Chancen und Grenzen von Diversität
Trotz Milliardeninvestitionen in Diversitätsprogramme erzielen viele Unternehmen kaum messbare Fortschritte. Der „Diversity Mythos“ – die Annahme, dass Vielfalt automatisch zu Innovation und besseren Ergebnissen führt – entspricht laut Prof. Dr. Meir Shemla von der EBS Universität jedoch nicht der Realität. Seine Forschung zeigt: Ohne gezielte Steuerung und ein aktives Management bleibt das Potenzial von Diversität ungenutzt.
13.11.2024
Zwei zentrale Herausforderungen für Diversität in Unternehmen
Langsame Fortschritte trotz hoher Investitionen: Trotz beachtlicher Investitionen in DEI-Programme und mehr als 7,5 Milliarden Dollar im Jahr 2020 (McKinsey 2023) bleiben viele Unternehmen hinter ihren Diversitätszielen zurück. Die Herausforderungen und Hindernisse in der Umsetzung sind oft größer als erwartet.
Politische Gegenbewegungen: Besonders in den USA geraten DEI-Initiativen zunehmend unter politischen Druck. In einigen Regionen setzen gesetzliche Einschränkungen den DEI-Programmen Grenzen oder untersagen sie ganz, was Unternehmen zwingt, ihre Diversitätsziele neu zu bewerten. Prof. Shemlas Forschung zeigt Wege auf, wie Unternehmen trotz dieser Herausforderungen nachhaltige Fortschritte erreichen können.
Forschungsergebnisse: Wann Diversität funktioniert – und wann nicht
- Der „Diversity-Mythos“: Die Annahme, dass Diversität automatisch die Teamleistung verbessert, hält wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht stand. Studien aus über 30 Jahren zeigen, dass Diversität nicht zwangsläufig zu besseren Ergebnissen führt – die Auswirkungen sind oft neutral oder sogar negativ. Heterogene Teams stellen besondere Anforderungen an die Führung und erfordern gezieltes Management, um Herausforderungen wie geringere Kohäsion und Konflikte zu vermeiden.
- Grundsätze für wirksame Diversitätsstrategien: Prof. Shemla und sein Team haben wesentliche Erfolgsfaktoren für die Umsetzung von DEI-Programmen identifiziert. Dazu gehören maßgeschneiderte Ansätze für verschiedene Organisationen sowie eine klare Kommunikation zwischen Führung und Mitarbeitenden. Ein zentrales Ergebnis: Erfolgreiche DEI-Programme schaffen nicht nur Vielfalt, sondern setzen auf eine aktive und gezielte Steuerung, um deren Potenzial voll auszuschöpfen.
- Vielfalt im Team erfolgreich nutzen: Um das volle Potenzial von Diversität auszuschöpfen, ist ein gezieltes Management vielfältiger Teams entscheidend. Studien zeigen, dass Führungskräfte nicht nur auf die Teamzusammensetzung achten sollten, sondern auch darauf, wie Unterschiede innerhalb des Teams wahrgenommen und wertgeschätzt werden. Gemeinsame Werte und klare Zielsetzungen schaffen eine positive Teamdynamik und stärken die Zusammenarbeit in heterogenen Gruppen.
Eine fundierte, evidenzbasierte Sicht auf DEI-Maßnahmen
In der oft kontroversen Diskussion um Diversität bringt die Forschung von Prof. Shemla eine differenzierte Perspektive ein: Vielfalt kann enormes Potenzial entfalten, doch ihre erfolgreiche Integration in Unternehmen verlangt aktives, strategisches Management. Dieser Ansatz soll Unternehmen dabei helfen, ihre Diversitätsziele nachhaltig zu erreichen und unnötige Investitionen in wenig wirksame „Standardlösungen“ zu vermeiden.
Prof. Meir Shemla ist Professor für Organizational Behaviour und Human Resource Management an der EBS Business School (EBS Universität). Seine Forschungsschwerpunkte umfassen:
- Die Auswirkungen von Vielfalt in Organisationen
- Einsamkeit am Arbeitsplatz
- Männlichkeit im beruflichen Kontext, einschließlich Fragen wie: Welche Auswirkungen haben Maßnahmen zur Förderung weiblicher Führungskräfte auf Männer, und wie reagieren Männer auf die sich wandelnden Geschlechterdynamiken und Anforderungen an politische Korrektheit im Arbeitsumfeld?