Energiewende blutet arme Haushalte aus
Unter den erhöhten Preisen durch die Energiewende haben einkommensschwache Haushalte in Deutschland besonders zu leiden, weil sie einen größeren Anteil ihres Einkommens für die Finanzierung ihres Energiebedarfs aufwenden müssen als wohlhabende Haushalte. Das zeigt eine aktuelle Studie des RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung.
12.12.2018
Laut den RWI-Forschern hat die Belastung armutsgefährdeter Haushalte durch Stromkosten relativ zu ihrem Einkommen in den Jahren 2006 bis 2016 erheblich zugenommen. Sie haben im Jahr 2016 mehr für Strom ausgegeben als zur Deckung ihres Energiebedarfs zum Heizen und zur Warmwassererzeugung. So musste ein armutsgefährdeter alleinstehender Rentner im Jahr 2016 rund 50 Prozent mehr pro Monat für Strom bezahlen als noch im Jahr 2006. Während der Anteil der Stromkosten am Einkommen bei wohlhabenderen Haushalten laut der Studie rund 1,5 Prozent beträgt, musste ein armutsgefährdeter Dreipersonenhaushalt im Jahr 2016 knapp fünf Prozent des Einkommens zur Begleichung der Stromkosten aufwenden. Die Verdoppelung der Strompreise seit Einführung des EEG im Jahr 2000 hatte daher erhebliche Verteilungswirkungen zur Folge.
"Gerechtigkeitslücke verschärft"
Im Fokus der Studie stehen drei Typen armutsgefährdeter Haushalte: armutsgefährdete alleinstehende Rentner, die keine staatlichen Hilfen in Anspruch nehmen beziehungsweise erhalten, Arbeitslosengeld II beziehende Einpersonenhaushalte sowie armutsgefährdete Drei-Personen-Haushalte. Es werden sämtliche der Energiewende geschuldeten Abgaben, Umlagen und Steuern, inklusive der auf alle diese Preiskomponenten entfallenden Mehrwertsteuer, betrachtet. Grund hierfür ist nicht zuletzt, dass die insbesondere auf die EEG-Umlage zu zahlende Mehrwertsteuer mittlerweile ein Volumen von mehreren Milliarden Euro pro Jahr angenommen hat. "Diese Tatsache verschärft die Gerechtigkeitslücke bei der Verteilung der Kosten der Energiewende", schreiben die RWI-Ökonomen in ihrem Bericht. "Um künftige Strompreisanstiege zu dämpfen, sollte die Kosteneffizienz beim künftigen Ausbau der regenerative Energietechnologien oberste Priorität haben. Vor allem sollte der Ausbau der Erneuerbaren mit dem Netzausbau synchronisiert werden, um unnötig hohe Kosten bei der Aufrechterhaltung der Netzstabilität und weitere Ineffizienzen zu vermeiden", so RWI-Wissenschaftler Manuel Frondel.