Stärkung von Mädchen mit Migrationshintergrund durch digitale Bildung
Die Universität Mannheim, das ZEW und Starkmacher e.V. starten das vom BMBF geförderte Projekt „STARK-MIT-DIBI“. Ziel ist es, Mädchen mit Migrationshintergrund durch digitale Bildungsangebote im TUMO-Zentrum Mannheim zu fördern und ihre Chancen in Ausbildung und Beruf zu verbessern. 1.000 Teilnehmerinnen pro Woche erlernen zukunftsorientierte Kompetenzen wie Programmieren, Grafikdesign oder 3D-Modellierung.
15.11.2024
Unter Leitung von Prof. Dr. Karina Karst erforschen die Universität Mannheim, das ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung Mannheim und der staatlich anerkannte, außerschulische Bildungsträger Starkmacher e.V. im Verbund, wie durch digitale Bildungsangebote und die Bereitstellung von Empowerment-Räumen die Bildungschancen für Mädchen mit Migrationshintergrund verbessert werden können. Die Erprobung erfolgt in einem innovativen, digitalen Lernzentrum, dem TUMO-Zentrum Mannheim. Dort können wöchentlich bis zu 1.000 Mädchen zwischen 12 und 18 Jahren unter Anleitung von Coaches unter anderem Programmieren, Grafik-Design oder 3D-Modellierung erlernen.
Ziel des Verbundprojektes ist es, besonders Mädchen mit Migrationshintergrund den Zugang zu digitalen Bildungsangeboten zu erleichtern und damit ihren Glauben an die eigenen Kompetenzen im digitalen Bereich zu stärken. Zudem sollen dadurch ihre Bildungschancen für Ausbildung, Studium oder Arbeitsmarkt erweitert werden.
Das Verbundprojekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Programms „Integration durch Bildung“ gefördert, unter anderem aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds Plus (ESF Plus). Das Projekt ist Anfang Oktober gestartet. Seine Laufzeit ist auf drei Jahre festgelegt.
STARK MIT DIBI in der Metropolregion Rhein-Neckar Digitale Bildung gewinnt in der technologisch fortschreitenden Welt zunehmend an Bedeutung für die individuelle Bildungsbiografie und gesellschaftliche Teilhabe. Das zeigen unter anderem Berichte der Kultusministerkonferenz und der OECD. Häufig ist der Zugang zu digitalen Ressourcen und die Beherrschung entsprechender Skills aber nicht für alle Schüler:innen gleichermaßen gewährleistet. Besonders Mädchen mit Migrationshintergrund sind benachteiligt.
Für den Erfolg des Projekts haben die beteiligten Partner:innen verschiedene zentrale Forschungsziele und Maßnahmen im TUMO-Zentrum Mannheim geplant, die in enger Zusammenarbeit umgesetzt werden. Speziell wird hierbei die Wirkung der Teilnahme auf Mädchen mit Migrationshintergrund im Bereich digitaler Kompetenzen und ihrer Selbstwirksamkeit – also dem Glauben an die eigenen Fähigkeiten – im Umgang mit digitalen Medien analysiert. Zusätzlich werden die internen Prozesse des Lernzentrums evaluiert und Experten aus der Bildungspraxis einbezogen, um Praxisrelevanz und Nachhaltigkeit der Ergebnisse sicherzustellen.
Die gewonnenen Erkenntnisse aus den Untersuchungen sollen richtungsweisend über Mannheim und die Metropolregion hinaus auf andere Regionen und Kontexte transferiert werden. Damit soll ein Lernangebot entstehen, welches bundesweit dazu beiträgt, Chancengleichheit in der Bildung zu fördern.
Die Universität Mannheim übernimmt als Wissenschaftspartner neben forschungs- und transferorientierten Aufgaben die Verbundkoordination und Projektleitung. „Unsere Forschung wird neue Erkenntnisse über die Wirksamkeit digitaler Bildung und diversitätssensiblen Lernens bringen“, so Prof. Dr. Karina Karst, Apl. Professorin für Professions- und Schulforschung an der Universität Mannheim. „Durch die Stärkung von Mädchen mit Migrationshintergrund im Bereich digitaler Bildung tragen wir vor allem zur sozialen Integration bei und wir erwerben wesentliche empirische Erkenntnisse zu ebendiesen Gelingensbedingungen. Aus diesem Grunde liegt mir das Projekt und dessen Transferorientierung persönlich sehr am Herzen.“
Die Hauptaufgabe des ZEW liegt in der Analyse empirischer Zusammenhänge und Wirkungsmechanismen. „Chancengerechtigkeit in der Bildung trägt zu gesellschaftlichem Zusammenhalt und wirtschaftlichem Wohlstand bei. Vor allem in einer digitalisierten Welt ist es daher wichtig zu untersuchen, wie innovative Bildungsangebote alle Schülerinnen und Schüler erreichen und fördern können, unabhängig von ihrem sozialen oder kulturellen Hintergrund. Da aktuell kaum auf Sekundärdaten zurückgegriffen werden kann, ist es eine unserer Aufgaben, eigene Daten für das Forschungsprojekt zu erheben“, erklärt Dr. Guido Neidhöfer, Senior Researcher am ZEW Mannheim im Forschungsbereich Arbeitsmärkte und Sozialversicherungen und Ansprechperson des ZEW-Schwerpunktbereiches Bildung und soziale Mobilität.
Der Starkmacher e.V. als Träger des TUMO-Zentrums übernimmt die Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Praxis. „Für uns als Starkmacher ist Bildungsgerechtigkeit seit jeher ein wichtiges Ziel. Das gilt auch für das Bildungsangebot im TUMO-Zentrum Mannheim und insbesondere für die spezifische Zielgruppe der Mädchen und jungen Frauen mit Migrationshintergrund“, erklärt Christian Röser, Vorstand Starkmacher e.V., seine Motivation. „Das Projekt STARK-MIT-DIBI hilft uns, Zugangshindernisse in der Ansprache der Mädchen und jungen Frauen zu erkennen, entsprechend mithilfe der Partner inhaltlich die Ansprache anzupassen und die Wirkung zu überprüfen. Wir freuen uns daher sehr, dass wir gemeinsam dieses Projekt ins Leben gerufen haben.“