"Bei Nespresso werden Innovation, Qualität und Nachhaltigkeit gelebt"
Nachdem er sechs Jahre der Geschäftsführer von Nespresso in den Niederlanden war, leitet Mark Ruijgrok nun Nespresso Deutschland. Im Interview erklärt er, wie der Kaffeehersteller mit Kritik an seinen Kapseln umgeht, welche Rolle Nachhaltigkeit bei Nespresso spielt und warum er aus einer persönlichen Haltung beim Unternehmen geblieben ist.
14.03.2019
Herr Ruijgrok, Sie pendeln nach wie vor häufig zwischen Deutschland und den Niederlanden. Was macht Ihre Heimat für Sie aus?
Unter der Woche und jedes zweite Wochenende bin ich in Düsseldorf, aber meine Heimat ist für mich mein zu Hause in Holland und die Nähe zum Wasser. Ich habe eine starke Verbindung zu diesem Element. Deshalb leben meine Familie und ich auf einem Segelschiff in Rotterdam. Wann immer es möglich ist, verbringe ich meine Zeit auch gerne am und im Wasser. So schätze ich natürlich auch die Nähe zum Rhein an meinem Arbeitsplatz in Deutschland.
Sie waren bereits sechs Jahre Geschäftsführer von Nespresso in den Niederlanden bevor Sie nach Deutschland gewechselt sind. Warum sind Sie dem Unternehmen treu geblieben?
Das hat viel mit persönlicher Überzeugung zu tun und damit, dass ich für die Werte des Unternehmens persönlich einstehen kann. Qualität und Nachhaltigkeit sind mir ein echtes Anliegen und genau diese Prinzipien verfolgt Nespresso seit vielen Jahren. Denn wir wissen: Wir können unseren Kunden nur dann langfristig die besten Kaffees bieten, wenn wir entlang der gesamten Kaffeewertschöpfungskette, also vom Kaffeeanbau bis zum Recycling unserer Kapseln, nachhaltig handeln. Deshalb ist Nachhaltigkeit bei Nespresso ein fester Bestandteil der Unternehmensstrategie, der in allen Aspekten unseres Geschäfts immer mitgedacht wird. Gleichzeitig bleibt Nespresso seinem Pioniergeist treu und wächst in vielen Märkten, das macht es weiterhin sehr spannend.
Sie sind also aus einer persönlichen Haltung heraus beim Unternehmen geblieben...
Absolut – Bei Nespresso werden Innovation, Qualität und Nachhaltigkeit gelebt. Außerdem haben wir gemeinsam mit unseren Partnern die Möglichkeit, einen echten Unterschied zu machen. Dazu gehört unter anderem die Rainforest Alliance, mit der wir 2003 unser eigenes Kaffeeanbauprogramm gegründet haben. Heute arbeiten wir im Rahmen dieses Programms mit über 100.000 Bauern in 13 Ländern zusammen. Neben den verschiedenen NGOs, sind unsere allerwichtigsten Partner natürlich die Kaffeefarmer, mit denen wir in 13 Ländern langfristig und direkt zusammenarbeiten. Wir unterstützen die Bauern dabei, ihren Kaffee nachhaltig anzubauen. Aber zum Programm gehört auch, dass wir in ihre soziale und wirtschaftliche Sicherheit investieren. So zahlen wir den Bauern konsequent mehr als den durchschnittlichen Marktpreis, unabhängig von Schwankungen an der Kaffeebörse. Denn nur wenn der Beruf des Kaffeebauers attraktiv bleibt und eine wirtschaftliche Absicherung bietet, können wir unseren Kunden auch in Zukunft Spitzenkaffees aus einer nachhaltigen Kaffeewirtschaft bieten.
Wie genau profitieren die Bauern sonst noch von der Zusammenarbeit mit Nespresso?
Durch das AAA-Programm können wir den Kaffeebauern konkrete Unterstützung und den Austausch von Wissen anbieten. Innerhalb des Programms vermitteln rund 450 Agronomen den Bauern maßgeschneiderte Lösungen – jedes Anbaugebiet hat andere Anforderungen – im nachhaltigen Anbau. Durch regelmäßige Trainings und Schulungen vor Ort haben die Bauern Gelegenheit, ihre landwirtschaftlichen Methoden in punkto Nachhaltigkeit, aber auch Qualität und Produktivität laufend zu optimieren. Außerdem investieren wir auch in Sozialversicherungsmodelle für die Bauern.
Beispielsweise haben wir 2014 gemeinsam mit der kolumbianischen Regierung, lokalen Kaffeekooperativen und Fairtrade eine erste Pensionskasse für Kaffeebauern gegründet. Letztes Jahr haben wir zudem eine Klimaschutzversicherung eingerichtet, um Bauern vor durch das Klima verursachten Ernteausfällen zu schützen. Darüber hinaus investieren wir gezielt in Regionen, die für besondere Kaffees bekannt sind, deren Kaffeewirtschaft aber noch im Aufbau ist. Zum Beispiel in Regionen Kolumbiens und Zimbabwes, in denen der Kaffeesektor zum wirtschaftlichen Aufschwung beitragen kann.
Sind Sie und die Bauern nicht Welten voneinander entfernt? Haben Sie schon mal mit Kaffeebauern gesprochen, die Nespresso Kaffee liefern?
Ich bin froh, dass ich bereits die Gelegenheit hatte, Bauern aus unserem AAA-Programm auf ihren Farmen vor Ort kennenzulernen. Das hat mich sehr beeindruckt. So konnte ich ganz unmittelbar nachvollziehen und mich direkt davon überzeugen, welche Vorteile und positiven Auswirkungen das Programm auf sie, ihre Familien und ganze Gemeinden hat. Als Niederländer habe ich außerdem einen persönlichen Bezug zum Gedanken hinter Fairtrade und fairere Bezahlung– Max Havelaar ist in den Niederlanden sehr bekannt. Die Romanfigur ist nicht nur eng mit Fairtrade verbunden, sie vermittelt auch jedem von uns ganz klar, was Ungerechtigkeit und Ausbeutung bedeuten. Vor Ort in Costa Rica konnte ich bei AAA-Bauern direkt sehen, wie viel Handarbeit und Liebe zum Produkt im Kaffeeanbau steckt. Umso mehr freut es mich, dass seit letztem Jahr zwei unserer Master Origin Spitzenkaffees aus Indonesien und Kolumbien Fairtrade zertifiziert sind.
Welche Fortschritte konnte Nespresso im letzten Jahr in puncto Nachhaltigkeit erzielen?
Wir sind sehr stolz das erste Unternehmen zu sein, das konsequent auf Aluminium aus nachhaltigen Quellen setzt. Dies ist ein wichtiger Meilenstein für uns. Bis 2020 wollen wir unsere Kapseln zu 100 Prozent aus ASI-zertifiziertem Aluminium herstellen können. ASI steht für die 2009 gegründete Aluminium Stewardship Initiative. Sie ist die erste Brancheninitiative für eine nachhaltige Beschaffung von Aluminium. Unsere Partner im Rahmen der Initiative sind Unternehmen wie Audi, BMW und der WWF.
"Wir sind sehr stolz das erste Unternehmen zu sein, das konsequent auf Aluminium aus nachhaltigen Quellen setzt."
Sie setzen also weiterhin auf Aluminium als Verpackungsmaterial? Immer wieder steht das Material in der Kritik.
Aluminium ist nach wie vor das beste uns bekannte Material, um unsere hochwertigen Kaffees vor äußeren Einflüssen wie Luft, Licht und Feuchtigkeit zu schützen. Für das Material spricht auch, dass es sich sehr gut und mehrfach recyceln lässt. Laut der Aluminium Association sind circa 75 Prozent des jemals produzierten Aluminiums noch heute in Verwendung. Gleichzeitig setzen wir auch konsequent auf Recycling – nicht nur in Deutschland. Weltweit soll die Recyclingkapazität bis 2020 auf 100 Prozent erhöht werden. In Deutschland haben wir dieses Ziel bereits vor über 25 Jahren durch die Lizenzierung beim Grünen Punkt erreicht. Unsere Kapseln können sehr gut recycelt werden und finden so in vielen Produkten, wie Fahrrädern oder Autoteilen, ein zweites Leben.
Herr Ruijgrok, Sie sind nun bald ein Jahr als Geschäftsführer bei Nespresso Deutschland. Zeit für eine erste Bilanz. Was haben Sie mit dem Unternehmen im letzten Jahr erreicht?
Vor 32 Jahren haben wir den Kaffeemarkt für Espresso revolutioniert. Im letzten Jahr haben wir mit Vertuo in Deutschland ein innovatives und komplett neuartiges System eingeführt. Damit definieren wir Kaffee-Qualität für die große Tasse neu und begegnen zudem dem Wunsch einer Mehrzahl der Kaffeetrinker in Deutschland ihren Kaffee in der großen Tasse zu genießen. Natürlich können auch die neuen Kapseln ganz einfach recycelt werden, da wir sie wie unsere anderen Kapseln beim Grünen Punkt lizenziert haben. Ein Teil der weltweit verkauften Vertuo Kapseln bestehen außerdem aus in der Schweiz recycelten Nespresso Kapseln. Dies ist möglich, da dort die Kapseln über ein eigenes Sammelsystem von Nespresso gesammelt und recycelt werden.
Und natürlich haben wir unsere Nachhaltigkeitsvorsätze konsequent weiterverfolgt. Wir sind auf einem guten Weg, unsere Ziele bis 2020 zu erreichen. Hierzu zählt auch, dass wir unseres Kaffees zu 100 Prozent aus nachhaltigem Anbau durch unser AAA-Programm beziehen und unseren CO2-Austoß um weitere zehn Prozent zu senken. Dafür haben wir Maßnahmen im Anbau, bei der Verarbeitung und Produktion umgesetzt, um unseren ökologischen Fußabdruck möglichst niedrig zu halten. Hinzu kommt, dass wir in den Regionen, aus denen wir unseren Kaffee beziehen, bereits über 2,5 Millionen Bäume gepflanzt haben. Bis 2020 sollen es fünf Millionen Bäume sein.
Herr Ruijgrok, wir danken Ihnen für das Gespräch!