Welches Start-up hat die beste Idee fürs Gemeinwohl?
Die Mannheimer iuvando Health GmbH hat den vierten Public Value Award for Start-ups gewonnen. Der Entwickler einer digitalen Plattform für Krebspatienten erhielt die von der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY vergebene Auszeichnung Anfang November in Leipzig. Die Plätze zwei und drei belegten die Hamburger besser zuhause GmbH und der norwegisch-chilenische Anbieter EnlightAID.
19.12.2019
Welches Start-up bietet nicht nur einen soliden Businessplan und ein neuartiges Produkt, sondern vor allem auch Lösungen für die gesellschaftlichen Fragestellungen unserer Zeit und fördert damit das Gemeinwohl? Diese Fragen stellt alljährlich die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY in Kooperation mit der HHL Leipzig Graduate School of Management Start-ups. Jungunternehmen. Bereits seit 2016 verleihen beide Institutionen den EY Public Value Award for Start-ups.
Der Wettbewerb ist in der Start-up-Szene beliebt. Von 138 Einreichungen dieses Jahres qualifizierten sich acht für das Finale im November in Leipzig. Die Geschäftsmodelle der Finalisten reichten vom Online-Lieferdienst für geschnittenes Obst über einen Internet-Service für medizinisch wirksame Patientenverfügungen bis hin zu einer Werkstatt mit Schneiderinnen, die aus ihrer Heimat nach Deutschland flüchten mussten.
„Wir brauchen mehr denn je innovative, nachhaltige und mutige Lösungen, die unsere Gesellschaft voranbringen. Ich bin stolz darauf, dass wir auch im vierten Jahr des Wettbewerbs wieder Unternehmen auszeichnen können, die Verantwortung für die Gemeinschaft übernehmen“, würdigte Hubert Barth, Vorsitzender der Geschäftsführung EY Deutschland, die Wettbewerbsteilnehmer.
Wer die Siegertreppchen erklimmen durfte, entschied in Leipzig eine fachkundige Jury, die die Live-Präsentationen der Finalisten bewertete. Außerdem hatten auch die Zuschauer eine Stimme und kürten einen eigenen Publikumssieger. Zu gewinnen gab es über die einzigartige Trophäe aus Metall und Beton hinaus weitere attraktive Preise.
So wird das Siegerprojekt der Iuvando Health GmbH in das „EY Ripples“-Programm aufgenommen, in dem es umfangreiche Beratungsleistungen zur Geschäftsmodelloptimierung und zur Unternehmensstrategie erhält. Außerdem dürfen Vertreter von Iuvando im Frühjahr 2020 bei der Gala zur Wahl des „World Entrepreneur Of The Year“ in Monte Carlo dabei sein. Auch die besser zuhause GmbH als Zweit- und EnlightAID als Drittplatzierte durften sich über Coachingleistungen im Wert von jeweils mehreren tausend Euro freuen. EnlightAID wurde zudem noch Publikumssieger und als solcher zu einem Erlebniswochenende in Leipzig eingeladen.
Online-Informationen über neue Krebstherapien
Die iuvando Health GmbH aus Mannheim hat eine digitale Plattform für Krebspatienten entwickelt, die über innovative Therapien sowie neue klinische Studien informiert. Patienten sollen sich mithilfe von Iuvando besser über Behandlungsmöglichkeiten informieren können und frühzeitig von neuen Therapieverfahren erfahren.
„Viele Krebspatienten wissen nicht, dass es neben den Standardtherapien auch die Möglichkeit gibt, an Studien teilzunehmen und von innovativen Therapieansätzen zu profitieren, die sich in klinischer Erprobung befinden“, beschreibt die von Ärzten geleitete unabhängige Plattform ihre Dienstleistung. Erkrankte haben die Möglichkeit, auf der Iuvando-Internetseite ihre Erkrankung mit Kriterien wie Stadium, Tumorformel, Rezeptorstatus und einigen anderen zu beschreiben. Das Online-Portal liefert dann einige Tage später ausgewählte Ergebnisse aus einer Datenbankrecherche über mehrere tausend einschlägige Studien. Dabei betont der Anbieter, dass die Patienten das Rechercheergebnis noch mit den behandelnden Ärzten besprechen sollten: „Die Wahrung des Arzt-Patienten-Verhältnisses hat für uns oberste Priorität.“ Für Ärzte und Patienten ist das Angebot kostenfrei.
Rundum-Service für altengerechtes Wohnen
Die besser zuhause GmbH hilft seit Juli 2019 älteren, pflegebedürftigen Menschen mit einem Rundum-Service dabei, in den eigenen vier Wänden wohnen zu bleiben. Sie übernimmt die Planung und Durchführung von Maßnahmen wie dem Einbau von rutschfesten Böden, bodengleichen Duschen und erhöhten Toiletten, Haltegriffen, Handläufen und Rampen. Dabei arbeitet sie mit verschiedenen zertifizierten Partnerunternehmen zusammen. Auch die Beantragung und Abrechnung der Zuschüsse wird koordiniert. Denn die Pflegekasse zahlt laut Sozialgesetzbuch XI bis zu 4.000 Euro Zuschuss pro Pflegebedürftigem.
Das Geschäftsmodell von besser zuhause besteht darin, dass das Unternehmen die benötigten Produkte bei den Zulieferern zu günstigeren Konditionen bezieht und an die ausführenden Handwerker weiterverkauft. Mittelfristig plant das junge Unternehmen weitere Angebote wie beispielsweise „Ambient Assisted Living“, die automatisch unterstützte Pflege.
EnlightAID leuchtet die Wege von Hilfsgeldern aus
Die drittplatzierte Smartphone-App „EnlightAID“ will das Vertrauen in soziale Hilfsprojekte stärken. Die „Tech4Good“-Anwendung bringt soziale Entrepreneure, Projekte und engagierte Menschen zusammen und schafft Transparenz über Spendenflüsse und deren Verwendung.
Ins Leben gerufen wurde EnlightAID bereits vor einigen Jahren von einem internationalen Team um die Chilenin Maria Verónica Celis Vergara. Das mehrheitlich südamerikanische Entwicklerteam weiß aus eigener Erfahrung, dass Hilfsgelder oft nicht da ankommen, wo sie gebraucht werden und die Spender dadurch das Vertrauen verlieren, wie Celis Vergara der Friedrich-Naumann-Stiftung erzählte. Die Gründe dafür sind vielfältig. Korruption sei allein für ein Drittel der Fälle verantwortlich, in denen Hilfsgelder versickerten, sagte der ehemalige UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon 2012 vor dem UN-Wirtschafts- und Sozialrat.
Dagegen setzt EnlightAID auf volle Transparenz. Über eine einheitliche Oberfläche präsentieren sich Hilfsangebote und -initiativen. Interessierte können online nach spannenden Projekten suchen, dafür spenden oder auch ihr Engagement anbieten. Alle Aktivitäten – von der Spende bis zur Engagementszusage – werden direkt online protokolliert und angezeigt. Im Gegenzug informieren die geförderten Projekte unmittelbar über die Verwendung der Zuwendungen.