CSR-Management

Nachhaltigkeit: Von der Theorie in die mittelständische Praxis

Die Dramatik des Klimawandels macht es alternativlos, dass sich auch Unternehmen ökologisch neu erfinden. Doch das ist leichter gesagt als getan. Wie sieht sie also aus, die erfolgreiche Nachhaltigkeitsstrategie?

28.05.2024

Nachhaltigkeit: Von der Theorie in die mittelständische Praxis
Die Digitalagentur aus Kulmbach setzt auf dynamische Nachhaltigkeitsstrategien. © Tobias Langmeyer und Lisa Köppel, dc AG

Beim „Nachhaltigkeitscheck 2023“ des Arbeitgeber-Bewertungsportals Kununu gaben 60 Prozent der rund 8.300 Befragten an, Umweltschutz sei ihnen bei der Auswahl des Arbeitgebers „wichtig“ bis „sehr wichtig“. Unternehmen, die solche Haltungen nicht ernstnehmen, werden missachtet: Immer mehr Beschäftigte entscheiden sich dann dafür, ihren Arbeitgeber zu verlassen. Die veränderten Machtverhältnisse am Arbeitsmarkt – weg von den Firmen, hin zu den zahlenmäßig weniger werdenden Beschäftigten aufgrund des demografischen Wandels – machen es möglich. Die Runde macht bereits die Vokabel vom „Climate Quitting“: Mitarbeiter:innen kündigen und wenden sich einem klimafreundlicheren Unternehmen zu.

Aus Angst vor „Climate Quitting“ denken viele Chefs jetzt um

Viele Unternehmen treiben ihre Transformation in Richtung Nachhaltigkeit voran – aus freiwilligen Stücken und aufgrund eines verschärften regulatorischen Drucks. Dafür sorgen neue Regeln wie das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz oder die Corporate Sustainability Reporting Directive der Europäischen Union. Zudem verlangen Banken und Investoren immer öfter ein Nachhaltigkeitssiegel, bevor sie frisches Kapital für Investitionen zur Verfügung stellen.

Gerade vor dem Hintergrund des verschärften Drucks von außen und der hohen öffentlichen Wahrnehmung für das Thema überziehen jedoch manche Firmen – und stellen sich grüner dar, als sie sind. Märkte und Verbraucher:innen strafen dieses „Greenwashing“ zurecht ab. Denn nichts ist im Bereich Klima- und Weltschutz wichtiger als intrinsisches und vor allem authentisches Auftreten. Das sagt auch Lisa Köppel, Chief Sustainability Officer der Digitalagentur dc AG aus dem oberfränkischen Kulmbach. Das Unternehmen entwickelt seit rund zehn Jahren anspruchsvolle E-Commerce-Lösungen. Als Digitalagentur und Beratung für Unternehmensprozesse begleitet es mit einem Team von mehr als 100 Expert:innen mittelständische Unternehmen in den Bereichen Consulting, Development, Creation und Marketing. Köppel über ihre Definition von unternehmerischer Nachhaltigkeit: „Unternehmerische Nachhaltigkeit bedeutet für mich, dass Unternehmen sich aktiv für den Umweltschutz einsetzen. Das umfasst einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen und die Minimierung des ökologischen Fußabdrucks. Zudem ist das Engagement für die Mitarbeiter:innen entscheidend: Es geht darum, sicherzustellen, dass das Team gut behandelt wird, attraktive Arbeitsbedingungen vorfindet und eine ausgewogene Work-Life-Balance genießen kann.“

Gerade für Agenturen wie die dc AG und deren mittelständisches Klientel kann ein glaubwürdiges „Mehr“ an Grün den Ausschlag dafür geben, dass ihnen ein B2B-Kunde einen größeren Auftrag erteilt, die Endverbraucher:innen überzeugt zum Produkt greifen oder ein aussichtsreiches Talent genau hier die Unterschrift unter den Arbeitsvertrag setzt.

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Grüne Erfolge, aber auch Rückschläge offen thematisiert im firmeneigenen Podcast

Lisa Köppel: „Bei der dc AG betrachten wir Nachhaltigkeit als einen dynamischen, mitwachsenden Teil unseres Unternehmens, der in unsere gesamte strategische Ausrichtung integriert ist. Jedes Jahr setzen wir uns neue Ziele, um kontinuierlich nachhaltiger zu werden. Zu den konkreten Maßnahmen gehören die Einführung von Elektrofahrzeugen im Fahrzeugpool, das Sammeln von Nachhaltigkeitspunkten durch Mitarbeiter:innen, das Reporting an den Deutschen Nachhaltigkeitskodex, ein jährlicher Plogging Day sowie die Nachverfolgung unserer CO2-Emissionen. Zusätzlich spenden wir jährlich mindestens fünf Prozent unseres Unternehmensgewinns an gemeinnützige Verbände und Organisationen.“

Doch zur grünen Wahrheit gehört auch, Fehler oder Rückschläge einzugestehen. Denn Köppel weiß: „Nach fünf Jahren Nachhaltigkeit bei dc haben sich viele Erfahrungen und Erkenntnisse angesammelt, die wir teilen wollten. Unser Ziel war es, ebenso wie wir von den Impulsen anderer Unternehmen profitiert haben, unsere bisherigen Erfahrungen über unseren Podcast weiterzugeben. Dabei ist uns wichtig zu betonen, dass wir uns nicht als perfekt betrachten. Wir befinden uns auf einer Reise, und genau darüber möchten wir in unserem Podcast sprechen.“ Darüber sprechen, dazulernen – das ist die Idee hinter dem firmeneigenen Podcast „green beyond the logo“. In dem Nachhaltigkeits-Podcast sprechen die Hosts Lisa Köppel und CEO Tobias Langmeyer über Möglichkeiten für Unternehmen, sich mit Nachhaltigkeit zu beschäftigen.

Neues einfach mal machen und ausprobieren – diese Idee prägt nicht nur den Podcast, sondern auch das gesamte Geschäftsmodell der Kulmbacher. Dieses beruht auf der Idee der Holokratie: Dabei werden die Entscheidungen nicht in kleinen hierarchischen Hinterzimmern getroffen und dann von oben nach unten „durchregiert“. Vielmehr entscheiden alle und tragen die Beschlüsse dann auch mit. Und der Vorstand ist nur auf Zeit gewählt.

Neue Entscheidungsprozesse, bessere Stimmung sowie eine transparente Nachhaltigkeitsstrategie – das sind drei wesentliche Erfolgszutaten für die Zukunft deutscher Mittelständler. Lisa Köppel sagt dazu abschließend: „Ein offener Ansatz ist der erste wichtige Schritt. Es ist entscheidend, die Auswirkungen des eigenen Handelns auf die Umwelt zu analysieren und ebenso zu betrachten, wie die Umwelt das Unternehmen beeinflusst. Wir empfehlen, die Mitarbeiter:innen von Anfang an in die Nachhaltigkeitsstrategie einzubeziehen, gemeinsam Ideen zu entwickeln und Ansätze zu erarbeiten.“

Quelle: UD/cp
 

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