CSR-Management

„Bis 2022 ist jede Tasse Nespresso Kaffee CO2-neutral“

Der Umgang mit der Corona-Pandemie und ihre gesellschaftlichen Folgen haben uns das ganze Jahr über beschäftigt. Dass man dabei aber nicht das Thema Nachhaltigkeit aus den Augen verlieren darf, weiß man bei Nespresso. Was das Unternehmen in Sachen Kreislaufwirtschaft erreicht hat und welche Ziele es beim Klimaschutz verfolgt, erklären Mark Ruijgrok, Geschäftsführer Nespresso Deutschland, und Tim Decken, Sustainability Manager Nespresso Deutschland, im Gespräch mit UmweltDialog.

18.12.2020

„Bis 2022 ist jede Tasse Nespresso Kaffee CO2-neutral“
Mark Ruijgrok, CEO von Nespresso Deutschland

UmweltDialog (UD): Herr Ruijgrok, wir haben uns zuletzt im Frühjahr 2019 unterhalten. Viel ist seitdem in Sachen Nachhaltigkeit bei Nespresso passiert! So ist dem Unternehmen unter anderem ein wichtiger Meilenstein im Bereich Circular Economy gelungen. Was haben Sie erreicht?

Mark Ruijgrok: Das stimmt: Wir haben gerade in diesem insgesamt sehr außergewöhnlichen und herausfordernden Jahr wichtige Meilensteine in Bezug auf unser langjähriges Nachhaltigkeitsengagement erreicht. Darauf sind wir stolz. Im Sommer hat Nespresso die weltweit erste Kapsel eingeführt, die mit 80 Prozent recyceltem Aluminium hergestellt wird. Bis Ende 2021 werden wir unser gesamtes Sortiment für Zuhause auf diese Kapseln umstellen. Das ist nicht nur ein wichtiger Entwicklungsschritt, sondern auch ein weiterer Vorschub in Richtung Kreislaufwirtschaft. Darüber hinaus haben wir unser Ziel, bis 2030 CO2-neutral zu werden, deutlich nach vorne verschoben. Wir sind der Meinung: Es bleiben keine zehn Jahre mehr und wir werden alles unternehmen, bereits 2022 jede Tasse Nespresso Kaffee CO2-neutral anbieten zu können. Das ist ambitioniert, aber wir werden an unsere Erfolge in Scope 1 und 2 anknüpfen. Im Geschäftsbetrieb sind wir bereits seit 2017 CO2-neutral.

Tim Decken, Sustainability Manager Nespresso Deutschland
Tim Decken, Sustainability Manager Nespresso Deutschland

UD: Herr Decken, Sie sind seit Oktober 2019 Sustainability Manager bei Nespresso und koordinieren die Umsetzung der Nachhaltigkeitsmaßnahmen. Lassen Sie uns noch beim Thema Recycling bleiben. Erklären Sie uns, warum der Anteil an recyceltem Aluminium, das Nespresso bei Kaffeekapseln verwendet, „nur“ bei 80 Prozent liegt?

Tim Decken: Erst mal möchte ich betonen, wie stolz wir darauf sind, überhaupt eine Kapsel entwickelt zu haben, die mit einem so hohen Anteil von recyceltem Aluminium hergestellt werden kann. Das war kein einfacher Entwicklungsprozess, und wir bei Nespresso sind die ersten und bisher einzigen, denen dies gelungen ist. Warum wir nicht vollständig auf Rezyklat gehen können, hat vorrangig materialtechnische Gründe. Wir arbeiten aber selbstverständlich ständig daran, die Kapsel immer weiter zu optimieren. Aktuell ist Aluminium das beste uns bekannte Material, um unsere Kaffees vor äußeren Einflüssen wie Luft, Licht und Feuchtigkeit zu schützen.

UD: Herr Ruijgrok, Recycling lebt vom Mitmachen. Allerdings weiß nur ein Drittel Ihrer Verbraucher, dass die Kaffeekapseln recycelbar sind. Was tun Sie bei Nespresso, um Ihre Kunden besser zu informieren und künftig die Recyclingrate zu steigern?

Mark Ruijgrok: Wir wollen unsere Kunden für das Recycling sensibilisieren, es ihnen so einfach wie möglich machen und sie anhalten, auch wirklich mitzumachen. Die Kapseln gehören mit Kaffeesatz in die gelbe Tonne. Dass die Kapseln aus Aluminium bestehen, wissen die meisten mittlerweile. Aber noch nicht alle wissen, wie gut dieses Material für die Kreislaufwirtschaft geeignet ist. Aluminium kann immer und immer wieder recycelt werden. Bedenken, dass der Kaffeesatz den Recyclingprozess vermeintlich störe, sind völlig unbegründet und schlicht falsch! Der Kaffeesatz wird verschwelt und liefert dabei sogar Energie für den Prozess. Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst und klären Kunden und Verbraucher deshalb weiter auf. Im Sommer dieses Jahres haben wir beispielsweise eine umfassende Marketingkampagne gestartet, um die Recyclingrate der Kapseln in Deutschland zu steigern. Nur wenn alle mitmachen, können wir dieses Ziel erreichen.

UD: Durch die Corona-Pandemie sind die Klimakrise und der Kampf gegen den Klimawandel bei einigen Unternehmen in den Hintergrund gerückt. Nicht so bei Nespresso. Seit 2017 arbeitet das Unternehmen bereits CO2-neutral. Nun wollen Sie die CO2-Emissionen in Ihrer Lieferkette und im Produktlebenszyklus so weit reduzieren, dass 2022 jede Tasse Nespresso-Kaffee CO2-neutral ist. Wie schaffen Sie das?

Mark Ruijgrok: Das ist richtig, unser gesamter Geschäftsbetrieb ist seit 2017 CO2-neutral. Das umfasst Emissionen in Zusammenhang mit Aktivitäten in unseren Boutiquen, Büros und Produktionsstätten. Unser Ziel: Dass jede Tasse Nespresso Kaffee bis 2022 CO2-neutral ist. Das erreichen wir durch Reduktion, Insetting und Offsetting. Unser Hauptziel ist die Reduktion von CO2-Emissionen in unserem Geschäftsbetrieb. Die übrigen Emissionen kompensieren wir über das Pflanzen von Bäumen auf und um Kaffeefarmen, von denen Nespresso seinen Kaffee bezieht, auch Insetting genannt. Um unmittelbar eine positive Wirkung zu erzielen, investieren wir außerdem in hochwertige Kompensationsprojekte.

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Tim Decken: Ein entscheidendes Element auf unserem Weg zur CO2-Neutralität ist die Reduktion von CO2-Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Sofortmaßnahmen sind hier etwa die Umstellung auf 100 Prozent erneuerbare Energien in allen Nespresso Boutiquen und die verstärkte Nutzung von Biogas. Wir konzentrieren uns außerdem darauf, die Recycling- und Kreislauffähigkeit von Nespresso Produkten zu erhöhen. Dies umfasst unter anderem die erhöhte Nutzung von recyceltem Kunststoff in Nespresso Maschinen und von recyceltem und kohlenstoffarmem Aluminium in Kaffeekapseln sowie durch die Optimierung unseres Verpackungsdesigns. Wie eingangs erwähnt, wird das reguläre Sortiment für Zuhause bis Ende 2021 auf Kapseln mit 80 Prozent recyceltem Aluminium umgestellt. Die Herstellung von recyceltem Aluminium benötigt nur fünf Prozent der Energie, die bei der Herstellung von Primäraluminium anfällt; zudem ist unsere neue Kapsel durch die neue Materialkomposition leichter geworden. In puncto Emissionen bedeutet das: Die Verwendung von recyceltem Aluminium in Verbindung mit der dünneren Legierung reduziert den CO2-Fußabdruck einer Original Line Kapsel um 19 Prozent.

UD: Herr Decken, und wie engagieren Sie sich in den Anbauregionen, um die Treibhausgase (THG) zu senken?

Tim Decken: Wir wissen, dass ein signifikanter Anteil unseres CO2-Fußabdrucks auf den Kaffeeanbau und die -produktion entfällt. Um demnach unsere CO2 Reduktionsziele von fünf Prozent bis 2022, 16 Prozent bis 2025 und 50 Prozent bis 2030 im Vergleich zu 2018 zu erreichen, müssen wir also auch in den Anbauregionen den THG-Ausstoß deutlich senken.

Diese Ziele sind anspruchsvoll – im Übrigen sind sie auch in Übereinstimmung mit den Science Based Targets – aber wir sind davon überzeugt, dass sie notwendig sind, wenn wir die Vorgaben des Pariser Abkommens erreichen wollen.

Dabei konzentrieren wir uns zum einen auf das Pflanzen von Bäumen in und rund um Kaffeefarmen, von denen wir unseren Kaffee beziehen (Insetting). Denn Bäume sind der beste Weg, um CO2 aus der Atmosphäre zu binden. Bäume spenden Schatten und verbessern die Qualität der Kaffeeernte. In Hinblick auf Klimaresistenz spielt das ebenfalls eine entscheidende Rolle. Die Wurzeln festigen die Böden. Das ist wichtig als Schutz vor Bodenerosionen und Erdrutschen und hilft dabei, dass sie sich besser regenerieren. Es hilft zudem dabei, Ökosysteme zu regenerieren, mehr Biodiversität zu schaffen und gibt den Bauern nebenbei außerdem die Möglichkeit, sich durch den Verkauf beispielsweise von Früchten oder Holz neue Einkommensmöglichkeiten zu erschließen.

Gemeinsam mit unserem Partner PUR Projet verdreifachen wir daher die Pflanzung von Bäumen in Kaffeeherstellerländern wie Kolumbien, Guatemala, Äthiopien und Costa Rica und erhöhen von 650.000 Baumpflanzungen pro Jahr auf 1,65 Millionen Bäume pro Jahr bis Ende 2022.

Zweitens versuchen wir über nachhaltige Kaffeeanbaupraktiken, die in Programmen wie dem Nespresso AAA Sustainable Quality Program gefördert werden, die Bauern dabei zu unterstützen, die Umweltauswirkungen des Kaffeeanbaus zu reduzieren und ihr Land für die Zukunft zu sichern. Die Kaffeeproduzenten erhalten Schulungen und technische Unterstützung, die nachhaltige Anbaumethoden fördern. Dazu gehören Anleitungen zur Verwendung der richtigen Menge an Düngemitteln und zum Umgang mit Abwasser nach dem Mahlen.

Um darüber hinaus verbleibende Emissionen zu kompensieren, investieren wir auch in Projekte zur Erhaltung und Wiederherstellung von Wäldern sowie zur Umsetzung sauberer Energielösungen in landwirtschaftlichen Gemeinden.

Nespresso Indonesia Takengon Generic

UD: Herr Ruijgrok, innerhalb Ihres Reviving Origins-Programms unterstützen Sie gezielt krisengeplagte Regionen, aus denen Sie Kaffee beziehen. Was machen Sie hier und welche Neuigkeiten gibt es aus dem Programm?

Mark Ruijgrok: Das ist richtig, wir arbeiten seit 2011 daran, im Rahmen des Reviving Origins-Programms in verschiedenen Regionen weltweit die Kaffeewirtschaft wiederzubeleben, angefangen im Südsudan. Dort wurde der limitierte SULUJA ti SOUTH SUDAN Kaffee 2015 und 2016 nach Öl zum zweitwichtigsten Exportartikel des Landes.

Im Rahmen des Programms und in Partnerschaft mit dem Agrarunternehmen Agri Evolve bieten wir mehr als 2.000 Bauern Schulungen in nachhaltigen Anbaumethoden und Unterstützung durch Experten vor Ort, um die Kaffeequalität und Produktivität zu verbessern. Das hat bereits zu ersten Erfolgen geführt: Die Verfügbarkeit von hochwertigem AAA-Kaffee etwa ist von 2018 bis 2019 in der Provinz Manicaland, Simbabwe, um neun Prozent und in Caquetá, Kolumbien, um zehn Prozent gestiegen.

Zuletzt haben wir das Reviving Origins-Sortiment um die Sorte AMAHA awe UGANDA aus dem Rwenzori-Gebirge in Uganda erweitert, sodass es mit den Sorten TAMUKA mu ZIMBABWE und ESPERANZA de COLOMBIA aktuell drei Sorten gibt. Langfristiges Ziel ist, diese dauerhaft im Sortiment anzubieten.

Tim Decken: Den TAMUKA mu ZIMBABWE-Kaffee, der seit 2019 im Sortiment ist, haben wir in diesem Jahr außerdem mit Hilfe von Blockchain-Technologie für Kunden rückverfolgbar gemacht, von den Farmen in Simbabwe bis zum Nespresso Produktionszentrum in der Schweiz.

Wir wissen, dass die Verbraucher immer mehr daran interessiert sind, zu erfahren, woher Produkte wie beispielsweise der Kaffee kommen, und so lassen sich die Erfolge unserer Arbeit jetzt auch für sie zurückverfolgen. Das ist für uns ein wichtiger Schritt, denn Transparenz in der Lieferkette wird immer wichtiger. Wir arbeiten intensiv daran, diese Transparenz weiter zu steigern.

Über einen QR-Code auf dem Sleeve der Sorte TAMUKA mu ZIMBABWE können unsere Kunden jetzt auf bestimmte Farmen zugreifen, wo sie Informationen zum jeweiligen Kaffeebauern, der Größe seines Betriebes, der von Nespresso gekauften Menge an Premiumkaffee, dem Datum der Transaktion und zum Transportweg finden. Die Plattform wurde zunächst für 97 Farmen in Simbabwe eingeführt, weitere Farmen und Anbaugebiete werden folgen.

UD: Vielen Dank für das Gespräch!

Quelle: UmweltDialog
 

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