Staatliche Unternehmen auf Steuervermeidungskurs
Steuerskandale internationaler Konzerne finden sich beinahe täglich in der medialen Berichterstattung. Eine aktuelle Studie von WU-Professorin Eva Eberhartinger macht nun deutlich, dass auch staatliche Unternehmen Steuern vermeiden. Dabei zeigt sich: Auch diese Unternehmen brauchen Anreize, um Steuervermeidung zu unterbinden.
10.08.2020
Aktionärsanreize statt Steuerplanung
Die Studie macht deutlich, dass finanzielle Anreize eine wichtige Determinante der Steuerplanungsaktivitäten staatlicher Unternehmen sind. Nur jene Unternehmen, in denen die staatlichen Anteilseigner von den Steuereinnahmen profitieren, betreiben weniger Steuerplanung. „Unsere Studie gibt generell einen Hinweis darauf, dass Aktionärsanreize eine relevante Determinante der Steuerplanungsaktivitäten sind. Im Bereich staatlicher Unternehmen sind die Aktionärsanreize außergewöhnlich, da Aktionäre gleich zweierlei Ansprüche auf den Gewinn des Unternehmens haben, nämlich die Steuerzahlung und die Dividende. Wenn staatliche Anteilseigner jeweils 100 Prozent dieser Ansprüche erhalten, sollte es ihnen gleichgültig sein, ob dieser Anspruch als Steuer oder als Dividende gezahlt wird. Doch nicht jeder staatliche Eigentümer profitiert direkt von den Steuereinnahmen. Anhand dieser unterschiedlichen Anreize stellen wir fest, dass jene staatlichen Eigentümer, die einen direkten Anspruch auf die Steuereinnahmen haben, darin auch einen Anreiz sehen, für geringere Steuerplanungsaktivitäten der staatlichen Unternehmen zu sorgen“, erklärt Eberhartinger.
Gerade auch für die aktuelle Diskussion rund um Verstaatlichungen im Zuge der Corona-Krise leistet die Studie einen wichtigen Beitrag. Die Studienergebnisse informieren die politischen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger über die potenziellen Auswirkungen von Verstaatlichungen auf die unternehmerischen Steuerplanungsaktivitäten.