Bekämpfung des Wildtierhandels durch neue forensische Technologie
Neue Hoffnung im Kampf gegen den illegalen Wildtierhandel: Das Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels (LIB) präsentiert das FOGS-Datenportal, das Behörden und Artenschutzverbände bei der Bekämpfung dieser bedrohlichen Kriminalität unterstützten soll.
15.03.2024
Zunächst konzentrierte sich das FOGS-Projekt (Forensic Genetics for Species Protection) auf verschiedene europäische Wirbeltierarten, die aufgrund des illegalen Handels gefährdet sind. Der langfristige Plan besteht darin, diese Technologie auch im globalen Artenschutz einzusetzen. Die Datenbank des Projekts enthält bereits viele einheimische Vogelarten sowie exotische Tiere wie Graupapageien, Hyazinth-Aras und verschiedene Waranarten. Während der fünfjährigen Laufzeit des Projekts wurden über 4.000 Proben von Wild- und Zoobewohnern gesammelt, um diese Datenbank aufzubauen.
„Mit FOGS haben wir ein Instrument geschaffen, den illegalen Händlern von Wildtieren auf die Spur zu kommen und hierüber bedrohte Arten zu schützen“, erklärt Albia Consul, Projektkoordinatorin am Museum Koenig Bonn des LIB. Durch die umfangreiche Sammlung molekulargenetischer Proben in der Datenbank können Zollbehörden und Naturschutzorganisationen konfiszierte Beweismittel präzise identifizieren und somit sie gerichtsfest für strafrechtliche Ermittlungen verwenden.
Die Referenzproben ermöglichen eine schnelle und genaue Identifizierung der Arten, ihrer geographischen Herkunft und ihrer Zugehörigkeit zu Populationen. „Wir haben ein gutes Grundgerüst geschaffen. Das Datenportal ist aber natürlich nur so gut, wie es auch genügend Referenzproben gibt und sollte fortlaufend erweitert werden. Der Wildtierhandel ist mittlerweile der viertgrößte Sektor der organisierten Kriminalität. Wir setzen hier mit unserer wissenschaftlichen Expertise, mit Aufklärung und mit dem Aufbau eines Netzwerkes von Akteuren aus unterschiedlichen Fachbereichen im Kampf gegen den illegalen Handel an“, betont Albia Consul.
Seit Juli 2019 haben Forscher:innen des Labor für Isotopen-Biochemie (LIB) im Rahmen des FOGS-Projekts an einer frei zugänglichen Datenbank gearbeitet. Durch den Einsatz genetischer Verfahren ist es möglich, Material von bedrohten Tierarten sicher zu identifizieren. Dies wird durch die parallele Analyse zweier molekularer Marker ermöglicht. Die umfassende genetische Information erlaubt es, ein Individuum einer bestimmten Population zuzuweisen.
Im FOGS-Projekt haben Forscher:innen des LIB erstmals die neue SNPSTR-Technologie (Technologie für single nucleotide polymorphisms short tandem repeats) erfolgreich auf Wildtiere angewendet. Diese Technologie kombiniert kurze, im Genom eines Organismus oft wiederholte DNA-Abschnitte (STRs) mit einzelnen genetischen Veränderungen (SNPs). Durch diese Methode ist es möglich, die Elternschaft zu analysieren und verschiedene Populationen zu differenzieren. „Mit einigen zusätzlichen molekularen Möglichkeiten können wir bald Aussagen dazu treffen, ob zum Beispiel Tiere aus legalen Zuchten stammen oder illegale Wildfänge sind“, beschreibt Albia Consul die Dimension dieses Verfahrens.
Die SNPSTR-Marker ermöglichen auch die Bestimmung der Herkunft unbekannter Tiere auf Populationsebene. Auf diese Weise können Wilderei-Hotspots identifiziert und konfiszierte Tiere in ihre ursprünglichen Populationen zurückgeführt werden.
Der Start des FOGS-Datenportals markiert jedoch nicht das Ende der forensischen Arbeit. Albia Consul: „Ein großes Ziel wäre für uns, am LIB ein Forensikzentrum einzurichten, um im direkten Austausch mit den Behörden schnell auf illegalen Wildtierhandel reagieren und ihn somit gezielt zu bekämpfen zu können.“
Seit Mitte 2019 wurde das FOGS-Projekt im Rahmen der Forschungsinitiative zur Erhaltung der Artenvielfalt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit einer Förderung von 1,5 Millionen Euro unterstützt.