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Unternehmen sind von ihren ESG-Zielen noch weit entfernt

Unternehmen rund um den Globus haben sich zu ökologischen, sozialen und Governance-Zielen (ESG) verpflichtet. Sie haben aber Schwierigkeiten, diese zu erreichen. In vielen Fällen klafft eine große Lücke zwischen ihren Ambitionen und der Umsetzung. Das geht aus einer aktuellen L.E.K.-Umfrage hervor.

09.08.2022

Unternehmen sind von ihren ESG-Zielen noch weit entfernt

Zu den Hindernissen gehören Meinungsverschiedenheiten innerhalb des Managements darüber, wie kurzfristige geschäftliche und finanzielle Interessen mit langfristigen ESG-Zielen in Einklang gebracht werden können. Weitere Gründe sind fehlende Prozesse und Kapazitäten zum Aufbau von ESG-Programmen, Unstimmigkeiten in der Strategie, im Produkt- und Dienstleistungsportfolio und in den Lieferketten sowie eine nicht darauf abgestimmte Unternehmenskultur. Ebenfalls eine große Herausforderung ist es, Anreize zu schaffen und Vergütungsprogramme für Führungskräfte zu entwickeln, die ESG unterstützen. Die Entwicklung und Umsetzung wirksamer ESG-Programme erfordert ein grundlegendes Überdenken all dieser Punkte – und insbesondere einen größeren internen Konsens über die Kompromisse, die ESG- und Nachhaltigkeitsziele erfordern.

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Dies sind einige der wesentlichen Ergebnisse einer großen Umfrage unter 400 Führungskräften in den USA, Europa und Asien. Durchgeführt wurde sie von der globalen Strategieberatung L.E.K. Consulting in Zusammenarbeit mit Longitude.

„Die Unternehmen sind aus guten geschäftlichen und gesellschaftlichen Gründen bereit, nachhaltiger zu werden. Sie sind aber nicht bereit und auf der Ebene der Führungskräfte und des Vorstands noch lange nicht in der Lage, diese Ambitionen auch umzusetzen“, kommentiert John Goddard, Partner, stellvertretender Vorsitzender und Leiter des Global Sustainability Centre of Excellence bei L.E.K. Consulting.

Unternehmen sehen großes Potenzial bei ESG

Nachhaltigkeits- und ESG-Themen haben in der Privatwirtschaft einen hohen Stellenwert. Mehr als 700 der 2.000 größten börsennotierten Unternehmen haben sich dazu verpflichtet, ihre Netto-Emissionen bis 2050 auf null zu reduzieren. Gleiches gilt für 60 Prozent der Unternehmen aus dem britischen Aktienindex FTSE 100. Und in den USA haben zwei Drittel der S&P 500-Unternehmen Ziele für die Verringerung ihrer Emissionen.

Die meisten Unternehmen mit ESG-Zielen sehen darin weit mehr als nur eine Möglichkeit, die Vorschriften einzuhalten und Risiken zu verringern. Laut der L.E.K.-Umfrage betrachten 51 Prozent von ihnen ESG als Wachstumstreiber. Weitere 20 Prozent konzentrieren sich im Rahmen von Innovationen auf diese Themen.

Tatsächlich sind 51 Prozent der Führungskräfte der Meinung, dass sich ihr Unternehmen mit ESG-Aspekten befassen sollte – selbst, wenn dies die finanzielle Performance kurzfristig beeinträchtigt. Bei börsennotierten Unternehmen sind es 54 Prozent. „Die aufgeklärtesten Unternehmen setzen sich klare Nachhaltigkeitsziele, anstatt sich nur auf die Einhaltung von Vorschriften zu konzentrieren. Sie wissen, dass dies das Beste für das Unternehmen, den Planeten und die Gesellschaft ist“, so Goddard.

Erhebliche Herausforderungen

Bevor sie ESG-Ziele erreichen können, müssen Unternehmen einen internen Konsens über den Umgang mit dem Spannungsverhältnis zwischen kurzfristigen Prioritäten und Investitionen für nachhaltiges Wachstum erreichen.

In der Tat gaben 58 Prozent der Führungskräfte an, dass es dabei „erhebliche Meinungsverschiedenheiten innerhalb des Führungsteams“ gibt. Goddard: „Die Analyse der finanziellen und nicht-finanziellen Vorteile der strategischen Entscheidungen zum Erreichen der ESG-Ziele ist eine große Aufgabe. Es bedeutet, die nicht-finanziellen Vorteile so zu quantifizieren, dass sorgfältige strategische Entscheidungen für ein umfassendes ESG- Engagement getroffen werden können.“

Die Ausrichtung ist auch deshalb schwierig, weil die mit ESG und Nachhaltigkeit verbundenen Risiken sehr vielfältig und komplex sind. Die breit angelegte Arbeit von L.E.K. hat die wichtigsten ESG-Risiken für Unternehmen aufgezeigt:

  • Die Kosten der Energiewende, Nachhaltigkeitsverpflichtungen in der Lieferkette und die Einhaltung von Vorschriften.
  • Finanzielle Bereiche einschließlich „stranded assets“, noch nicht standardisierte oder inkonsistente ESG-Ratings und Druck von aktivistischen Investoren.
  • Reputationsbezogene Aspekte wie die zunehmende Sensibilisierung der Verbraucher, die auf Unternehmen abzielende „cancel culture“ sowie Probleme bei der Talentgewinnung und -bindung im Zusammenhang mit der Wahrnehmung der ESG-Bilanz eines Unternehmens.

„Vorstände und Führungskräfte sind sich der großen Nachhaltigkeitsrisiken zunehmend bewusst. Ihnen fehlen aber oft der vollständige Kontext und die Instrumente, um sie zu bewältigen“, so Goddard.

Ein Teil der Herausforderung sind fehlende Metriken oder Leistungsindikatoren (KPIs), um den Fortschritt bei den ESG-Zielen zu verfolgen: Laut Umfrage verfügt nur ein Viertel (27 Prozent) der Unternehmen über unternehmensweite ESG-KPIs, nur in seltenen Fällen (nur drei Prozent) gibt es einen vollständigen Katalog.

Ohne solche Kennzahlen wird es für Unternehmen weiterhin schwierig sein, die Vergütung von Führungskräften mit ESG-Zielen zu verbinden. „Unternehmensleiter erkennen an, dass diese Verknüpfung ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu den ESG-Zielen sein wird. Noch aber sind zu wenige Unternehmen an diesem Punkt“, so Goddard

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Führungskräfte zeichnen detailliertes Bild von ihren ESG-Hürden

Für die L.E.K.-Umfrage wurden die Führungskräfte gebeten, die Herausforderungen auszuwählen, die das Erreichen ihrer Nachhaltigkeitsziele beeinträchtigen könnten. 34 Prozent der Befragten wählten „fehlende strategische Ausrichtung der wichtigsten Stakeholder“. Jeweils 33 Prozent entschieden sich für „Führungsteam ist sich nicht einig darüber, was ESG-Ziele sein sollten, „Mangel an relevanten Fähigkeiten/Fertigkeiten für eine klare Entscheidungsfindung und Verantwortlichkeit“ sowie „Mangel an der richtigen Kultur/Mentalität“.

Auf die Frage nach den Bereichen, in denen ihr Unternehmen am weitesten von seinen ESG- Zielen entfernt ist, antworteten 43 Prozent „Vergütungs- und Anreizsysteme“ und 40 Prozent „die richtige Kultur, einschließlich der Einstellung und des Engagements der Führungsebene“.

Weitere wichtige Ergebnisse:

  • 79 Prozent der Führungskräfte gaben an, dass ihr Unternehmen noch mehr tun muss, um die erforderlichen Kompetenzen und Kapazitäten für das Erreichen der Nachhaltigkeitsziele zu schaffen.
  • 59 Prozent gaben an, dass ihr Unternehmen keine wesentlichen Fortschritte beim Verständnis der finanziellen Risiken und Chancen des Klimawandels gemacht hat.
  • 54 Prozent gaben an, dass ihr Unternehmen keine wesentlichen Fortschritte bei der Integration von ESG-Faktoren in die Art und Weise gemacht hat, wie das Unternehmen Kapital zuweist.
  • 48 Prozent sind der Meinung, dass das aktuelle Produkt- und Dienstleistungsportfolio ihres Unternehmens nicht den Anforderungen einer nachhaltigeren Zukunft entspricht.

Geeignete Maßnahmen für Unternehmen

„Es gibt eine Reihe von Maßnahmen, die Unternehmen ergreifen können, um Hindernisse bei der Umsetzung von ESG-Zielen zu überwinden“, betont Goddard. „Dazu gehört die Einführung einer gemeinsamen Sprache, um Nachhaltigkeitsziele zu entwickeln und die strategischen Entscheidungen zu verstehen, die zur Erreichung der Ziele erforderlich sind. Weitere Bausteine sind Investitionen in Bildungsprogramme und die Einbeziehung des gesamten Führungsteams in die Analyse der finanziellen und nicht-finanziellen strategischen Entscheidungen, die zur Erreichung der ESG-Ziele erforderlich sind. Darüber hinaus können messbare Ziele und KPIs festgelegt werden, um die Berichterstattung und Nachverfolgung zu ermöglichen, sowie Zwischenziele, um die Vergütung an ESG-Fortschritte zu koppeln.“

Quelle: UD/pm
 

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