Für eine transparente und effiziente Energiewende
Zukünftige Energiesysteme optimal zu modellieren – das ist das Ziel des offenen und netzebenübergreifenden Planungsinstruments „open_eGo“ (open electricity Grid optimization). Die Netzplanungssoftware zum optimalen Netz- und Speicherausbau in Deutschland wurde jetzt im Rahmen des Abschlussworkshops des gleichnamigen Forschungsprojekts in der schleswig-holsteinischen Landesvertretung in Berlin vorgestellt.
08.11.2018
Unter der Leitung des „Zentrums für nachhaltige Energiesysteme“ von Hochschule Flensburg und Europa-Universität Flensburg haben insgesamt fünf Projektpartner von 2015 bis 2018 die Software und Plattform „open_eGo“ entwickelt. Mit insgesamt rund 1,9 Millionen Euro wurde das Vorhaben vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert.
„In der Energiewirtschaft gibt es viele Akteure und Bereiche, die restriktiv und intransparent arbeiten. Insbesondere im Bereich der Netzplanung sind sowohl die Netzdaten als auch die Berechnungssoftware oft nicht zugänglich“, sagt Jochen Wendiggensen, Professor für Energiewissenschaften an der Hochschule Flensburg und Koordinator des Verbundprojekts, über die Hintergründe des Projekts. „Dadurch war es bisher nicht möglich, den volkswirtschaftlich günstigsten Netz- und Speicherausbau zu berechnen.“
Das soll open_eGo ändern. Das Planungsinstrument stellt georeferenzierte Datenmodelle des Übertragungs- und Verteilnetzes inklusive Ein- und Ausspeiser zur Verfügung. „Das Datenmodell beinhaltet Netzdaten von Stromleitungen, Trafos, Windkraftanlagen, Kraftwerken, Stromverbrauchern und mehr“, erklärt Jochen Wendiggensen.
Freie Daten für eine gelungene Energiewende
Die Besonderheit dabei: open_eGo funktioniert als Open Source und Open Data. Dazu wurde im Rahmen des Projekts eine öffentlich zugängliche virtuelle Plattform entwickelt. Das Tool und die Daten können unter Einhaltung einer freien Lizenz verwendet und weiterentwickelt werden und erlauben so kollaboratives, transparentes Arbeiten auf sehr konkreter Ebene. Mit open_eGo können neben den klassischen Ausbaumaßnahmen von Stromleitungen und Kabeln auch netzdienliche Maßnahmen wie der Bau von elektrischen Speichern oder die Abregelung von Erzeugungsanlagen untersucht werden. Die Untersuchung kann hierbei integriert über alle Spannungsebenen erfolgen – von der großen Übertragungsstromtrasse bis zum Ortsnetz einer Gemeinde. Neben der wissenschaftlichen Anwendung und Untersuchung der Modelle nutzen auch Unternehmen aus der Energiebranche die entwickelten Tools, um aktuelle Fragen des Energiemarktes zu beantworten. Beispielsweise werden in einem Anwendungsfall von Arge Netz Energie aus Schleswig-Holstein die mittel- und langfristigen Auswirkungen des Netzausbaus auf das Einspeisemanagement von Windkraftanlagen und die Möglichkeiten zur optimalen Betriebsweise der Anlagen untersucht.
„Das Energiesystem ist im Wandel begriffen. Die Erkenntnisse des Projektes können wertvolle Grundlagen für die politische Gestaltung dieses Wandels liefern. Dass in diesem Projekt die Potenziale der Digitalisierung für ein effizienteres Energiesystem genutzt werden, begrüße ich sehr. Ich danke den Projektpartnern zudem für den konsequenten Einsatz von Open Data und Open Source. Netzdaten sollten, wo immer möglich, offen sein“, betont Tobias Goldschmidt, Staatssekretär im Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung des Landes Schleswig-Holstein.