Ein neues wissenschaftliches Verständnis der Evolution entsteht
Fortschritte in der biologischen Forschung führen zu einem bemerkenswerten neuen Verständnis davon, wie Organismen evolvieren. Charles Darwins „natürliche Selektion“ bleibt der zentrale Mechanismus, doch welche Merkmale begünstigt werden, wird teilweise von Eigenschaften der Organismen selbst bestimmt. In einem mit Spannung erwarteten neuen Buch, das diese neue Perspektive darlegt, beschreiben internationale Wissenschaftler, wie der Evolutionsprozess im Laufe der Zeit selbst evolviert ist – und dies auch weiterhin tut.
01.11.2024
Nathalie Feiner, Lise-Meitner-Forschungsgruppenleiterin am Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie, hat das Buch mitverfasst und erklärt: „Dieses Buch vermittelt eine Sichtweise der Evolutionsbiologie, die Organismen ernst nimmt. Was Organismen tun und wie sie funktionieren, spielt tatsächlich eine Rolle für ihre eigene Evolution. Ich denke, die Zeit ist reif, die Biologie wieder in das Gedankengut der Evolution einzubringen.“
Das Team hat diese neue Sicht der Evolution für die Öffentlichkeit in einem populärwissenschaftlichen Buch zusammengefasst, das unter dem Titel „Evolution Evolving“ bei Princeton University Press veröffentlicht wurde.
Das Buch beschreibt, wie sich Tiere und Pflanzen durch kulturelle Weitergabe, epigenetische Vererbung oder durch ihre symbiotischen Bakterien anpassen. Zum Beispiel haben Wale kulturelle Traditionen, die die genetische Evolution beeinflussen, Ratten haben sich an giftige Nahrung angepasst, indem sie die Gene von Bakterien nutzen, die sie durch das Fressen von Kot und Erde aufnehmen, und es wird berichtet, dass erlernte Ängste über Generationen hinweg durch Moleküle, die an DNA anhaften, vererbt werden.
Die Perspektive wurde bereits von mehreren führenden Biologen unterstützt, darunter Marc Kirschner von der Harvard University, der zwar nicht zu den Autoren gehört, aber „Evolution Evolving“ als „eine Meisterleistung“ und „eine faszinierende und originelle Erweiterung der Evolutionstheorie“ bezeichnete.
Erstautor Kevin Lala, Professor für Verhaltens- und Evolutionsbiologie an der University of St. Andrews in Schottland, erklärt: „Dies ist eine aufregende Zeit für die Evolutionsbiologie. In den letzten Jahren gab es viele wissenschaftliche Entdeckungen, die das traditionelle Verständnis infrage stellen. Phänomene, die wir früher für unmöglich hielten, wurden nachgewiesen, und dies veranlasst Wissenschaftler zum Umdenken.“
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