Schutzmaßnahmen für die Eckernförder Bucht
Zwischen April 2021 und März 2022 hat das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geförderte Projekt „Reallabor Eckernförder Bucht 2030" unter Leitung des Center for Ocean and Society an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel einen intensiven Dialog zwischen Forschungsgruppen und unterschiedlichen gesellschaftlichen Akteurinnen und Akteuren rund um die Eckernförder Bucht aufgebaut. Mit dem wissenschaftlichen und praktischen Ansatz eines Reallabors wurden verschiedene Lösungsvorschläge erarbeitet, um den ökologischen Zustand der Ostsee in der Region zu verbessern.
10.05.2022
Als mögliche Maßnahmen sollen nun die Züchtung von Blasentang und die Wiederherstellung von Steinriffen geprüft werden sowie weitere Maßnahmen, um auf natürlichem Wege Nährstoffe zurückzuhalten. So könnte man einem guten Umweltzustand der Ostsee in der Region Eckernförde gemäß den Vorgaben der EU-Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie näherkommen. „Unser Ziel war es, Maßnahmen zu identifizieren, die einen breiten gesellschaftlichen Konsens finden und möglichst viele Bedürfnisse berücksichtigen“, sagt Projektleiter Dr. Christian Wagner-Ahlfs, der im Center for Ocean and Society (CeOS) des Forschungsschwerpunktes Kiel Marine Science (KMS) an der Universität Kiel für den gesellschaftlichen Dialog verantwortlich ist.
Blasentang soll dem Meer Nährstoffe entziehen
Der zu hohe Eintrag von Nährstoffen primär durch die angrenzende Landwirtschaft in die Ostsee und die bereits in der Ostsee vorhandenen Belastungen aus früheren Einträgen bleiben ein zentrales Problem, das zum Beispiel das Wachstum von Seegraswiesen beeinträchtigt. Nährstoffe fördern unter anderem das Wachstum von Plankton- und Fadenalgen. Diese Algen trüben das Wasser und schädigen durch den Lichtmangel bodenlebende Makroalgen und Seegras. Schließlich kann es häufiger zu Sauerstoffmangel und im Sommer vermehrt zu Fischsterben kommen. „Hier müssen wir neu ansetzen und die Wasserqualität entscheidend verbessern“, betont Professor Martin Wahl, Benthosökologe vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. „Zunächst muss natürlich der Nährstoffeintrag durch die Landwirtschaft weiter reduziert werden. Da sich jedoch schon viele Nährstoffe im Sediment am Meeresboden abgelagert haben, sind weitere Maßnahmen sinnvoll“, erklärt Martin Wahl. Das Projekt „Reallabor Eckernförder Bucht 2030“ hat gezeigt, dass Blasentang Nährstoffe aus der Ostsee binden kann. „Wir wollen daher prüfen, wo Blasentang in größerem Maßstab kultiviert werden kann und wie eine Verwertung an Land organisiert werden könnte, um Stickstoff aus dem Wasser zu entfernen“, so der Algenexperte Wahl.
Flache Steinriffe: Lebensraum für Fische und Algen
Eine weitere Maßnahme ist die Wiederherstellung von Steinriffen. Bis in die 1970er-Jahre wurden im Rahmen der kommerziellen Steinfischerei gezielt große Steine wie Granitfindlinge aus dem Meer entfernt. Diese Steinfelder waren als natürliche Riffstrukturen wichtige Habitate für verschiedene Fischarten, Muscheln und Algen und fungierten darüber hinaus als Küstenschutz. „Mit der Steinfischerei wurde auch ein wichtiger natürlicher Untergrund für den Blasentang zerstört“, sagt Dr. Friederike Prowe von der BioConsult GmbH & Co. KG, die sich im Projekt mit den Themenschwerpunkt Marine Habitate befasst. Blasentang kann größere Mengen an Stickstoff aus dem Ostseewasser binden und so zur einer besseren Wasserqualität beitragen. „Mit der Wiederherstellung flacher Riffe können wir nicht nur neuen Lebensraum für Blasentang schaffen. Blasentang bildet darüber hinaus einen wichtigen Schutzraum für junge Fische. Damit profitieren mittelfristig auch Fischer und Angler“, so Prowe.
Naturnaher Küstenschutz als Antwort auf die Folgen des Klimawandels
Auch das Thema Küstenschutz spielt eine wichtige Rolle im einjährigen Pilotprojekt. Es wurden vor allem die Küstenabschnitte in der Eckernförder Bucht identifiziert, die in den kommenden Jahren am stärksten betroffen sein werden. „Der Klimawandel wird uns Campingplatzbesitzer vermutlich vor große Herausforderungen stellen“, prophezeit Philipp Hoff, der einen Campingplatz in direkter Strandlage in Karlsminde betreibt. „Hochwasserereignisse und Sturmfluten könnten häufiger auftreten und unsere Infrastruktur dadurch beschädigt werden. Wir wollen daher auf naturverträgliche Lösungen setzen und können von den Erkenntnissen im Projekt nur profitieren.“