2020: Entscheidungsjahr für den Strommarkt der Zukunft
Trotz der letzten Ökostromnovelle wird 2020 das Jahr mit der niedrigsten Ausbauentwicklung bei der Windkraft seit zehn Jahren sein. "Die Stop-and-Go-Politik der letzten Jahre beim Ökostrom hat massive Auswirkungen", bemerkt Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft: "Bei der Neugestaltung des Strommarktes und des Ökostromgesetzes braucht es eine klare Priorität für die erneuerbare Energie. "
14.01.2020
Seit fünf Jahren befindet sich der jährliche Zubau der Windkraft in Österreich im Abwärtstrend. 2020 wird der Ausbau nochmals zurückgehen und voraussichtlich nur mehr 18 Windräder mit einer Gesamtleistung von 59 Megawatt betragen. "Die Stop-and-Go-Politik im Ökostrombereich darf sich in der Zukunft nicht wiederholen", bemerkt Moidl: "Die Windbranche braucht stabile Rahmenbedingungen über mehrere Jahre hinweg."
Stop-and-Go-Politik darf sich nicht fortsetzen
Nachdem viele Windkraftprojekte jahrelang auf den Fördervertrag gewartet haben und es in der ÖSG-Novelle zu starken Absenkungen der Förderung kam, sind die Betreiber gezwungen ihre Projekte abzuändern. Der Wechsel auf neu verfügbare Anlagen benötigt aber Zeit. Die Errichtung der Windräder verschiebt sich dadurch um weitere drei bis vier Jahre. Dadurch ging wertvoller Ökostrom verloren, den die Windräder schon längst erzeugen hätten können. In Summe hat Österreich damit in den letzten Jahren acht Milliarden Kilowattstunden sauberen Windstrom verloren. Diese Strommenge entspricht rund 13 Prozent des Jahresstromverbrauchs Österreichs.
Die Wartezeit bringt auch zusätzliche Kosten und Aufwand für Betreiber und Genehmigungsbehörden. "Wir haben Projekte, die wir bereits zum zweiten Mal bei der Behörde ändern müssen", erläutert Markus Winter von der Windkraft Simonsfeld: "Windräder, die wir bereits vor mehreren Jahren errichten hätten können, sind noch immer nicht umgesetzt, weil die Politik zwar sehr viel über Klimaschutz redet, aber den Ausbau der erneuerbaren Energien durch ihr zögern aktiv verhindert."
Die Windkraft Simonsfeld gehört zu den Pionieren der Windkraft in Österreich und ist eine der größten Bürgerbeteiligungsgesellschaften mit Stammsitz in Ernstbrunn. Sie zählt dort zu den größten Arbeitgebern der Region. "Es braucht bei den Rahmenbedingen eine klare Priorität für erneuerbare Energien durch die Politik. Und darauf hoffen wir", betont Markus Winter und Lukas Winkler von der EWS ergänzt: "Unsere Vision ist es, die Energiewende umzusetzen. Daher möchten wir uns neuen Herausforderungen stellen und uns nicht überwiegend mit alten Projekten, die seit Jahren sauberen Windstrom erzeugen könnten, beschäftigen." Die EWS Consulting ist das bedeutendste Planungsbüro der Windbranche in Österreich und war an der Umsetzung von knapp zwei Drittel aller Windparks in Österreich mitbeteiligt.
Aufbruch zum Strommarkt der Zukunft
Österreich muss 2020, durch neue EU-rechtliche Vorgaben sehr viel Änderungen an den Strommarktbedingungen vornehmen. "Dabei ergeben sich enorme Chancen für Österreich", erklärt Ursula Nährer, Stellvertretende Geschäftsführerin und Chefjuristin der IG Windkraft: "Dieser Bereich ist für die erneuerbaren Energien deshalb so wichtig, weil diese Rahmenbedingungen entscheiden, ob erneuerbare Energien einen fairen Strommarkt vorfinden, oder nach wie vor die alten Kohle-, Gas- und Atomkraftwerke bevorzugt werden."
Regierungsprogramm zeigt in die richtige Richtung
"Das Regierungsprogramm, welches einige Chancen für den Klimaschutz und für die Windkraft zu bieten hat, eröffnet eine positive Zukunftsperspektive für die Windbranche", freut sich Moidl und fordert abschließend: "Für die Windkraft ist es von enormer Bedeutung eine stabile und funktionsfähige neue Fördergesetzgebung zu bekommen und einen Strommarkt vorzufinden, der klar auf erneuerbare Energien ausgerichtet ist. Dies wird der Maßstab für uns zur Beurteilung der kommenden Regierungsarbeit sein."
Windkraft in Österreich 2019
Ende 2019 stehen in Österreich 1340 Windräder mit einer Leistung von 3159 Megawatt. Mit einer Windstrommenge von rund sieben Milliarden Kilowattstunden können zwei Millionen Haushalte versorgt oder elf Prozent der heimischen Stromversorgung zur Verfügung gestellt werden. Dieser Windstrom vermeidet darüber hinaus 3,9 Tonnen CO2-Emissionen, so viel, wie ein Drittel aller PKWs in Österreich ausstoßen. Derzeit arbeiten 4.100 Personen in Österreich an einer grünen Zukunft in der Windbranche.