Energiewende

Wärmemonitor 2016: „Zweite Miete“ gesunken, obwohl mehr geheizt wird

Die DIW Berlin hat den Raumwärmebedarf 2016 auf Basis von Daten des Energiedienstleisters ista Deutschland GmbH berechnet. Die „zweite Miete“ sank wegen niedriger Energiepreise und stellte somit eine spürbare Entlastung für Haushalte dar. Jedoch stieg der Heizenergieverbrauch um zwei Prozent an. Die Ergebnisse zeigen: Investitionen in Gebäudeeffizienz sind umso wichtiger.

23.10.2017

Die deutschen Privathaushalte haben im Jahr 2016 sechs Prozent weniger für Heizkosten ausgegeben als im Vorjahr. Dies ermittelte der vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) auf Grundlage von Daten des Energiedienstleisters ista Deutschland GmbH berechnete Wärmemonitor 2016. Die Berechnungen basieren auf zahlreichen Heizenergieabrechnungen von Mehrfamilienhäusern in Deutschland und erfolgten klima- und witterungsbereinigt.

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Die Ersparnisse bei der Raumwärme kommen aber erstmals nicht durch einen geringeren Verbrauch zustande. Tatsächlich hatten die privaten Haushalte trotz der bisherigen Sanierungsmaßnahmen im Gebäudebestand im vergangenen Jahr einen um zwei Prozent höheren Heizenergiebedarf als im Vorjahr. Da gleichzeitig aber die Preise für Heizöl und Gas im Schnitt um acht Prozent zurückgingen, hat dies insgesamt zu einer spürbaren Entlastung der Haushaltskassen geführt.

„Die Kostenbelastung der Haushalte beträgt inzwischen nur noch zwei Drittel dessen, was im Jahr 2008 für Raumwärme aufzuwenden war“, konstatiert DIW-Ökonom Claus Michelsen. In Mehrfamilienhäusern – sie machen etwa die Hälfte des Wohnbestandes aus – zahlten die privaten Haushalte im vergangenen Jahr für die sogenannte „zweite Miete“ durchschnittlich zehn Prozent einer Monatskaltmiete, 2008 waren es noch 16 Prozent.

Ostdeutsche müssen weniger heizen

Am teuersten war 2016 die Heizenergie in Hamburg mit 7,81 Eurocent/Kilowattstunde. Am günstigsten ließ sich im Allgäu für 4,85 Eurocent/Kilowattstunde heizen.

Der Energiebedarf im Osten lag im Jahr 2016 um rund fünf Prozent niedriger als im Westen, was die Wissenschaftler vor allem auf die Sanierungswelle nach der Wende Anfang der 90er Jahre zurückführen, von der die ostdeutschen Haushalte offenbar immer noch profitieren. Allerdings nivellieren sich die Unterschiede allmählich. 2015 war der Energiebedarf im Westen noch 6,5 Prozent höher als in den ostdeutschen Bundesländern.

Auch im Süden, in Baden-Württemberg und Bayern, wurde im Schnitt weniger geheizt. Die Gründe dafür dürften vor allem in dem höheren Neubaubestand liegen.

Mehr Anstrengungen für die Gebäudesanierung

Auch wenn die Ausgaben für die Raumwärme nachgaben, obwohl der Verbrauch stieg: Sobald die Energiepreise nicht mehr sinken, wird diese Kostenersparnis zunichte gemacht. „Eine Kombination aus energieeffizienten Gebäuden und optimiertem Nutzerverhalten kann helfen, die Heizkosten nachhaltig zu senken“, sagt Thomas Zinnöcker, CEO von ista. „Grundlage für beides ist Transparenz über die Verbräuche. Hier gilt es, Lösungen mit Augenmaß zu finden, die die Interessen von Investoren, Vermietern und Mietern im Sinne eines nachhaltigen, aber bezahlbaren Klimaschutzes vereinen“, so Zinnöcker weiter.

Nach dem Pariser Klimaschutzabkommen soll der Energiebedarf (Heizung plus Warmwasser) von Wohngebäuden bis 2020 um 20 Prozent und bis 2050 um 80 Prozent gegenüber dem Verbrauch im Jahr 2008 fallen. Seit 2008 ist der Heizenergiebedarf deutschlandweit zwar schon um zehn Prozent gesunken. Um die Ziele noch zu erreichen, müsste er in den verbleibenden vier Jahren aber um weitere zehn Prozent nachgeben. Vor diesem Hintergrund sind Maßnahmen für mehr Energieeffizienz im Gebäude weiterhin sinnvoll. „Auf Grundlage der hier präsentierten Zahlen raten wir von einer Lockerung ab. Nur so können wir die privaten Haushalte langfristig vor steigenden und schwankenden Energiepreisen schützen und den Klimazielen gerecht werden“, resümiert DIW-Ökonom Nolan Ritter. 

Auch für den häufig auftretenden Konfliktfall, wenn sich die Miete nach umfangreichen energetischen Sanierungen stark erhöht, muss eine Lösung gefunden werden. „Notwendig ist eine Förderung von kostengünstigen Sanierungsverfahren und alternativen Finanzierungsmodellen wie Wärme-Contracting-Vereinbarungen, um die unterschiedlichen Interessen von Investoren sowie Mieterinnen und Mietern auszugleichen“, fordert DIW-Ökonom Claus Michelsen.

Quelle: UD/cp
 

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