Wird es den Orang-Utan in 30 Jahren noch geben?
Die Situation für den Borneo-Orang-Utan scheint fast aussichtslos. 2016 wurde er von der Weltnaturschutzbehörde (IUCN) auf der Roten Liste als „akut vom Aussterben bedroht“ hochgestuft. Und auch eine Anfang 2018 veröffentlichte Studie des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig belegt: Zwischen 1999 und 2015 dezimierte sich ihr Bestand um mehr als 100.000 Tiere auf etwa 54.000.
20.08.2018
„Laut Forschern könnten in den nächsten 30 Jahren nochmals 50.000 Orang-Utans verschwinden“, warnt Daniel Merdes, Geschäftsführer von BOS Deutschland. „Das bedeutet dann aller Wahrscheinlichkeit das Ende dieser Art.“
Größte Bedrohung ist der Mensch
Die akute Bedrohung unserer Artverwandten ist menschengemacht. Vor allem der Verlust ihres Lebensraums, des Regenwalds, gefährdet die Art. Pro Minute wird Regenwald in Größe von 36 Fußballfeldern u.a. zu Gunsten riesiger Palmölplantagen gerodet. Palmöl findet sich heutzutage in fast allen verarbeiteten Produkten. Mit einem Anteil von 50 Prozent landet ein Großteil des nach Deutschland importierten Pflanzenöls als sogenannter Biosprit im Tank.
„Der Name Biosprit ist absolut irreführend, denn durch den hohen Palmölanteil trägt er maßgeblich zum Artensterben bei“, erklärt Daniel Merdes. „Wir fordern von verantwortungsvollen Konzernen und Energieanbietern einen sofortigen freiwilligen Verzicht auf Palmöl. Auch die Politik muss endlich tätig werden und Alternativen aufzeigen. Ein erster Schritt wäre der Übergang zu bio, nachhaltig und fair produzierten Palmöl. Vor allem aber muss unsere Gesellschaft ihr Konsumverhalten überdenken. Weniger konsumieren und umweltfreundlicher leben, nur dann haben Regenwald und Orang-Utans eine Chance.“
Populationen bedroht
Auch außerhalb von Borneo sieht es nicht besser für den Orang Utan aus: Mittlerweile gelten nur noch 19 der 52 bekannten Populationen der Menschenaffen als langfristig überlebensfähig.
Geburten ausgewilderter Orang-Utans stimmen vorsichtig optimistisch
Neben der anhaltenden Gefahr für den Borneo-Orang-Utan gibt es jedoch auch vorsichtigen Grund für Optimismus. „Mehr als 25 Jahre Rettungsarbeit auf Borneo tragen langsam Früchte“, sagt Daniel Merdes. „Über 2000 Tiere konnten durch BOS gerettet, 358 davon schon wieder ausgewildert werden. Zehn Geburten in freier Wildbahn stimmen optimistisch und sind gleichzeitig Beleg dafür, wie wichtig und sinnvoll unsere Arbeit ist.“
Anlässlich des Welt-Orang-Utan-Tages am 19. August 2018 fanden in mehreren deutschen Städten Feiern, Aktionstage und Informationsveranstaltungen statt, bei denen auf die Situation der gefährdeten Tiere aufmerksam gemacht wurde. Mit dabei waren dieses Jahr Berlin, Duisburg, Rostock, Dortmund und München.