512 Erwähnungen. Die Abenteuer der beiden Milliardäre wurden also fast 500-mal so häufig thematisiert wie das südafrikanische Land und seine Hungerkrise.
Für viele Menschen in ärmeren Ländern ist jeder Tag ein Kampf ums Überleben, doch die Weltöffentlichkeit bekommt davon kaum etwas mit, mahnt die Hilfsorganisation CARE Deutschland. Der aktuelle CARE-Bericht „Suffering in Silence“ zeigt erneut eindrücklich auf, welche zehn humanitären Krisen im Jahr 2021 kaum mediale Aufmerksamkeit bekamen, obwohl dort über Millionen von Menschen humanitäre Hilfe benötigen.
„Viele der Krisen in unserem Ranking sind langwierig und die meisten werden von der Klimakrise verschärft. Armut, Hunger und Flucht machen noch zu selten Schlagzeilen, das zeigt der Report sehr deutlich“, so Karl-Otto Zentel, Generalsekretär von CARE Deutschland. „Vergessene Krisen sind auch für Hilfsorganisationen eine besondere Herausforderung. Mit mangelndem medialem Interesse geht nicht selten auch eine geringere finanzielle Unterstützung einher. Und damit wird die konkrete Hilfe vor Ort noch schwerer.”
Armut und Hunger in Sambia am wenigsten beachtet
Die Auswirkungen langanhaltender Dürreperioden, des Klimawandels und von COVID-19 fanden nur selten Eingang in die Berichterstattung. Damit liegt Sambia auf dem ersten Platz, der 2021 am wenigsten beachteten Krisen. Direkt dahinter liegt auf Platz zwei die humanitäre Krise in der Ukraine. Im Osten des Landes herrscht seit mehr als sieben Jahren ein bewaffneter Konflikt. 3,4 Millionen Menschen benötigen humanitäre Hilfe. An dritter Stelle der vergessenen Krisen befindet sich Malawi. Dort kämpfen die Menschen mit den schweren Folgen der Klimakrise. Extreme Naturereignisse wie Wirbelstürme, Fluten oder Dürren treten häufiger auf als in den Jahren zuvor.
„Was alle Krisen gemeinsam haben: Die Lage für Frauen und Mädchen ist besonders prekär”, mahnt CARE-Chef Zentel. „Sie essen weniger, wenn alle hungern, sie sind auf der Flucht von Übergriffen bedroht und sie leiden unter Unsicherheit, Gewalt und patriarchalen Strukturen.”
Zehn humanitäre Krisen, die 2021 keine Schlagzeilen machten:
- Sambia – 1,2 Millionen Menschen haben nicht genug zu essen
- Ukraine – 3,4 Millionen Menschen benötigen humanitäre Hilfe
- Malawi – 17 Prozent der Bevölkerung sind stark unterernährt
- Zentralafrikanische Republik – 2,8 Millionen Menschen benötigen humanitäre Hilfe
- Guatemala – 2/3 der Bevölkerung leben von weniger als 1,80 Euro am Tag
- Kolumbien – 4,9 Millionen Menschen leben unter der Kontrolle bewaffneter Gruppen
- Burundi – 2,3 Millionen Menschen benötigen humanitäre Hilfe
- Niger – 1,8 Millionen Kinder benötigen Nahrungsmittelhilfe
- Simbabwe – 5,7 Millionen Menschen fehlt es an genügend Nahrung
- Honduras – 2,8 Millionen Menschen benötigen humanitäre Hilfe
Den vollständigen CARE-Bericht können Sie hier herunterladen.
Methodik des Reports
Im sechsten Jahr in Folge analysierte der internationale Medienbeobachtungsdienst Meltwater für CARE mehr als 1,8 Millionen Online-Artikel im Zeitraum vom 1. Januar bis 30. September 2021. Die Analyse stützte sich dabei auf Artikel in den Sprachen Arabisch, Englisch, Französisch, Deutsch und Spanisch. Aus einer Liste von 41 humanitären Krisen wurden jene zehn Krisen ermittelt, die die geringste mediale Aufmerksamkeit erhielten.